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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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dicht heran, um die Trophäen zu begutachten und ihrer Begeisterung Ausdruck zu verleihen. Von einigen der Vögel nahm er die Schwanzfedern und rief dann nach mir. Als ich die Federn entgegennahm, sagte er: »Tu Er sie ohne Säumen in die Schatulle, damit sie nicht beschädigt werden.«
    »Die Schatulle?«
    »Die Federschatulle. Ich habe sie Ihm in Bocksburg gezeigt, damit Er sie einpackt … Bei Sas Mundgeruch, Mann, Er hat sie nicht etwa vergessen? Aha! Nun, dann wird Er umkehren müssen und sie holen. Er weiß doch, welche ich meine? Aus gepunztem roten Leder, ausgekleidet mit Filz. Höchstwahrscheinlich befindet sie sich bei meinem Gepäck im Haus unserer Gastgeber, sofern Er sie nicht gar in Bocksburg zurückgelassen hat. Geb Er Jagdmeisterin Laurel die Federn in Verwahrung, bis Er wiederkommt. Nun spute Er sich, Tom Dachsenbless! Ich brauche die Schatulle.« Fürst Leuenfarb machte kein Hehl aus seiner Verärgerung über die Nachlässigkeit seines Dieners.
    Tatsächlich befand sich eine Schatulle wie die beschriebene bei seinen Habseligkeiten in Burg Tosen, doch hatte er mir nie gesagt, sie sei zur Aufbewahrung von Vogelfedern, oder dass ich sie mitnehmen solle. Ich brachte es fertig, angemessen zerknirscht auszusehen, während ich zu seinen Anordnungen stumm mit dem Kopf nickte.
    So leicht war es ihm gelungen, mich unter einem Vorwand von der Jagdgesellschaft zu entfernen. Gehorsam zog ich Meine Schwarze herum und ließ sie mit einem Schenkeldruck antraben. Ich brachte zwei Hügelwellen zwischen den Trupp und mich, ehe ich behutsam zu Nachtauge hindachte. Ich komme.
    Besser spät als nie, lautete die unwirsche Erwiderung.
    Ich nahm die Zügel kurz und saß regungslos im Sattel. Mein Gefühl sagte mir, dass etwas nicht stimmte. Ich schloss die Augen und sah mit denen des Wolfs. Er befand sich in einer Gegend ohne besondere Merkmale, kein Unterschied zu der Hügellandschaft von heute Vormittag. Eichenbäume in den Senken und staubige Büsche, gelbes Gras auf den Hängen. Doch ein Instinkt sagte mir, wo er war und wie ich reiten musste, um dorthin zu kommen. Wie Nachtauge es auszudrücken pflegte: Wissen, wo es juckt, bevor man kratzt. Ich wusste auch, ohne dass er es mir erklären musste, dass es für sein Schweigen einen Grund gab. Ich spürte nicht mehr zu ihm hin, sondern setzte Meine Schwarze in Galopp und neigte den Oberkörper vor, um ihr das Laufen zu erleichtern. Sie war ein Renner für die Ebene, nicht für dieses hügelige Terrain, aber sie schlug sich wacker. Nicht lange, und ich schaute hinunter in das Tal, wo, wie ich wusste, Nachtauge auf mich wartete.
    Ich musste den Impuls beherrschen, sofort zu ihm zu eilen. Sein Schweigen wirkte auf mich so ominös wie summende Fliegen über einer Blutlache. Trotzdem zwang ich mich, einen weiten Bogen zu schlagen und nahm mir Zeit, die Zeichen auf der Erde zu lesen, prüfte in tiefen Zügen die Luft auf Witterungen. Ich fand die Spuren zweier beschlagener Pferde und kreuzte einen Moment später die gleiche Fährte erneut, diesmal in die entgegengesetzte Richtung laufend. Vor nicht allzu langer Zeit waren zwei Reiter bei der fraglichen Baumgruppe gewesen. Ich konnte mich nicht länger beherrschen. Ich galoppierte hinunter, mit einem Gefühl als steckte ich den Kopf in eine Schlinge. Nachtauge?
    Hier. Leise.
    Er lag schwer hechelnd im brütenden Schatten der Eichen. Dürres Laub klebte an den blutigen Rissen an Maul und Flanken. Ich warf mich vom Pferd und lief zu ihm hin. Ich legte meine Hände auf seinen Leib und seine Gedanken strömten in mich ein, die stillstmögliche Ausübung der Alten Macht.
    Sie haben mich gemeinsam angegriffen.
    Pflichtgetreu und die Katze? Ich wunderte mich, dass er sich wunderte. Der Prinz und die Katze waren verschwistert. Natürlich handelten sie gemeinsam.
    Die Katze und der Mann, der die Pferde brachte. Ich hatte unser Vögelchen oben im Baum die ganze Zeit beobachtet. Ich spürte nichts von ihm, nicht einmal dass er die Katze zu Hilfe rief. Doch kurz nachdem es hell wurde, hat mich das verdammte Vieh angegriffen. Ließ sich aus einer Baumkrone auf mich herunterfallen, und ich hatte ihr Kommen nicht einmal bemerkt Sie muss wie ein Eichhörnchen von Baum zu Baum gesprungen sein. Sie hing an mir wie eine Klette. Ich glaubte, ich hätte die Oberhand gewonnen, als ich sie von mir herunter und auf den Boden schleuderte, aber sie hängte sich mit den Vorderpfoten an mich und versuchte mir mit den Krallen der Hinterfüße den Bauch

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