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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Waschfrauen Streiche gespielt oder die Schere der Schneidermeisterin versteckt hast, um sie zu ärgern. Du hattest ein zahmes Wiesel, stimmt’s?«
    Schleicher war Chades Wiesel gewesen. Mamsell Hurtigs Schere hatte ich auf seinen Befehl hin gestohlen, als Teil meiner Ausbildung zum Meuchelmörder. Dieses Gewerbe erforderte auch eine gewisse Fertigkeit als Dieb und Einbrecher. Das hatte Chade dem Prinzen vermutlich nicht auf die Nase gebunden. Mein Mund war trocken. Ich hantierte unter lautem Wassergeplantsche mit Seife und Lappen und wartete.
    »Du bist sein Sohn, habe ich Recht? Chades Sohn und damit mein – wäre das ein Vetter Zweiten Grades? Aus einer unstandesgemäßen Verbindung, aber trotzdem ein Blutsverwandter. Und ich glaube, ich weiß, wer deine Mutter war. Eine Dame, von der am Hof immer noch viel gemunkelt wird, obwohl niemand etwas Genaues über sie zu wissen scheint. Lady Quendel.«
    Ich lachte laut auf und täuschte dann rasch einen Hustenanfall vor. Der Sohn von Chade und Lady Quendel. Na, das war ein passender Stammbaum für mich! Lady Quendel, die giftige alte Schreckschraube, war eine Erfindung von Chade, sein Alterego, wenn er unerkannt zu reisen wünschte. Ich überwand meinen Heiterkeitsausbruch und räusperte mich. »Nein, Hoheit, mit dieser Vermutung befindet Ihr Euch, fürchte ich, sehr im Irrtum.«
    Er schwieg, während ich mein Bad beendete. Ich stieg aus der Wanne, trocknete mich ab und kam hinter den Schirmen hervor. Auf der Pritsche lag ein Nachthemd. Wie gewöhnlich hatte der Narr an alles gedacht. Als ich es über meinen feuchten, struppigen Kopf zog, bemerkte der Prinz: »Du hast eine Menge Narben. Woher?«
    »Ich habe zum Jähzorn neigenden Leuten bohrende Fragen gestellt. Hoheit.«
    »Du redest auch genau wie Chade.«
    Das war das Unliebenswürdigste und Unzutreffendste, was man je über mich gesagt hatte! Ganz sicher! Ich konterte mit: »Und seit wann seid Ihr so redselig?«
    »Seit niemand mehr in der Nähe ist, der uns belauscht. Du weißt, dass Fürst Leuenfarb und Laurel Spitzel sind? Er spioniert für Chade und sie für meine Mutter.«
    Er hielt sich für so pfiffig. Er würde lernen müssen, vorsichtiger zu sein, wenn er im Schlangennest der Hofgesellschaft überleben wollte. Ich drehte mich zu ihm um und fixierte ihn mit einem scharfen Blick. »Und was bringt Euch zu der Auffassung, dass ich nicht auch ein Spitzel bin?«
    Er stieß ein skeptisches Lachen aus. »Du bist unhöflich. Dir ist es egal, ob ich dich mag oder nicht, du versuchst nicht, dir mein Vertrauen zu erschleichen oder meine Gunst. Du hast keinen Respekt vor mir. Du erzählst mir keine Schmeicheleien.« Er verschränkte die Hände und legte sie hinter den Kopf, dann schenkte er mir ein seltsames halbes Lächeln. »Und du scheinst dir keine Sorgen darüber zu machen, dass ich dich aufhängen lassen könnte. Wegen Hochverrats. Weil du auf dieser Insel Hand an deinen zukünftigen König gelegt hast. Nur ein Blutsverwandter würde so etwas tun und sich keine Gedanken über die Folgen machen.« Er schaute mich erwartungsvoll an, und ich erkannte in seinen Augen, was ich am meisten fürchtete. Hinter seinen Spekulationen verbarg sich blanke Einsamkeit.
    Als Burrich es seinerzeit für geboten hielt, mich gewaltsam von dem Tier zu trennen, mit dem ich mich verschwistert hatte, hatte ich mich stattdessen an ihn gehängt. Ich fürchtete den Stallmeister und hasste ihn, aber mehr als alles andere brauchte ich ihn. Ich brauchte das Gefühl, mit jemandem verbunden zu sein, der immer da war und immer für mich erreichbar. Man hat mir versichert, dass alle Kinder solche Bedürfnisse haben, ich denke aber, bei mir war es mehr als der einfache Wunsch nach Sicherheit. Nachdem ich das vollkommene Einssein mit der Alten Macht erfahren hatte, konnte ich es nicht mehr ertragen, in mir allein zu sein. Ich sagte mir, dass Pflichtgetreus plötzliche Hinwendung zu mir wahrscheinlich mehr mit Jinnas Amulett zu tun hatte, als mit einer aufrichtigen Sympathie für meine Person. Dann fiel mir auf, dass das Amulett immer noch auf meinem Kissen lag.
    »Ich stehe in Chades Dienst.« Ich sagte es kurz und bündig, ohne Beschönigungen. Keine Vorspiegelung falscher Tatsachen. Ich wollte nicht, dass er sich an mich anschloss, weil er glaubte, ich sei jemand, der ich nicht war.
    »Aber natürlich. Er hat nach dir geschickt. Meinetwegen. Du musst der sein, den er als Hofmeister für mich haben wollte. Der Mann, der mich besser in der Gabe

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