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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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und soweit ich weiß, ist Laurel nicht in diese Verbindung eingeweiht. Merle kennt sie möglicherweise, aber sie wäre gekränkt, aus ihrer Hand eine Nachricht zu erhalten. So bleibst nur du, fürchte ich.«
    Ich fürchtete das Gleiche und fürchtete noch mehr jenen verräterischen Teil meines Ichs, der nichts lieber tun wollte, als die Stiege hinunterzugehen und den Blick der Vagantin auf mich lenken. In einem kleinen, geheimen Winkel seines Herzens fürchtet sich jeder Mann davor, verlassen zu werden, einsam zu sein. Es ist ein anderes Gefühl als bloße Feigheit, denn ich habe erlebt, dass auch Männer mit dem Mut eines Löwen nicht dagegen gefeit waren, schmachvolle Dinge zu tun, nur um einen anderen Menschen an sich zu binden. Außerdem argwöhnte ich, dass der Narr mich mit Hintergedanken zu ihr hinunterschickte. Schon früher einmal, als ich an meiner Einsamkeit zu verzweifeln drohte, hatte er ihr verraten, wo sie mich finden konnte. Es war ein falscher Trost, den ich in ihren Armen fand. Ich gab mir das Versprechen, dass ich diesen Fehler nicht noch einmal begehen würde.
    Widerwillig nahm ich das Röllchen aus seiner Hand und schob es mit der Fingerfertigkeit vieler Jahre der Übung in meinen Hemdärmel. Auch die Federn vom Gestade der verlorenen Schätze bewahrte ich dort auf, fest und sicher an meinen Oberarm gebunden. Dieses Geheimnis wenigstens gehörte noch mir allein, und ich gedachte es für mich zu behalten, bis wir einmal allein und unbelauscht waren, ohne Maske, ohne Tand und Flitter, nur der Narr und Fitz.
    Laut sagte er: »Ich kann sehen, dass Er unruhig ist, trotz des anstrengenden Tages, der hinter uns liegt. Es sei Ihm erlaubt, sich zu entfernen. Der Prinz und ich können einen Abend lang allein wirtschaften, und Er hat sich ein Liedchen und ein kühles Bier verdient. Trink er es auf das Wohl Seiner Hoheit und auf das seines Herrn. Nun spute Er sich, bevor man unten den Hahn am Fass zudreht.«
    Ich fragte mich, wem er etwas vormachen wollte. Der Prinz musste wissen, dass in meinem Herz für nichts anderes Raum war als für Trauer. Im Lager der Gescheckten hatte er miterlebt, wie Fürst Leuenfarb einem von mir gegebenen Befehl Folge leistete und mit dem Wolf die Höhle verließ. Dennoch dankte ich meinem Herrn für seine Güte und ging hinaus. Vielleicht war es eine Farce, die wir alle füreinander aufführten. Langsam ging ich die Stiege hinunter. Laurel kam mir entgegen. Sie sah mich merkwürdig an. Ich wollte ein paar Worte sagen, aber mir fiel nichts ein, und so ich ging stumm an ihr vorbei, ohne die Absicht zu beleidigen, aber auch ohne die Kraft, mir Gedanken darüber zu machen, ob sie sich vor den Kopf gestoßen fühlen könnte. Ich hörte, wie sie ein paar Stufen über mir stehen blieb, als wollte sie mich ansprechen, aber ich ging weiter nach unten.
    Die Schankstube war brechend voll. Einige der Gäste mochten wegen der Musik gekommen sein, denn Merle hatte inzwischen einen großen Namen, aber die meisten sahen mir aus wie Leute, die wegen des Unwetters hier festsaßen und sich keine Kammer leisten konnten. Sie würden, wenn die Musik zu Ende war, die restlichen Stunden bis Tagesanbruch auf Tischen und Bänken verdösen.
    Nachdem ich hoch und heilig versprochen hatte, dass mein Herr am Morgen dafür zahlen würde, gab man mir einen gefüllten Teller und einen Krug Bier. Ich ging damit zu dem Ende des Raums, wo das Feuer brannte und quetschte mich hinter einen Ecktisch, dicht bei Merles Ellenbogen. Ihre Anwesenheit war natürlich kein Zufall. Sie sollte nach uns ausschauen und wahrscheinlich verfügte sie über ein oder zwei Brieftauben, um jede Nachricht uns betreffend, sofort nach Bocksburg zu schicken. Deshalb war ich nicht verwundert, dass sie mir kein Zeichen des Erkennens gab und mit ihrem Vortrag fortfuhr.
    Nach drei weiteren Liedern erklärte sie, sie müsse ihrer Stimme etwas Erholung gönnen und ihre Kehle ölen. Der Schankbursche bracht ihr einen Becher Wein, den er auf meinem Tisch abstellte. Als sie sich neben mich setzte, um zu trinken, steckte ich ihr unter dem Tisch das Billet des Fürsten zu. Dann nahm ich den letzten Schluck aus meinem Krug und ging nach draußen, um dem Abort einen Besuch abzustatten.
    Sie wartete auf mich unter dem Dachüberstand des Hauses, von dessen Kante der Regen tropfte. »Der Brief ist unterwegs«, begrüßte sie mich.
    »Ich werde es meinem Herrn ausrichten.« Ich wollte an ihr vorbeigehen, aber sie griff nach meinem Ärmel. Ich blieb

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