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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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hatte.
    »Er ist ein Freund, Hoheit. Der beste Freund, den ich jemals hatte, und er wäre gern auch der Eure.« Ohne den Blick vom Gesicht des Prinzen abzuwenden, streckte ich die freie Hand nach dem Narren aus. Ich hörte, wie er herankam und sich neben den Prinzen stellte. Einen Augenblick später spürte ich den Druck seiner Hand. Ich führte sie zur Mitte der Tischplatte, wo ich die Rechte des Prinzen umfasst hielt, und seine schmalen, weißen Finger, die sich über unsere legten, besiegelten den Bund.
    »Wenn Ihr mich haben wollt«, erklärte der Narr feierlich, »werde ich Euch dienen, wie ich Eurem Vater gedient habe und Eurem Großvater vor ihm.«

Kapitel 28 · Heimkehr
    Schon aus unseren frühesten Überlieferungen geht hervor, dass die Beziehungen zwischen den Sechs Provinzen und den Äußeren Inseln einmal kriegerischer und dann wieder kaufmännischer Natur waren. Dem Wechsel von Ebbe und Flut vergleichbar haben wir Handel getrieben und Ehebande geknüpft, und dann Krieg geführt und unser eigen Fleisch und Blut erschlagen. Was den Krieg der Roten Schiffe aus dieser langen und blutigen Tradition heraushebt, ist die Tatsache, dass zum ersten Mal in ihrer Geschichte die Outislander unter einem einzigen Anführer vereint waren. Kebal Steinbrot war sein Name. Wie es bei solchen Gestalten zu sein pflegt, vermischen sich in den Berichten über seine Person Mythos und Wahrheit, aber nach den meisten Schilderungen begann er seinen Weg als Pirat und Plünderer. Er war ein herausragender Seemann und furchtloser Kämpfer, und die Männer, die ihm folgten, profitierten sehr davon. Meldungen von erfolgreichen Raubzügen und reicher Beute veranlassten Männer vom gleichen Schlage, sich ihnen anzuschließen. Bald kommandierte er eine ganze Flotte von Piratenschiffen.
    Ungeachtet dessen wäre er vielleicht doch nur als ein ungewöhnlich erfolgreicher Seeräuber in die Geschichte eingegangen, der zu seiner Zeit die Meere unsicher machte, aber dann begann er systematisch sämtliche der Äußeren Inseln unter seine Herrschaft zu zwingen. Die Form der Überredung, der er sich zu dem Behufe bediente, hatte große Ähnlichkeit mit dem Entfremden, welches er wenig später als Waffe gegen die Bevölkerung der Sechs Provinzen gebrauchte. Überdies verlangte er, dass die Rümpfe aller Schiffe unter seinem Kommando blutrot gestrichen werden sollten und bestimmte ausschließlich die Küste der Sechs Provinzen zum Ziel seiner Überfälle. In diesem Zusammenhang ist von Interesse, dass etwa zu der gleichen Zeit, als Kebal Steinbrot seine Flotte in der oben geschilderten Weise neu organisierte, man in den Sechs Provinzen zum ersten Mal Gerüchte von einer Fahlen Frau an seiner Seite zu hören begann.
    FEDWREN: ›EINE CHRONIK DES KRIEGS DER ROTEN SCHIFEE‹
    Wir erreichten Burgstadt, als der Nachmittag sich schon zum Abend zu neigen begann, viel später als nötig, aber wie ich vermutete, einem Plan des Narren entsprechend, denn er schien unterwegs keine Eile zu kennen. Zum Beispiel hatten wir sehr lange an einem sandigen Uferstreifen Rast gemacht, um unser Picknick einzunehmen. Vielleicht wollte er dem Prinzen noch einen Tag der Erholung verschaffen, bevor er wieder vom Wirbel des Hofs verschlungen wurde. Keiner von uns hatte das Chaos und die Lustbarkeiten erwähnt, die anlässlich der Verlobungsfeierlichkeiten in der Neumondnacht zu erwarten waren. Inzwischen fand der Prinz Gefallen an unserer Komödie, und auf der letzten Etappe unserer Reise ließ er seinen Grauen neben Malta gehen. Wie es sich für einen vornehmen jungen Herrn geziemte, sah er über den grobschlächtigen Diener des Fürsten hochmütig hinweg. Er gestattete Fürst Leuenfarbs aristokratischem Geplauder von Jagden und Bällen und Reisen in exotische Länder, ihn zu amüsieren, ohne seine prinzliche Haltung zu kompromittieren. Laurel ritt an des Fürsten anderer Seite, schwieg aber die meiste Zeit. Ich denke, der Prinz genoss seine neue Rolle. Man konnte seine Erleichterung spüren, dass wir ihn jetzt in das Spiel einbezogen. Er musste sich nicht mehr schämen, dass er wie ein ungezogener Junge von seinen Aufpassern zur Mutter zurückgebracht wurde, sondern er kehrte heim als ein junger Mann nach einem unglückseligen Abenteuer, begleitet von Freunden. Seine verzweifelte Einsamkeit erfuhr eine gewisse Linderung. Dennoch spürte ich seine wachsende Bangigkeit, je näher wir unserem Ziel kamen. Sie pulsierte durch das Gabenband zwischen uns, und wieder fragte ich mich,

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