Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
sind nur noch ein Kanten Brot und ein Apfel übrig«, gab er bekannt. »Und ich glaube nicht, dass Nachtauge Wert auf den Apfel legt.«
    Er warf mir das Brot zu. Als das Morgenlicht seinen Kopf erreichte, regte sich Nachtauge. Er vermied es sorgfältig, an irgendetwas zu denken, während er sich erhob, vorsichtig streckte und dann in den Hintergrund der Höhle stakte, um aus der Pfütze Sickerwasser dort seinen Durst zu stillen. Dann kam er zurück, ließ sich neben mir fallen und nahm das Brot, das ich für ihn in Stücke brach.
    Also, wie lange sind sie weg?, fragte ich ihn.
    Du weißt, dass ich sie gehen ließ. Was fragst du?
    Ich schwieg eine Zeit lang. Ich hatte meinen Entschluss geändert. Konntest du das nicht spüren? Ich hatte beschlossen, ihm kein Haar zu krümmen, geschweige denn, dass ich noch die Absicht hatte, ihn zu töten.
    Wandler, letzte Nacht hast du uns beide zu nah an einen sehr gefährlichen Ort geführt. Keiner von uns war sich sicher, was du wirklich tun würdest. Ich hielt es für besser, sie entfliehen zu lassen, statt abzuwarten und es herauszufinden. War das falsch?
    Was sollte ich sagen? Ich wusste es nicht. Das war das Erschreckende, dass ich es nicht wusste. Ich mochte ihn nicht darum bitten, mir bei der Suche nach Laurel und dem Gescheckten zu helfen, stattdessen fragte ich: Glaubst du, wir können die Spur des Prinzen wiederfinden?
    Ich habe dir versprochen, dass ich ihn für dich aufspüre, etwa nicht? Lass uns einfach tun, was wir tun müssen und dann nach Hause gehen.
    Ich neigte den Kopf. Sein Vorschlag klang gut.
    Der Narr hatte, solange Nachtauge fraß, mit dem Apfel jongliert. Jetzt nahm er ihn in beide Hände und drehte sie mit einem Ruck gegeneinander. Der Apfel zerbrach glatt in zwei Hälften, deren eine er mir zuwarf. Ich fing sie auf und schüttelte grinsend den Kopf. »Jedesmal, wenn ich denke, ich kenne alle deine Tricks …«
    »… merkst du, du hast falsch gedacht«, beendete er den Satz für mich. Er verspeiste seine Hälfte mit wenigen Bissen, den Griebs gab er Malta, ich tat das Gleiche für Meine Schwarze. Die hungrigen Pferde waren nicht begeistert von der Aussicht auf einen neuen Tag voller Strapazen auf leeren Magen. Ich strich beiden notdürftig das verklebte Fell glatt, bevor ich Meine Schwarze den Sattel und unsere Packen aufbürdete. Dann führten wir sie hinaus und den Abhang hinunter, der vom Regen aufgeweicht und schlüpfrig war. Der Wolf folgte uns steifbeinig.
    Wie so oft nach einem reinigenden Gewitter, war der Himmel blau und klar. Die höher steigende Sonne begann zu wärmen, und würzige Gerüche stiegen aus dem dampfenden Erdreich. Vögel sangen. Über unseren Köpfen flog im hellen Morgenlicht ein Strich Enten nach Süden. Am Fuß des Hanges saßen wir auf. Wirst du Anschluss halten können? , fragte ich Nachtauge besorgt.
    Das solltest du hoffen, denn ohne mich hast du keine Chance, dein Prinzlein zu finden.
    Eine einzelne Hufspur führte den Weg zurück, den wir gekommen waren. Tief eingeprägte Abdrücke – Weißschopf ging unter doppelter Last und dazu ließ man ihn Trab laufen. Wohin waren sie unterwegs? Dann schlug ich mir Laurel und den Gescheckten aus dem Kopf. Es war der Prinz, den wir suchten.
    Weißschopfs Hufspuren kehrten dahin zurück, wo wir tags zuvor in den Hinterhalt geraten waren. Im Vorbeireiten bemerkte ich, dass der Gescheckte sich seinen Bogen wiedergeholt hatte. Dann waren sie zurück zur Straße geritten. Weißschopf trat immer noch schwer auf, also waren sie nach wie vor zu zweit.
    Sie hatten nicht als Einzige frische Spuren bei dem Baum hinterlassen. Zwei andere Pferde waren seit dem nächtlichen Unwetter hergekommen und wieder weggegangen. Ihre Hufabdrücke überdeckten die von Laurels schwer beladenem Wallach. Ich runzelte die Stirn. Das waren nicht die Verfolger aus dem Dorf. Sie hatten den Weg hierher nicht gefunden, jedenfalls bis jetzt nicht. Ich beschloss, der Hoffnung Raum zu geben, dass der Tod ihrer Freunde und das schlechte Wetter sie zur Umkehr bewogen hatten. Diese frischen Spuren kamen von Nordwesten, machten kehrt und führten dorthin zurück. Ich überlegte eine Minute, dann sprang das Offensichtliche mich an: »Aber natürlich. Unser Bogenschütze hatte kein Pferd. Die Gescheckten haben jemanden losgeschickt, um nachzusehen, was aus ihrem Ausguck geworden ist.« Ich grinste verlegen. »Wenigstens haben sie uns eine Spur hinterlassen, der selbst ein Blinder folgen könnte.«
    Ich schaute zu dem Narren

Weitere Kostenlose Bücher