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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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anderntags mirakulöserweise mit einem, möchte ich annehmen, äußerst verstimmten Prinz Pflichtgetreu zum Frühmahl, oder Fürst Leuenfarb und sein Diener sind am Morgen, wenn man nachschaut, grußlos verschwunden, ohne ein Wort der Erklärung. Unweigerlich würde man Fragen stellen, peinliche Fragen, über Fürst Leuenfarb, seinen Diener Tom Dachsenbless und erst recht über Prinz Pflichtgetreu.«
    Natürlich. Wir hatten von Anfang an vermutet, dass die Bresingas am Verschwinden des Prinzen beteiligt waren. Ihn nach Burg Tosen zurückzubringen wäre verheerende Dummheit. Wir mussten seiner auf eine Weise habhaft werden, die es uns möglich machte, ihn nach Hause zu schaffen, ohne dass jemand etwas bemerkte. Ich presste die Fingerspitzen gegen die Augäpfel. Der Druck im Innern meines Schädels schien sie aus den Höhlen drängen zu wollen. »Was unternehmen wir also?« Eigentlich wollte ich es gar nicht wissen. Ich wollte mich auf die Seite fallen lassen und igelgleich um den Schmerz zusammenrollen.
    »Der Wolf bewacht den Prinzen. Morgen, während der Jagd, schicke ich dich zurück, unter dem Vorwand, dass ich etwas vergessen habe und du sollst es holen. Sobald du außer Sichtweite bist, reitest du dorthin, wo der Prinz ist und überredest ihn, nach Bocksburg zurückzukehren. Ich habe dir ein großes Pferd ausgesucht. Lass ihn hinter dir aufsteigen und reite mit ihm zurück nach Bocksburg. Ich werde eine Ausrede erfinden, um deine Abwesenheit zu erklären.«
    »Was für eine?«
    »Darüber habe ich noch nicht nachgedacht, aber mir wird etwas einfallen. Sei unbesorgt. Was immer ich ihnen für eine Mär auftische, die Bresingas werden sie schlucken müssen, um Fürst Leuenfarb nicht zu beleidigen.«
    Ich zupfte an dem nächstgrößeren Loch in seinem Plan. Es fiel mir schwer, meine Gedanken zu ordnen. »Ich überrede ihn nach Bocksburg zurückzukehren?«
    »Du kannst es«, antwortete der Narr mit großer Zuversicht. »Du wirst wissen, was du sagen musst.«
    Ich war mir dessen weniger sicher, hatte aber nicht die Kraft Einwände zu erheben. Schmerzhaft grelle Lichter flackerten hinter meinen geschlossenen Lidern. Reiben machte es noch schlimmer. Ich riss die Augen auf, aber auch dann zerschlitzten Lichtdolche das Bild des nachtdunklen Gemachs. »Elfenrinde«, flehte ich tonlos. »Ich brauche Elfenrinde.«
    »Nein.«
    Mein Verstand konnte es nicht fassen, dieses Nein. »Bitte.« Ich rang es mir ab. »Der Schmerz ist schlimmer als ich sagen kann.« Manchmal spürte ich, wenn sich ein Krampfanfall ankündigte. Lange war ich verschont geblieben. Bildete ich mir die Unheil verkündende Spannung in Genick und Rücken nur ein?
    »Fitz, ich kann es nicht tun. Chade hat mir das Versprechen abgenommen, dir keine Elfenrinde zu geben.« Mit gedämpfter Stimme, als dächte er, was er stattdessen anbot, sei zu wenig, fügte er hinzu: »Ich bleibe bei dir.«
    Der Schmerz riss mich in einen brausenden Malstrom. Angst gesellte sich dazu.
    Soll ich kommen?
    Nein. »Bleib wo du bist. Pass auf Pflichtgetreu auf.« Ich dachte die Worte und hörte sie mich gleichzeitig laut aussprechen. War das nicht ein Grund sich Sorgen zu machen? Ach ja. »Ich muss Elfenrindentee haben«, stieß ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, »oder ich kann die Schranken nicht aufrechterhalten. Die Alte Macht. Sie werden wissen, dass ich hier bin.«
    Das Bett wogte unter mir, als der Narr hinauskletterte, ein Übelkeit erregender Wellengang, bei dem mir das Gehirn gegen die Schädelwände schwappte. Ich hörte seine Schritte zum Waschtisch gehen. Einen Augenblick darauf kam er mit einer feuchten Kompresse wieder. »Leg dich hin.«
    »Kann nicht.« Jede Bewegung war die Hölle. Ich wollte zurück in mein eigenes Zimmer, aber mir fehlte die Kraft. Wenn ein Anfall bevorstand, wollte ich nicht vor den Augen des Narren in diesen würdelosen Zustand verfallen.
    Das kalte Tuch auf der Stirn war ein Schock Ich würgte, dann atmete ich hechelnd, um meinen Magen zu beruhigen. Ich fühlte mehr, als dass ich es sah, den Narren vor mir niederknien. Er griff nach meiner Hand, betastete sie und plötzlich schlossen sich seine Finger wie eine Kneifzange, bohrten sich zwischen den Knochen in mein Fleisch. Ich schrie auf und versuchte, mich loszureißen, doch wie immer war er stärker, als ich erwartete.
    »Nur einen Augenblick«, murmelte er beschwichtigend. Der Schmerz wurde zu einer sich rapide ausbreitenden Taubheit. Bevor ich aufatmen konnte, umfasste er mit

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