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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Knirschen von Stiefeln und Hufen im Sand?
    Ich setzte mich auf und bemühte mich, etwas zu erkennen. Das Feuer war zu einem dunklen Fleck auf dem Boden zusammengefallen. Sehen konnte ich nichts, aber ich war überzeugt, dass der Gefangene sich davongemacht hatte. Irgendwie musste er sich der Fesseln entledigt haben und nun war er unterwegs, um seine Freunde zu warnen. Ich schüttelte den Kopf, um die Nebel der Schlaftrunkenheit zu vertreiben. Wahrscheinlich hatte er sich zu allem Überfluss mein Pferd genommen. Meine Schwarze war als Einzige von den dreien dumm genug, sich stehlen zu lassen ohne zu protestieren.
    Erst jetzt schlug ich Alarm »Euer Gnaden! Wacht auf! Unser Gefangener ist entflohen.«
    Ich hörte das Rascheln, als er sich aus seiner Decke schälte, kaum mehr als eine Armeslänge neben mir. Im Dunkeln ein Scharren und Kratzen, dann wurde eine Handvoll Späne in die Glut geworfen. Erst glommen sie rötlich, dann zuckte eine kleine Flamme auf. Sie hielt nicht lange, doch was sie mir zeigte, genügte, um mich zu verwirren. Nicht nur unser Gefangener war verschwunden, sondern es fehlten auch Laurel und Weißschopf.
    »Sie verfolgt ihn«, sagte ich töricht.
    »Sie sind zusammen geflohen.« Der Narr hatte den klareren Blick. Allein mit mir, verzichtete er auf Fürst Leuenfarbs Stimme und Gehabe. Im verdämmernden Feuerschein saß er auf seiner Decke, das Kinn auf den hochgezogenen Knien und die Arme um die Beine geschlungen, während er schilderte, wie er sich den Hergang dachte. Er schüttelte den Kopf über seine eigene Dummheit. »Nachdem du eingeschlafen warst, bestand sie darauf, die erste Wache zu übernehmen. Sie versprach, mich zu wecken, damit ich sie ablöste. Wenn ich nicht von deinem Benehmen so verwirrt gewesen wäre, hätte ich vielleicht gemerkt, wie merkwürdig ihr Angebot war.« Sein waidwunder Blick in meine Richtung war fast ein Vorwurf. »Sie hat ihm die Fesseln abgenommen und dann haben sie sich grußlos empfohlen. So leise, dass nicht einmal Nachtauge etwas gehört hat.«
    Die Frage sprach aus seinen Worten, nicht dem Tonfall. »Er ist nicht bei Kräften«, sagte ich und verkniff mir die zweite mögliche Erklärung. Hatte der Wolf mich absichtlich in tiefem Schlaf gehalten und ihnen ermöglicht, sich davonzustehlen? Er schlief neben mir, den schweren, zähen Schlaf der Erschöpfung und Krankheit. »Welchen Grund könnte sie gehabt haben, mit ihm zu fliehen?«
    Das Schweigen dauerte zu lange. Dann meinte der Narr widerwillig: »Vielleicht dachte sie, du würdest ihn töten und wollte es verhindern.«
    »Ich hätte ihn nicht getötet«, antwortete ich gereizt.
    »Ach? Wie schön, dass wenigstens einer von uns das mit Überzeugung behaupten kann. Denn offen gesagt, ich hegte die gleiche Befürchtung wie Laurel.« Im matter werdenden Schein der Glut trafen sich unsere Blicke, und er gestand mit entwaffnender Offenheit: »Du hast mich gestern Abend in Angst und Schrecken versetzt, Fitz. Mir kamen Zweifel, ob ich dich wirklich kenne.«
    Ich wollte nicht über gestern Abend diskutieren. »Glaubst du, er könnte sich selbst befreit und Laurel dann gezwungen haben mitzukommen?«
    Wieder schwieg er eine Weile, dann akzeptierte er meinen Themenwechsel. »Die Möglichkeit besteht, aber nur sehr entfernt. Laurel ist – äußerst energisch. Sie hätte einen Weg gefunden, Lärm zu machen. Auch wüsste ich nicht, zu welchem Zweck er sie mitnehmen sollte?« Er runzelte die Stirn. »Findest du nicht auch, dass sie sich merkwürdig angesehen haben? Fast als ob sie ein gemeinsames Geheimnis hätten?«
    War mir da etwas entgangen? Ich grub in meinen Erinnerungen, dann gab ich es als hoffnungslos auf und schob widerwillig die Decke von meinen Beinen. Ich sprach leise, um Nachtauge nicht zu wecken. »Wir müssen hinterher. Jetzt sofort.« Die vom Abend vorher nassen und schmutzigen Kleider scheuerten klamm und steif auf meiner Haut. Nun, wenigstens musste ich mich nicht erst anziehen. Ich stand auf. Als ich den Schwertgurt umlegte, konnte ich ihn ein Loch enger zuschnallen. Dann stutzte ich und schaute auf die Decke.
    »Ich habe dich zugedeckt«, erklärte der Narr gelassen. Er fügte hinzu: »Lass Nachtauge schlafen, wenigstens bis es hell wird. Im Dunkeln können wir ihren Spuren ohnehin nicht folgen.« Nach einer kleinen Pause meinte er: »Du willst hinter ihnen her, weil – ja, warum? Weil du annimmst, dass er dorthin fliehen wird, wo der Prinz ist? Denkst du, er wird Laurel dorthin mitnehmen?«
    Ich

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