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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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gehört und antwortete mit unverhohlener Verachtung: »Man sollte meinen, dass du als ein Gescheckter weißt, dass Tiere ihren geheimen Namen haben und diesen erst dann preisgeben, wenn ihnen der Zeitpunkt richtig erscheint. Meine Katze hat mir ihren geheimen Namen noch nicht gesagt. Wenn ich mir ihr Vertrauen verdient habe, werde ich ihn erfahren.«
    »Ich bin kein ›Gescheckter‹«, berichtigte ich ihn.
    Er beachtete mich nicht, sondern wandte sich tiefernst an Fürst Leuenfarb. »Und das Gleiche gilt für meine Herrin. Ich brauche ihren Namen nicht zu wissen, wenn es ihr Wesen ist, das ich liebe.«
    »Aber ja, selbstverständlich.« Leuenfarb rückte näher an den Prinzen heran. »Aber ich möchte von Eurer ersten Begegnung mit der geheimnisvollen Schönen hören. Ich gebe es nicht gern zu, aber tief innen bin ich nicht weniger romantisch als jedes Fräulein, dem das Lied eines Spielmanns bei Hofe heiße Tränen entlockt.« Er redete, als wäre das, was Pflichtgetreu eben gesagt hatte, nicht besonders wichtig, ich aber fühlte mich merkwürdig befremdet. Auch Nachtauge hatte mir nicht gleich seinen wahren Namen anvertraut, aber die Katze und der Knabe waren seit Monaten zusammen. Als ich das Schwert drehte, rutschte das Kaninchen, dessen leere Körperhöhle für die Klinge zu groß war, zurück und blieb mit der bereits angeschmorten Seite über den Flammen hängen. Murrend zog ich es heran und steckte es fest, wobei ich mir die Finger verbrannte. Dann hielt ich es wieder über das Feuer und ließ es weiterbraten.
    »Unsere erste Begegnung«, wiederholte Prinz Pflichtgetreu sinnend. Ein verlegenes Lächeln spielte um seinen Mund. »Ich fürchte, die steht uns noch bevor. Doch in allem, worauf es ankommt, kenne ich sie bereits. Die Katze hat sie mir gezeigt, oder vielmehr, sie offenbarte sich mir durch die Katze.«
    Fürst Leuenfarb legte den Kopf schräg und schenkte dem Jüngling einen faszinierten, aber auch fragenden Blick. Das Lächeln des Jungen wurde breiter.
    »Man kann es nur schwer jemandem erklären, der von der Alten Macht nichts versteht. Aber ich will es versuchen. Durch die Alte Macht weiß ich die Gedanken der Katze und sie die meinen. Ich habe Teil an ihren scharfen Sinnen. Manchmal liege ich nachts wach in meinem Bett und öffne ihr mein Bewusstsein und werde eins mit ihr. Ich sehe, was sie sieht, fühle, was sie fühlt. Es ist wundervoll, Fürst. Nicht schmutzig und tierhaft, wie man Euch vielleicht hat glauben machen wollen. Die Welt ist dadurch für mich vielfältig und lebendig geworden. Gäbe es eine Möglichkeit, wie ich diese Erfahrung mit Euch teilen könnte, würde ich es tun, um Euch begreiflich zu machen, wovon ich rede.«
    Der treuherzige Ernst des Jungen war entwaffnend. Ich bemerkte das kurze Aufflackern von Belustigung in Leuenfarbs Augen, der Prinz aber, davon bin ich überzeugt, sah nichts als aufrichtige Anteilnahme. »Ich werde mich damit begnügen müssen, es mir vorzustellen«, meinte Leuenfarb bedauernd.
    Prinz Pflichtgetreu schüttelte den Kopf. »Ach, aber das könnt Ihr nicht. Niemand vermag es sich vorzustellen, dem diese Magie nicht innewohnt. Das ist der Grund, weshalb man uns verfolgt. Da vielen diese Fähigkeit mangelt, werden sie von Neid ergriffen, und dieser wandelt sich zu Hass.«
    »Ich möchte behaupten, Furcht hat auch etwas damit zu tun«, brummte ich, aber der Narr warf mir einen Blick zu, der mich aufforderte, den Mund zu halten. Schuldbewusst widmete ich mich wieder meiner Arbeit und drehte das brutzelnde Kaninchen über dem kleinen Feuer.
    »Ich denke, ich kann mir deine Kommunikation mit der Katze ausmalen. Wie wundersam es sein muss, die Gedanken eines solch edlen Geschöpfs zu teilen, wie erfüllend, die Nacht und die Erregung der Jagd in Gemeinschaft mit einem Geschöpf zu erleben, welches so eingebunden ist in die Natur. Doch ich gebe zu, ich verstehe nicht, wie sie Euch diese zauberhaften Dame zeigen konnte – außer sie hat Euch zu ihr geführt?«
    Wie wundersam und erfüllend fürwahr, zu erleben, wie ihre tückischen Krallen dir den Bauch zerfleischen!
    Pst!
    Katzen edle Geschöpfe? Fauchende und spuckende, Fäulnis atmende Schleicher.
    Mit Mühe überhörte ich Nachtauges Kommentare und konzentrierte mich auf die Unterhaltung, während ich mir den Anschein gab, vollkommen von der Zubereitung des Bratens in Anspruch genommen zu sein. Der Prinz lächelte und schüttelte den Kopf über Fürst Leuenfarb, der Wirklichkeit entrückt, da er nun

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