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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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ich in das rote Wabern, bemühte mich zu begreifen, was ich sah, dann musste ich zwinkern und spürte Chades Hand auf meiner Schulter. Ich roch warmes Essen und drehte langsam den Kopf. Auf einem niedrigen Tisch neben dem Sessel stand ein Tablett. Ich schaute es an, fragte mich, wie es dahin gekommen war.
    »Fitz?«, wiederholte Chade, und ich versuchte mich auf seine Frage zu besinnen.
    »Ja?«
    »Hast du Prinz Pflichtgetreu gefunden?«
    Eins nach dem anderen enthüllten mir die Worte ihren Sinn, bis ich die Frage verstand. »Nein.« Eine Welle der Erschöpfung spülte über mich hinweg. »Nein. Ich habe nichts gefunden.« Meine Hände fingen an zu zittern, mein Schädel dröhnte. Ich schloss die Augen, aber das brachte keine Linderung. Grelle Lichtschlangen flackerten in der Schwärze hinter meinen geschlossenen Lidern. Als ich die Augen wieder aufriss, überlagerten sie das Bild des Raums vor mir. Mir war, als flutete zu viel Licht in meinen Kopf. Die Wellen aus Schmerz stürzten mich in einen Strudel der Orientierungslosigkeit.
    »Hier. Trink das.«
    Chade drückte mir einen heißen Becher in die Hände und dankbar hob ich ihn an die Lippen. Ich nahm einen Schluck und hätte fast ausgespien. Kein Elfenrindentee gegen die Kopfschmerzen, sondern nur Fleischbrühe. Ich würgte den einen Mundvoll widerwillig hinunter. »Elfenrinde«, beschwerte ich mich. »Das ist es, was ich jetzt brauche. Essen kann ich nichts.«
    »Nein, Fitz. Erinnere dich, was du selbst mir gesagt hast. Elfenrinde wirkt dämpfend auf die Gabe und stumpft die Sinne ab. Das dürfen wir in unserer derzeitigen Situation nicht riskieren. Iss etwas, das gibt Kraft.«
    Gehorsam richtete ich den Blick auf das Tablett. Obstschnitze in Rahm, daneben frisches Brot. Ein Glas Wein und rosafarbene Scheiben Flussfisch. Behutsam stellte ich den Becher neben das Ekel erregende Zeug und wandte den Blick ab. Das Feuer loderte um die neue Nahrung, tanzende Flammenzungen, viel zu grell. Ich barg das Gesicht in den Händen, aber auch dort, in der Dunkelheit, flackerten die Lichter vor meinen Augen. Ich sprach in meine Handflächen. »Ich brauche Elfenrinde. So schlimm ist es seit Jahren nicht gewesen, nicht seit damals als Veritas noch lebte, nicht seit Listenreich sich Kraft von mir genommen hat. Chade, bitte. Ich kann nicht einmal mehr denken.«
    Er entfernte sich. Ich saß still und zählte meine Herzschläge. Jedes Pochen war ein Aufzucken von Schmerz in meinen Schläfen. Ich hörte seine Schritte zurückkehren und hob den Kopf.
    »Hier«, brummte er und legte ein kaltes, feuchtes Tuch auf meine Stirn. Es verschlug mir den Atem. Ich drückte es mit beiden Händen an die Schläfen und das Pochen ließ ein wenig nach. Es roch nach Lavendel.
    Durch einen Nebel aus Schmerzen schaute ich zu ihm auf. Seine Hände waren leer. »Der Tee?«, erinnerte ich ihn.
    »Nein, Fitz.«
    »Chade. Ich flehe dich an. Die Schmerzen sind so schlimm, ich bin fast blind.« Jedes Wort war eine Anstrengung. Meine eigene Stimme tönte mir überlaut in den Ohren.
    »Ich weiß«, erwiderte er ruhig. »Ich weiß, mein Junge. Aber du wirst es aushalten müssen. In den Schriften steht, dass der Gebrauch der Gabe unter Umständen diese Schmerzen zur Folge haben kann, aber mit der Zeit und durch ständige Übung lernt man sie beherrschen. Auch was das angeht ist mein Verständnis unzulänglich, aber es scheint mit der geistigen Anstrengung zusammenzuhängen, dass man einmal versucht, aus sich hinauszugreifen und sich gleichzeitig krampfhaft bemüht zu verhindern, dass Körper und Geist auseinandergerissen werden. Man muss lernen, diese Spannungen auszugleichen, dann …«
    »Chade!« Ich wollte ihn nicht anbrüllen, aber ich tat es. »Ich brauche diesen verdammten Tee. Ich muss ihn haben!« Zähneknirschend riss ich mich zusammen. »Bitte«, beschwor ich ihn versöhnlicher, »bring mir den Tee. Sobald der Schmerz nachgelassen hat, höre ich mir gern deine Vorträge an.«
    »Nein, Fitz.«
    »Chade.« Ich bekannte meine geheime Furcht. »Diese starken Schmerzen könnten bei mir einen Anfall auslösen, Krämpfe, wie früher.«
    Ich entdeckte ein kleines Flackern der Unsicherheit in seinen Augen, aber dann: »Das halte ich für unwahrscheinlich. Außerdem, ich bin bei dir, Junge. Ich passe auf dich auf. Du musst das durchstehen ohne den Tee. Für Pflichtgetreu. Für die Sechs Provinzen.«
    Ich war sprachlos. Trotz und Gekränktheit schüttelten mich. »Na gut!« Ich stieß die Worte zwischen

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