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Die zweite Todsuende

Die zweite Todsuende

Titel: Die zweite Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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einen Arm um seinen Hals.
    «Gehe ich dir wirklich manchmal auf die Nerven?» fragte er.
    «Manchmal.» Sie nickte. «Ich dir aber auch. Das weiß ich. Jeder jedem. Manchmal. Ich meine, du solltest die Sache wirklich übernehmen, Edward. Ivar hat zwar gesagt, er erwartet keine konkreten Ergebnisse, aber das hat er doch nur getan, damit du annimmst. Er fordert dich heraus. Im Grunde glaubt er, du kannst den Fall lösen; und Chapin auch. Mir gefällt Chapin nicht; der ist ein bigotter Reaktionär. Meinst du, du könntest den Mörder von Maitland finden?»
    «Ich weiß es nicht.» Er seufzte. «Von einer heißen Spur kann jedenfalls nicht die Rede sein.»
    «Wenn jemand es schafft, dann du», sagte sie, und damit war die Sache erledigt, zumindest was sie betraf. «Kommst du mit zu Bett?» fragte sie.
    «Bald», sagte er.
    Sie stand auf, gab ihm einen Kuß und trug das Geschirr hinaus in die Küche. Er hörte Wasser fließen, dann ihre Schritte, als sie die Treppe hinaufging.
    Eine halbe Stunde saß er noch allein; in sich zusammengesunken dachte er nach. Es war zwar unfair Monica gegenüber, doch er überlegte, was wohl Barbara ihm geraten hätte, seine erste Frau. Er wußte es. Genau das, wozu auch Monica ihm riet. Er hatte Glück mit seinen Frauen. Merkwürdig, welche Gefühle sie bewegten, diese Lebenslust, ihre Leidenschaft für Kinder und Pflanzen. Selbstverständlich hatten sie recht, gestand er sich ein. Schließlich nährte man den Lebensfunken, man blies, damit er nicht ausging, bestrafte, wer den Funken austrat.
    Abermals stieß er einen Seufzer aus, stand auf, reckte sich, begann seine Runde. Zuerst hinunter in den Keller, um nachzusehen, ob Fenster und Türen verschlossen waren. Dann nach oben, zwecks Prüfung von Vorlegeketten und Schlössern, die das Dunkel fernhielten. Mary und Sylvia schliefen unbeschwert und wohlbehütet. Das ganze Haus eine Insel der Sicherheit und der Geborgenheit.
    So geräuschlos wie möglich zog er sich aus und schlüpfte ins Bett. Aber Monica war noch wach. Sie drehte sich um und kam in seine Arme. Warm und erwartungsvoll.

3
    Die Unterlagen über den Fall Maitland wurden von einem neutralen Polizeifahrzeug kurz vor Mittag bei Delaney abgeliefert. Sie waren in drei arg mitgenommene Schnapskartons hineingestopft worden, und auf einem beigelegten Zettel schrieb Ivar Thorsen: «Tut mir leid, daß alles durcheinander ist, Edward, aber in so was sind Sie ja phantastisch. Boone meldet sich morgen bei Ihnen. Toi, toi, toi!»
    Der Chief ließ die Kartons in sein Arbeitszimmer bringen und neben seinem Schreibtisch auf dem Boden aufeinanderstellen. Er ging in die Küche und bereitete zwei Sandwiches: Salami und spanische Zwiebeln (mit Mayonnaise) auf Roggenbrot; Schinken und Käse (mit Senf) auf einem Mohnbrötchen. Die Brote und eine geöffnete Flasche Heineken-Bier trug er hinüber in sein Arbeitszimmer, stellte sie sorgfältig auf einem Beistelltischchen ab und machte sich an die Arbeit.
    Langsam und stetig wühlte er sich durch die drei Kartons und warf einen kurzen Blick auf jedes Dokument, bevor er es zwecks Vorsortierung auf einen von vier Stapeln tat:
    1.
Offizielle Berichte der mit der Untersuchung befaßten Beamten.
    2.
Unterschriebene Zeugenaussagen und Fotos.
    3.
Fotos des Opfers, lebend, und der Leiche am Tatort sowie Berichte des Gerichtsmediziners.
    4.
Verschiedene Zettel, meist formlose Anmerkungen zu Aussagen befragter Personen oder Vorschläge für weitere Ermittlungen.
    Delaney arbeitete methodisch, aß nur gelegentlich einen Happen Brot und trank einen Schluck Bier und war um halb vier mit der ersten Sichtung des Materials fertig. Hierauf sah er jeden einzelnen Stapel nochmals durch, ordnete alles chronologisch, sortierte etliche Schriftstücke anders ein, behielt aber seine ursprüngliche Einteilung bei.
    Er setzte die schwere Lesebrille auf und zog die Schreibtischlampe mit dem grünen Schirm heran. Dann nahm er auf seinem Drehstuhl Platz und begann mit den Fotos und dem Autopsiebericht, weil das der kleinste Haufen war. Nachdem er damit durch war, nahm er den Stapel mit den offiziellen Berichten in Angriff. Damit war er halb fertig, als Monica ihn zum Essen rief.

    Er wusch die Hände und gesellte sich zu seiner Familie im Eßzimmer. Er gab sich Mühe, langsam zu essen und an der Unterhaltung teilzunehmen. Doch stand er früh vom Tisch auf, lehnte sogar den Nachtisch ab und nahm nur einen Becher schwarzen Kaffee mit ins Arbeitszimmer. Kurz nach neun war er mit der

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