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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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nicht vorstellen, denen er ausgesetzt ist. Jetzt ist sein Bewusstsein mit dem der Katze verbunden. Genau genommen ist er die Katze.«
    »Aber er wird erwachen und in seinen Körper zurückkehren?«
    Ich zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht. Wir können nur hoffen. Und das ist noch nicht alles. Eine weitere Person ist mit der Katze verschwistert. Ich, das heißt, Nachtauge und ich, vermuten, dass es sich um die vorherige Verschwisterte der Katze handelt.«
    »Vorherige? Ich dachte, Zwiehafte würden sich für das ganze Leben mit ihren Tieren verschwistern.«
    »So ist es auch. Sie ist tot. Aber ihr Bewusstsein lebt in der Katze, benutzt die Katze.«
    »Aber ich dachte, der Prinz …«
    »Ja. Der Prinz ist auch da. Meines Erachtens weiß er nicht, dass die Frau, die er liebt, nicht mehr in menschlicher Gestalt auf Erden wandelt. Jedenfalls ahnt er nicht, welch große Macht sie über ihn hat. Und über die Katze.«
    »Was können wir tun?« Das Pochen in meinem Kopf verursachte mir Übelkeit bis zum Erbrechen, vielleicht fiel meine Antwort deshalb brutaler aus als beabsichtigt. »Den Prinzen von der Katze trennen, gewaltsam. Die Katze töten und hoffen, dass der Junge nicht stirbt.«
    »Fitz!«
    Keine Zeit für Beschwichtigungen, Beschönigungen. »Sattle nur zwei Pferde, deins und meins. Ich nehme den Jungen vor mich auf Meine Schwarze. Wir haben keine Zeit zu verlieren.«
    Ich tat nichts, während der Narr die Pferde reitfertig machte, packte nicht zusammen, weil ich nicht vorhatte, Gepäck mitzunehmen. Stattdessen saß ich nur still da und versuchte, meinen Kopf zu überreden, dass er Ruhe gab. Zu allem Übel kam hinzu, dass ich immer noch durch die Gabe mit dem Jungen verbunden war. Ich fühlte mehr seine Abwesenheit als sein Vorhandensein. Ich spürte, wie etwas Fremdes sich in ihm regte, doch vermochte ich nicht zu beurteilen, ob sie hinausspürte, um mehr über mich zu erfahren oder ob sie ihre Krallen ausstreckte, um den Körper des Jungen in ihren Besitz zu nehmen. Ich ließ mich nicht aus der Reserve locken, sie wusste schon durch die vorangegangene flüchtige Berührung genug über mich. Also saß ich da, den Kopf in den Händen und betrachtete Kettrickens Sohn. Wie Veritas es mich vor langer Zeit gelehrt hatte, errichtete ich mit großer Sorgfalt meine Gabenmauern, diesmal so, dass sie den Jungen zu meinen Füßen mit umschlossen. Ich dachte nicht darüber nach, vor was oder wem ich ihn zu schützen versuchte, sondern konzentrierte mich einzig darauf, den Raum offen zu halten, der sein Bewusstsein war, damit er jederzeit dorthin zurückkehren konnte.
    »Fertig«, meldete der Narr halblaut, und ich stand auf. Ich stieg auf Meine Schwarze, die erstaunlich ruhig stehen blieb, als der Narr den Jungen zu mir hinaufstemmte. Wieder einmal verblüffte mich die Kraft dieses grazilen Körpers. Ich rückte mich und den Prinzen so zurecht, dass ich ihn mit einem Arm festhalten konnte und eine Hand für die Zügel frei hatte. Es musste gehen. Im Nu war der Narr auf Malta neben mir. »Welche Richtung?«, fragte er.
    Nachtauge? Ich dachte es so klein und unauffällig wie möglich. Vielleicht spürten sie die Schwingungen unserer Kommunikation, aber soweit ich das beurteilen konnte half ihnen das nicht herauszufinden, wo wir uns befanden.
    Bruder. Seine Erwiderung erfolgte ebenso verstohlen. Auf einen Schenkeldruck hin trug Meine Schwarze uns über die Wiese zu einem Punkt am Waldrand. Ich hätte niemandem beschreiben können, wo Nachtauge sich befand, aber ich wusste, dass ich mich in seine Richtung bewegte. Schon jetzt war der schlaffe Körper an meiner Brust eine mit jedem Schritt des Pferdes haltlos schlenkernde, unbequeme Bürde. Zermürbt von den rasenden Kopfschmerzen und diesem zusätzlichen Ärgernis schüttelte ich den jungen Prinzen grob. Er gab einen schwachen Protestlaut von sich, aber vielleicht war es auch nur ein Atemstoß, der ihm entfuhr.
    Eine ganze Strecke ritten wir durch Wald, mussten uns unter Ästen ducken und brachen durch verfilztes Unterholz. Des Prinzen Pferd, ungezäumt, folgte uns. Wir konnten nur Schritt reiten, der Waldboden war tückisch, und die Bäume standen dicht. Ich folgte der Gedankenwitterung des Wolfs in eine Schlucht hinunter. Die Pferde polterten über glitschige Felsen durch einen schäumenden Bach. Die Schlucht wurde ein Tal, das Tal öffnete sich weit, und wir ritten über eine mondbeschienene Wiese. Aufgeschreckte Rehe ergriffen vor uns die Flucht. Wieder tauchten wir in

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