Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann
beeindruckt zu sein, und wieder wunderte ich mich über ihren scheinbaren Mangel an Temperament. Allerdings hatte auch ich das Gefühl, dass in der gewohnten Szenerie ein Element fehlte, und dann musste ich über mich selbst lächeln. Hundegebell. Kein aufgeregtes Hundegebell, das das Herz erfreute, das Blut schneller kreisen ließ und den Pferden in die Beine fuhr. Ich vermisste es. Die Jäger und ihre Helfer stiegen in die Sattel und dann führte man an Leinen die Katzen heraus.
Es waren schlanke, geschmeidige Geschöpfe mit seltsam in die Länge gezogenen Körpern. Auf den ersten Blick erschien mir im Verhältnis dazu der Kopf zu klein. Das kurzhaarige Fell war lohfarben, doch bei bestimmtem Lichteinfall konnte man eine sonst unsichtbare Fleckenzeichnung erkennen. Der lange, elegante Schweif der Katzen schien über ein eigenes Leben zu verfügen. Sie schritten gelassen zwischen den Pferden hindurch wie ein Hund durch eine Schafherde. Dies waren die Sandelpanther, und sie wussten ganz genau, was dieser Aufmarsch von Menschen und Pferden zu bedeuten hatte. Fast ohne dass es der Ermunterung bedurfte, suchte jede Katze ihren bereits aufgesessenen Herrn. Staunend beobachtete ich, wie die Leinen abgenommen wurden und jedes Tier behände auf seinen Platz auf der Kruppe des jeweiligen Pferdes sprang. Lady Bresinga drehte sich im Sattel, um zärtlich mit ihrer Katze zu flüstern, während Gentils Sandelpanther ihm eine breite Tatze auf die Schulter legte, seinen Oberkörper nach hinten zog und den Kopf an seinem rieb. Vergeblich wartete ich auf eine Manifestation der Alten Macht. Ich hätte schwören mögen, dass beide Bresingas sie besaßen, doch wurde sie bis zu einem Grad gezügelt, wie ich es nie für möglich gehalten hätte. Unter diesen Umständen wagte ich nicht, auch wenn ich mich noch so sehr nach der Berührung sehnte, zu Nachtauge hinzuspüren. Er praktizierte mir gegenüber ebenfalls striktes Stillschweigen, es fühlte sich an, als wäre er nicht mehr da. Bald, versprach ich mir, bald.
Wir nahmen den Weg in die Hügel, wo Avoin uns schöne bodenbewohnende Vögel versprach, die vergnüglich zu jagen wären. Ich ritt im Tross, mit den übrigen Dienern und Jagdhelfern und bekam eine Menge Staub ins Gesicht. Der Erdboden hatte eine merkwürdige Beschaffenheit. War in die obere, mürbe Kruste eine Spur gebrochen, verwandelte er sich unter den Hufen der Nachfolgenden in eine Rinne aus mehlfeinem Pulver. Bald wünschte ich mir ein Tuch, um es vor Mund und Nase zu binden, außerdem verhinderten die wabernden Schwaden jedes Gespräch. Der Hufschlag der Pferde wurde von dem tiefen, weichen Boden gedämpft, und da auch das Hundegebell fehlte, ritten wir, fand ich, wie ein Geisterheer durchs Land. Bald kehrten wir dem Flusslauf den Rücken und trabten durch raschelndes graugrünes Gesträuch hügelan. Weiter ging der Weg über wellige Hügel und durch Täler, die sich alle täuschend ähnlich sahen.
Der Trupp der Jäger war uns ein gutes Stück voraus und bewegte sich in stetigem Tempo weiter, als wir auf einem Hügelkamm einen Schwarm Vögel aufscheuchten. Ich glaube, selbst Avoin war überrascht, doch alle reagierten blitzschnell. Ich war zu weit hinten, um sehen zu können, ob die Katzen einen Befehl bekamen oder ob sie sich ihrem natürlichen Instinkt folgend auf das Wild stürzten. Es waren große, plumpe Vögel, die erst mit schlagenden Flügeln eine Strecke laufen mussten, bevor sie sich vom Boden lösen konnten. Einige kamen nicht mehr dazu, sich in die Luft zu retten, und ich sah, wie mindestens zwei im Flug von hochspringenden Panthern aus der Luft geschlagen wurden. Die Schnelligkeit der Katzen war in der Tat atemberaubend. Als wären sie aus Quecksilber, so flüssig bewegten sich ihre Leiber, als sie von den Sattelpolstern herabsetzten und, kaum dass sie den Boden berührten, pfeilgeschwind hinter den flüchtenden Vögeln herschnellten. Eine Katze erbeutete sogar zwei Vögel auf einmal, packte einen zwischen den Kiefern, während sie einen anderen mit den Pfoten an ihre Brust drückte. Zu unserem Tross gehörten vier oder fünf Buben, die auf Ponys ganz hinten geritten waren. Jetzt kamen sie nach vorn, bewaffnet mit großen Säcken, um die Vögel einzusammeln. Nur ein Panther wollte seine Beute nicht hergeben; wie ich hörte, ein junges Tier und noch nicht fertig abgerichtet.
Man zeigte die Vögel Fürst Leuenfarb, bevor man sie in den Säcken verstaute. Sydel, die neben ihm geritten war, trieb ihr Pferd
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