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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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meine Gefährten nicht verraten, auch nicht, wenn ich dafür sterben muss.« Erzählte er mir das, um mich zu überzeugen, dass seine Entschlossenheit so unerschütterlich war wie die meine? Dann irrte er sich. Offenbar hatte er meine Worte als Drohung verstanden. Ein weiterer Irrtum. Sei’s drum. Ich hatte keine Lust, das Missverständnis aufzuklären. Eine Nacht der Angst würde ihn nicht umbringen und hatte vielleicht sogar die Wirkung, dass er sich morgen früh meinen Fragen zugänglicher zeigte. Wenn nicht, würden Nachtauge und ich den Prinzen aufspüren.
    »Spar dir den Sermon«, riet ich ihm. »Schlaf, solange du noch kannst.« Ich schaute die anderen an, die unseren Wortwechsel gespannt verfolgten. Laurels Miene spiegelte Abscheu und Unglauben. Die scharfen Linien im Gesicht des Narren machten ihn alt. Sein Mund war schmal und hart, sein Schweigen eine Anklage. Ich verschloss mein Herz dagegen. »Wir alle sollten uns schlafen legen, die Nacht ist nur mehr kurz.«
    Ich hatte kaum ausgesprochen, da brach die Müdigkeit über mich herein wie eine schwarze Woge. Nachtauge war zu mir gekommen und hatte sich hingesetzt. Er lehnte sich gegen mich und die abgrundtiefe Mattigkeit, die er empfand, ergriff auch von mir Besitz. Ich setzte mich, dreckig und nass wie ich war, auf den sandigen Boden der Höhle. Mir war kalt, aber schließlich war es eine Nacht, in der man mit Kälte rechnen musste. Und mein Bruder war bei mir, sodass wir uns gegenseitig wärmen konnten. Ich streckte mich aus, legte den Arm über ihn und atmete seufzend aus. Nur einen Moment ausruhen, bevor ich die erste Wache übernahm. Doch schon zog der Wolf mich mit sich in die Tiefe und hüllte mich in seinen Schlaf.

Kapitel 21 · Pflichtgetreu
    Es war einmal, da lebte in Chaky eine alte Frau, die war weit und breit berühmt für ihre Kunstfertigkeit als Weberin. An einem Tag brachte sie fertig, wozu andere eine Woche brauchten, und ein Stück köstlicher als das andere. Nicht ein falscher Stich, den sie tat, und der Faden, den sie für ihre besten Tapisserien spann, war so stark dass man ihn nicht mit den Zähnen durchbeißen konnte, sondern ihn mit dem Messer schneiden musste. Sie wohnte allein und abseits und obschon Geld genug im Kasten klingelte, Lohn ihrer Arbeit, führte sie ein bescheidenes Leben. Als es sich nun begab, dass sie ein zweites Mal nicht zum Wochenmarkt kam, unternahm es eine Edelfrau, die auf den ihr zugesagten Mantel wartete, zu ihrer Kate hinauszureiten, um zu sehen, ob ihr etwas zugestoßen sei. Da saß die alte Frau an ihrem Webstuhl, den Kopf über die Arbeit geneigt, aber ihre Hände waren müßig und sie rührte sich nicht, als die Besucherin an den Türstock klopfte. Deshalb ging der Leibdiener der Edelfrau hinein, um die Alte anzustoßen, denn gewiss war sie eingeschlummert. Doch als er es tat, sank sie vom Schemel, mausetot und lag ihm zu Füßen. Und aus ihrem Busen sprang eine dicke fette Spinne, groß wie eine Männerfaust, und krabbelte über den Webstuhl und zog dabei einen dicken Faden hinter sich her. Da war das Geheimnis ihrer Webkunst offenbar. Ihr toter Leib wurde in vier Teile geschnitten und verbrannt, und mit ihr verbrannte man alles gewebte Zeug, von dem man wusste, dass sie es gemacht hatte, und dann die Kate und den Webstuhl selbst
    DACHSENBLESS:
›GESCHICHTEN VOM ALTEN BLUT‹
    Ich erwachte vor Morgengrauen mit dem quälenden Gefühl, etwas vergessen zu haben. Eine Weile lag ich still im Dunkeln und grübelte, was es sein könnte. Durch das zerschlissene Gespinst meiner Kopfschmerzen hindurch zwang ich meinen Verstand zu arbeiten. Bruchstücke eines zähen Albtraums kehrten langsam vom Rand des Vergessens zurück. Eine Katze – ich war eine Katze gewesen? Wie in den schlimmsten der Märchen von der Alten Macht, in denen der Zwiehafte nach und nach unter den Einfluss seines Geschwistertiers gerät, bis er eines Tages als Gestaltwandler erwacht, dazu verdammt, in Tiergestalt umzugehen, auf ewig den bösartigsten Gelüsten seines Geschwisters ausgeliefert. In meinem Traum war ich eine Katze gewesen, aber in einem menschlichen Körper. Auch eine Frau war da gewesen, die mit mir das Bewusstsein der Katze teilte, mit dieser so eng verquickt, dass ich nicht zu sagen vermochte, wo einer begann und der andere aufhörte. Beunruhigend. Der Traum hatte mich gepackt, wie mit Krallen festgehalten und in die Tiefe gezogen. Doch ein Teil von mir hatte – etwas gehört? Wispern? Das leise Klingeln von Zaumzeug? Das

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