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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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anzuschließen. Ich würde lernen müssen, alle Mauern zwischen mir und der Katze einzureißen. Sie sagte, es wäre ein mühevoller Weg, sie warnte mich, ich würde meine Ansichten über viele Dinge ändern müssen. Doch wenn ich endlich bereit wäre«, und trotz der Dunkelheit konnte ich sehen, wie dem Prinzen die Röte in die Wangen stieg, »versprach sie, dass wir vereint sein würden, endgültiger und vollkommener als alles, was ich mir vorstellen könne.« Bei diesen letzten Worten schlug seine junge Stimme um und wurde rau.
    Ein dumpfer Zorn begann, in mir zu gären. Mir war klar, was er erwartete, und genauso sicher wusste ich, dass das, was sie für ihn bereithielt, nichts damit zu tun hatte. Er glaubte, sein Traum von Liebe würde sich erfüllen. Ich fürchtete, es würde ein Albtraum sein.
    »Ich verstehe«, meinte der Fürst mit einem Anflug von Mitleid in der Stimme. Ich für meinen Teil war überzeugt, dass er nichts verstand.
    Pflichtgetreu schöpfte Hoffnung. »Dann begreift Ihr jetzt, weshalb Ihr mich gehen lassen müsst? Ich muss zurückkehren! Ich verlange nicht, dass Ihr mich begleitet. Ich weiß, meine Freunde sind erzürnt und wären eine Gefahr für Euch. Ich bitte nur darum, dass Ihr mir mein Pferd gebt und mich unbehelligt reiten lasst. Ihr habt keinen Schaden davon. Kehrt nach Bocksburg zurück und meldet, Ihr hättet mich nicht gefunden. Niemand wird wissen, wie es wirklich gewesen ist.«
    »Ich wüsste es«, gab ich liebenswürdig zu bedenken und nahm das Kaninchen vom Feuer. »Der Braten ist gar.«
    Verbrannt bis auf die Knochen.
    Der Blick, den der Prinz mir zuwarf, war pures Gift. Fast glaubte ich, auf seiner Stirn geschrieben zu sehen, was er dachte. Töte den Diener. Bring ihn zum Schweigen. Ich hätte wetten mögen, dass Kettrickens Sohn nichts von solchen Brachiallösungen gewusst hatte, bevor die Gescheckten ihn damit vertraut machten. Dennoch erwies er sich damit als ein echter Weitseher. Unsere Blicke trafen sich, und ich krümmte einen Mundwinkel zur Andeutung eines boshaften Lächelns. Ich sah, wie seine Muskeln sich spannten, und dann sah ich, wie seine Schultern herabsanken und seine Haltung sich lockerte. Bewunderungswürdige Selbstbeherrschung. Unwillkürlich fragte ich mich, ob er versuchen würde, mich ihm Schlaf zu ermorden.
    Ich schaute ihn unverwandt an, während ich das Kaninchen in dampfende Stücke riss, forderte ihn heraus, mit mir die Blicke zu kreuzen. Mit fettigen, rußigen Fingern reichte ich dem Narren eine Keule, die er mit aristokratischer Zimperlichkeit entgegennahm. Da ich wusste, wie hungrig er schon den ganzen Tag gewesen war, erkannte ich seine Ziererei als bloßes Theater.
    »Ein Stück Braten, Hoheit?«, wandte er sich an den Prinzen.
    »Nein, vielen Dank.« Des Prinzen Stimme klang eisig. Er war zu stolz, um etwas von mir anzunehmen, denn ich hatte ihn verspottet.
    Nachtauge wollte keinen Anteil von dem durchgebratenen Fleisch, also vertilgten der Narr und ich das Kaninchen bis auf das blanke Gerippe. Der Prinz saß abseits, während wir schmausten, und starrte in die Dunkelheit. Nach einer Weile legte er sich auf seine Decke. Ich spürte, wie sein Gedankenruf lauter wurde.
    Leuenfarb brach den Knochen durch, den er zurückbehalten hatte, saugte das Mark heraus und warf die Stücke in die Glut. Über ihren rötlichen wabernden Schein hinweg, sah er mich mit den Augen des Narren an. Sein Blick enthielt eine seltsame Mischung aus Mitgefühl und Vorwurf, und ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Wir schaute beide hinüber zu dem jungen Königssohn.
    »Ich werde nach den Pferden sehen«, meinte ich endlich.
    »Ich will mich selbst überzeugen, wie es Malta geht.« Wir erhoben uns beide. Mein Rücken protestierte, als ich mich aufrichtete; ich war nicht mehr an diese Art Leben gewöhnt.
    Ich werde ein Auge auf ihn haben. Nachtauge erhob sich schnaufend von seinem Ruheplatz und ging steifbeinig hinüber zu den Decken, Sätteln und dem schlafenden Prinzen. Unfehlbar wählte er die Decke, die ich für mich ausgebreitet hatte. Er scharrte sie zu einem bauschigen Hügel zusammen, auf dem er sich niederließ, dann blinzelte er mir einmal zu und richtete den Blick auf unseren Schützling.
    Die Pferde waren in guter Verfassung, wenn man bedachte, wie rücksichtslos wir sie gehetzt hatten. Malta kam dem Narren freudig entgegen und rieb den Kopf an seiner Schulter, während er sie streichelte. Meine Schwarze, die so tat, als hätte sie meine Anwesenheit nicht

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