Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann
nimmt? Eine Allianz, Chade.«
Er zog die Augenbrauen bis in die Stirn. »Die Katze ist irgendwie Teil der Familie Bresinga und vertritt deren Interessen? Die Katze vermag irgendwie die politischen Entscheidungen des Prinzen zu beeinflussen?«
Wie er es ausdrückte, hörte es sich lächerlich an. »Es ist vorläufig nur ein Gedanke«, gab ich zu, »doch ich halte ihn für gar nicht so abwegig. Selbst wenn sie nur die Absicht haben zu beweisen, dass der Kronprinz und Thronerbe des Reiches einer mit der Alten Macht ist und dass man deshalb davon ablassen sollte, andere mit der Alten Macht mit Feuer und Schwert zu verfolgen, nur weil sie sind wie sie sind. Oder sie wollen die Sympathie des Prinzen für jene mit der Alten Macht gewinnen und durch ihn die der Königin.«
Chade schaute mich von unten herauf an. »Nun, das ist ein Motiv, das ich begreifen kann. Es beinhaltet auch die Möglichkeit der Erpressung. Wenn sie erst den Prinzen mit einem Tier verschwistert haben, können sie mit der Drohung, dies publik zu machen, der Königin Zugeständnisse abpressen.« Er richtete den Blick wieder in die ersterbenden Flammen. »Oder versuchen, ihn auf die Ebene eines vernunftlosen Tieres herabzumindern, wenn wir uns ihren Forderungen nicht willfährig zeigen.«
Wie schon immer, war Chades Gehirn zu verschlungeneren Gedankengängen fähig als das meine. Es war fast eine Erleichterung zu hören, wie er meinen Denkanstoß weiterentwickelte. Mir graute davor, Zeichen des körperlichen und geistigen Verfalls bei meinem alten Mentor bemerken zu müssen; in mancher Weise stand er nach wie vor als Schild zwischen mir und der Welt. Ich nickte zu seinen Ausführungen.
Plötzlich erhob er sich. »Erst recht ein Grund unserem Plan gemäß zu verfahren. Komm, nimm meinen Sessel. Du hockst da oben wie ein Papagei auf der Stange, das kann unmöglich bequem sein. Ein Punkt, den alle Schriften betonen, ist, dass der Gabenkundige einen bequemen Verweilplatz finden sollte, solcherart, dass der Leib entspannt ist und dem freien Flug des Geistes kein Hemmnis.«
Ich machte den Mund auf, um einzuwenden, diese Paragraphen müsste unser Instruktor, Gabenmeister Galen, seinerzeit wohl übersprungen haben. Im Gegenteil, er hatte redliche Anstrengungen unternommen, es uns in der Behausung unseres Körpers so ungemütlich zu machen, dass uns der Verstand die einzige Zuflucht schien. Ich klappte den Mund wieder zu, ohne etwas gesagt zu haben. Sinnlos, nach der langen Zeit sich darüber zu ereifern oder ergründen zu wollen, was in Galen vorgegangen war. Der harte, freudlose Mann hatte uns alle gequält und diejenigen aus unserer Gruppe, bei denen seine brutale Ausbildung anschlug, formte er zu einer hündisch ergebenen Kordiale für Prinz Edel. Vielleicht war das sein Motiv gewesen; vielleicht wollte er den Widerstand des Körpers und die Urteilskraft des Verstandes brechen, um seine Schüler dann zu einer Kordiale formen zu können, die ganz seinen Wünschen entsprach.
Ich sank in Chades Sessel. Die Polsterung bewahrte die Wärme und den Abdruck seines Körpers. Es war ein merkwürdiges Gefühl, in seiner Gegenwart auf seinem Platz zu sitzen. Als ob ich er würde. Er nahm dafür meinen Platz auf dem Stuhl ein und schaute von diesem hohen Sitz auf mich herab, verschränkte die Arme vor der Brust und feixte.
»Fühlst du dich wohl?«, fragte er mich.
»Nein.«
»Geschieht dir recht.« Dann lachte er und stand auf. »Sag mir, was ich tun kann, um dir bei deiner Aufgabe zu helfen.«
»Du willst, dass ich einfach hier sitze und mit der Gabe hinausgreife, in der Hoffnung dabei den Prinzen zu finden?«
»Ist das so schwierig?« Die Frage war ernst gemeint.
»Ich habe es vergangene Nacht mehrere Stunden lang versucht. Das einzige Ergebnis waren Kopfschmerzen.«
»Oh.« Seine Miene verdüsterte sich, dann sagte er entschlossen: »Wir versuchen es eben noch einmal.« Leiser fügte er hinzu: »Was bleibt uns auch anderes übrig.«
Darauf wusste ich keine Antwort. Ich lehnte mich in die weichen Polster und bemühte mich, meinen Körper zu überreden, dass er sich entspannte. Mein Blick wanderte zum Kaminsims, wo er an einem Obstmesser hängenblieb, welches in den Balken gerammt worden war. Ich hatte das getan, vor vielen Jahren. Jetzt war nicht der Moment, über diesen Vorfall nachzugrübeln, trotzdem hörte ich mich sagen: »Ich habe vorhin einen Blick in mein altes Zimmer geworfen. Es sieht aus, als wäre nach mir niemand mehr dort eingezogen.«
»Da
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