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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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beschafft hat. Ich bin zufrieden damit, Tom Dachsenbless zu sein.«
    Im ersten Moment malte sich blanke Fassungslosigkeit auf ihrem Gesicht, die sich zu Enttäuschung wandelte. Enttäuschung über mich. Sie schüttelte den Kopf. »Ich hätte wissen müssen, dass du nach nichts anderem strebst. Das hast du immer gewollt, stimmt’s? Dein eigenes kleines Leben. Keine Verantwortung für deine Familie oder was bei Hofe geschieht. Zu den einfachen Leuten gehören, die für den Lauf der Geschichte ohne Bedeutung sind.«
    Weshalb, in Edas Namen, hatte ich mich bemüht, ihre Gefühle zu schonen? »Ich muss gehen«, wiederholte ich.
    »Ja, lauf nur zu deinem Herrn und Meister.« Sie ließ mich los. Ihre geschulte Stimme war auch eine Waffe, und Verachtung tanzte darin mit dem Stachel eines Skorpions.
    Dank einer immensen Willensanstrengung gelang es mir, nichts darauf zu antworten. Ich kehrte ihr den Rücken und ging zurück ins Haus. Über die Gesindetreppe stieg ich zu unserem Zimmer hinauf, klopfte an und trat ein. Pflichtgetreu hob den Kopf vom Kissen und schaute mir entgegen. Sein schwarzes Haar war mit Wasser nach hinten gekämmt, die Haut vom Bad gerötet. Er sah aus wie der Junge, der er eigentlich noch war. Das zweite Bett war leer.
    »Hoheit«, grüßte ich ihn, dann fragte ich in Richtung der abgeschirmten Badewanne: »Euer Gnaden?«
    »Der Fürst ist weggegangen.« Pflichtgetreu ließ den Kopf wieder aufs Kissen fallen. »Laurel hat an die Tür geklopft und bat, ihn unter vier Augen sprechen zu dürfen.«
    »Aha.« Ein Lächeln zupfte an meinen Mundwinkeln. Wenn das nicht ein Leckerbissen für Merle gewesen wäre!
    »Er hat mir sehr ans Herz gelegt, seinen Diener Tom Dachsenbless darauf hinzuweisen, dass man das Badewasser für ihn stehen gelassen hat. Und du sollst deine Kleider vor die Tür legen. Er hat veranlasst, dass ein Knecht sie wäscht und morgen früh zurückbringt.«
    »Vielen Dank, Hoheit. Es ist außerordentlich gütig von Euch, mir das auszurichten.«
    »Du sollst die Tür zuschließen. Er sagte, er würde klopfen und dich wecken, wenn er wiederkommt.«
    »Wie Ihr wünscht, Hoheit.« Ich ging zur Tür und schloss ab. Vor Morgengrauen würde der Narr gewiss nicht zurückkehren. »Wünscht Ihr noch etwas, bevor ich mein Bad nehme, Hoheit?«
    »Nein. Und rede nicht so mit mir.« Er drehte mir den Rücken zu und wühlte sich in die Kissen.
    Ich zog mich aus. Als ich mir das Hemd vom Körper streifte, achtete ich sorgfältig darauf, dass die Federn aus meinem Ärmel verborgen blieben. Um die Stiefel auszuziehen, setzte ich mich kurz auf die Pritsche und wusste es so einzurichten, dass die Federn vom Kleinodenstrand aus dem Hemdärmel unter das dünne Laken glitten. Ich nahm das Amulett ab und legte es auf das Kopfkissen. Dann stand ich auf, legte mein Kleiderbündel vor die Tür, schloss wieder ab und trat hinter die Wandschirme. Pflichtgetreus Stimme folgte mir in die Wanne. »Willst du mich nicht fragen wieso?«
    Das Badewasser war nur mehr lauwarm, aber sehr wohltuend nach dem kalten Regen draußen. Ich wickelte den Verband der Heilerin von meinem Hals. Die Schrammen an meinem Bauch und meiner Brust brannten, als ich mich ins Wasser senkte, aber der Schmerz ließ schnell nach. Ich rutschte tiefer in die Wanne, um auch den Hals einzuweichen.
    »Ich habe gesagt, willst du mich gar nicht fragen wieso?«
    »Ich nehme an, dass Ihr nicht wollt, dass ich Euch mit Hoheit anrede, Hoheit.« Die Salbe löste sich im Wasser auf und verbreitete einen aromatischen Duft. Gelbwurz. Myrrhe. Ich machte die Augen zu und tauchte unter. Nachdem ich wieder hochgekommen war, bediente ich mich aus der kleinen Schale mit Seife. Ich knetete sie in das, was von meinem Haar noch übrig war und schaute zu wie der Schaum, braun gefärbt, ins Wasser flockte. Ich tauchte wieder unter, um die Seife auszuspülen.
    »Du solltest mir nicht danken müssen und mir aufwarten und vor mir dienern. Ich weiß, wer du bist. Dein Blut ist so blau wie meins.«
    Der Wandschirm verbarg meine erschütterte Miene vor seinen Augen. Ich plätscherte im Wasser herum, während mir alle möglichen Gedanken durch den Kopf schossen, und hoffte, er würde annehmen, ich hätte ihn nicht verstanden.
    »Chade hat mir immer Geschichten erzählt. Geschichten von einem Jungen, der früher einmal sein Famulus war, wie dickköpfig er gewesen sei und wie schlau. ›Als mein Famulus damals in deinem Alter war‹, fing er an und dann folgte eine Anekdote, wie du den

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