Die zweite Todsuende
Sergeant zögernd. «Wenn ich mir das mit den Mädchen und den prominenten Freunden so überlege, muß ich sagen, daß sie durchaus in der Lage wäre, jemand auch politisch zu erpressen.»
Delaney schüttelte den Kopf.
«Nicht unsere Belle», sagte er. «Ich habe Ihnen ja gesagt: geldgierig ist sie nicht. Ihr kommt es bloß darauf an, mit Senatoren auf du und du zu stehen.»
Sie hatten noch etwas Zeit vor ihrer Verabredung mit Jake Dukker und überlegten, wo sie essen wollten.
«Irgendwas Einfaches», sagte Delaney. «Und Leichtes. Sie nehmen die Hauptmahlzeit doch auch am Abend, oder?»
«Für gewöhnlich», sagte Boone. «Die Ärzte haben mich auf eine eiweißreiche Diät gesetzt. Meistens koche ich zu Hause. Steaks, Fisch, Hamburger und so.»
«Wie kommen Sie denn zurecht?» fragte Delaney, den Blick starr geradeaus gerichtet.
«Mit der Trinkerei?» fragte Boone ruhig. «Bis jetzt ganz gut. Es gibt keinen Augenblick, wo ich nicht das Verlangen hätte, aber ich habe es geschafft, trocken zu bleiben. Und die Beschäftigung mit dem Fall Maitland hilft dabei.»
«Stört es Sie, wenn jemand in Ihrer Gesellschaft trinkt? Wie gestern, als ich zu Mittag Ale trank und Sie Eistee?»
«Nein, das stört mich nicht», sagte der Sergeant.Was mich stört ist, wenn Leute Witze darüber machen. Ich kann das nicht mehr so komisch finden. Eine Zeitlang hat es mich wahnsinnig viel gekostet, die nächste Stunde ohne Alkohol durchzustehen. Jetzt rechne ich schon in Tagen, und ich finde, das ist ein Fortschritt.»
Delaney nickte. «Ich weiß, es ist kein Trost, was ich sage, aber Sie müssen da schon selbst durch. Das kann Ihnen keiner abnehmen, nicht mal helfen kann man.»
«Ach, ich weiß nicht, Chief», sagte Boone gedankenvoll. «Sie helfen mir sehr.»
«Wirklich?» Delaney war erfreut. «So was hört man gern.» Er fragte nicht, womit und wie er geholfen habe.
Die Sonne strahlte jetzt mit voller Kraft, der Himmel klarte rasch auf, und eine angenehme Brise wehte aus dem Westen herüber. Sie beschlossen, den Wagen irgendwo in der Nähe des Columbus Circle abzustellen, auf der Straße Würstchen und etwas zum Trinken zu kaufen und ihr Mittagessen auf einer Bank im Central Park einzunehmen. Danach wollten sie zu Jake Dukkers Atelier hinübergehen.
Sie hielten in einer Parkverbotszone unweit des Circle, Boone steckte ein Schild mit der Aufschrift POLIZEIBEAMTER IM DIENST hinter die Windschutzscheibe und hoffte das Beste. Beim Maine-Denkmal kauften sie in einer Bude Würstchen mit Sauerkraut, Gewürzgurken, Zwiebeln, Senf und eine Dose Fruchtsaft. Delaney ließ es sich nicht nehmen, alles zu bezahlen. Dann trugen sie ihr in Papierservietten gewickeltes Mittagessen in den Park und fanden auf einer kleinen, mit spärlichem Gras bewachsenen Kuppe eine leere Bank. Vorgeneigt und die Knie gespreizt, um sich nicht zu bekleckern, aßen sie.
«Wenn ich es recht sehe», sagte Sergeant Boone mit vollem Mund, «haben die Sarazen und Dukker für anderthalb Stunden ein gemeinsames Alibi. Dukkers Personal sagt aus, daß beide in der Zeit bis um zwölf und ab halb zwei unten im Atelier waren. Aber anderthalb Stunden waren die beiden oben allein zusammen. Behaupten sie.»
«Sie meinen, daß einer den anderen deckt?»
«Oder daß sie beide gemeinsame Sache gemacht haben. Die Zeitangaben sind doch nur Annäherungswerte. Sie wissen ja, wie unzuverlässig Zeugen sind, sobald es um genaue Zeitangaben geht. Vielleicht waren sie auch länger als anderthalb Stunden nicht im Atelier. Vielleicht bis zu zwei Stunden.»
«Reden Sie weiter. Ich höre.»
«Ein Taxi haben sie wahrscheinlich nicht genommen. Wir haben ja Tausende von Fahrtenbüchern überprüft und alle Fahrer befragt, die zwischen zehn und drei am Freitag in der Nähe der Mott Street jemand abgesetzt haben. Mal angenommen, die beiden hatten irgendwo einen Privatwagen. Ich glaube, man könnte von Dukkers Atelier aus innerhalb von neunzig Minuten oder ein bißchen mehr in die Mott Street und zurück fahren.»
«Das setzt voraus, daß sie nicht unten durchs Atelier rausgehen mußten. Gibt es oben eine Tür ins Treppenhaus?»
«Das weiß ich nicht, Sir. Das müßte man nachprüfen. Aber nehmen wir mal an, es gibt eine, dann verlassen sie das Atelier um zwölf, gehen nach oben, verdrücken sich durch diese Tür und holen ihren Wagen. Oder aber sie fahren im Wagen oder mit einer Taxe rüber zur Lexington Ecke 59th Street und dann mit der U-Bahn weiter. An der Spring Street ist eine
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