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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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kalter Entschlossenheit trat in seine Augen.
    Er ist kein Kämpfer. Sei nicht albern.
    Die Reiter kamen auf uns zu. Sie ließen ihre Pferde Schritt gehen, nahmen sich Zeit, gaben uns Gelegenheit, unserem Tod entgegenzusehen. Weißt du eine andere Möglichkeit?
    »Du kannst mich nicht festhalten und gleichzeitig kämpfen!« Pflichtgetreus Stimme klang triumphierend. Offenbar glaubte er, seine Seite hätte bereits gesiegt. »Sobald du mich loslässt, werde ich fliehen. Ihr sterbt für nichts! Lasst mich jetzt gehen, lasst mich ein gutes Wort für euch einlegen. Vielleicht kann ich euch das Leben retten.«
    Du darfst ihn ihr nicht überlassen. Töte ihn, wenn es anders nicht geht.
    Ich kam mir vor wie ein großer Feigling, trotzdem dachte ich es zu ihm hin. Ich weiß nicht, ob ich dazu fähig bin.
    Du musst es tun. Wir beide wissen, was sie vorhaben. Wenn du es nicht über dich bringst, ihn zu töten, dann nimm ihn mit in den Pfeiler. Der Junge hat die Gabe, und du warst schon einmal mit dem Geruchlosen durch die Gabe verbunden. Es könnte gelingen. Nimm sie mit dir.
    Die Reiter unten beratschlagten kurz, dann kamen sie in gefächerter Formation weiter auf uns zu. Wie die Katzenfrau versprochen hatte, überließen sie nichts dem Zufall. Sie grinsten, gut gelaunte Rufe flogen hin und her. Wie der Prinz glaubten auch sie den Tag gewonnen.
    Es kann nicht gelingen. Erinnerst du dich nicht? Ich brauchte meine ganz Kraft, um dich während der Passage nicht zu verlieren, und wir waren eng verbunden. Vielleicht wäre ich stark genug, den Jungen vor den Kräften darin zu bewahren, oder dich, aber nicht euch beide. Und ich weiß nicht, ob ich den Narren mit hineinziehen könnte. Unser Gabenband ist alt und dünn. Ich könnte euch alle verlieren.
    Du brauchst nicht zu wählen. Ich werde nicht mit dir gehen. Ich bin zu müde. Aber ich werde hierbleiben und jene dort so lange zurückhalten wie es mir möglich ist, während ihr euch in Sicherheit bringt » Nein!«, stöhnte ich, im selben Moment als der Narr plötzlich sagte: »Der Pfeiler! Du hast gesagt, der Junge besitzt die Gabe. Könntest du nicht …«
    »Nein!«, rief ich aus. »Ich werde Nachtauge nicht alleine sterben lassen! Wie kannst du es wagen, mir so etwas zuzumuten?«
    »Allein?« Der Narr schaute verwundert, dann zog ein seltsames Lächeln um seinen Mund. »Aber er wird nicht allein sein. Ich werde bei ihm sein. Und«, – er richtete sich zu voller Höhe auf, straffte die Schultern –, »ich werde sterben, bevor ich zulasse, dass man ihn tötet.«
    Oha, das ist ungemein beruhigend. Jedes Haar an Nachtauges Körper war gesträubt, während er die näher rückende Phalanx von Männern und Pferden beobachtete, aber seine Augen signalisierten zwinkernde Heiterkeit.
    »Schickt den Jungen zu uns herunter!«, rief ein hoch gewachsener Mann. Wir ignorierten ihn.
    »Glaubst du, das macht es mir leichter?«, fuhr ich den Narren an. Sie waren verrückt, alle beide. »Ich könnte es schaffen, durch den Pfeiler zu gehen. Ich könnte es sogar fertigbringen, den Jungen mitzuschleppen, auch wenn ich nicht garantieren kann, dass er drüben als derselbe herauskommt, der er hier war. Aber du wärst einer zu viel, Narr. Und Nachtauge weigert sich mitzukommen.«
    »Wohin mitkommen?«, verlangte Pflichtgetreu zu wissen. Er versuchte, sich meinem Griff zu entwinden, und ich zog ihm den Arm weiter zur Schulter. Er hielt still.
    »Zum letzten Mal, ergebt ihr euch?«, rief der hoch gewachsene Reiter wieder.
    »Ich bemühe mich, ihn zur Vernunft zu bringen!«, rief Fürst Leuenfarb zurück »Gib mir etwas Zeit, Mann!« Er ließ in seiner Stimme einen Unterton von Panik mitschwingen.
    »Mein Freund.« Der Narr legte mir die Hand auf die Schulter. Sanft, aber entschieden schob er mich rückwärts zu dem Pfeiler hin. Ich gab nach und zog Pflichtgetreu mit. Der Narr hielt meinen Blick fest, während er zu mir sprach, ruhig und besonnen, als hätten wir alle Zeit der Welt. »Ich weiß, dass ich dich nicht begleiten kann. Es betrübt mich, dass Nachtauge es nicht will. Trotzdem sage ich dir, dass du gehen musst und den Jungen mit dir nehmen. Verstehst du nicht? Dies ist der Moment, für den du geboren wurdest, der Grund, weshalb du in all diesen Jahren am Leben geblieben bist, entgegen aller Wahrscheinlichkeit. Weshalb ich dich gezwungen habe, am Leben zu bleiben, trotz allem, was du erdulden musstest. Das Geschlecht der Weitseher muss einen Erben haben. Wenn du Pflichtgetreu rettest und in die

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