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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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habe sie gehört.« Er schniefte, versuchte es mit einem Hüsteln zu überspielen. »Und sie hätte dich in jedem Fall dazu gebracht, dass du sie tötest. Sie war fest entschlossen.«
    »Was ich bezeugen kann.« Unwillkürlich fuhr meine Hand zu dem frischen Verband am Hals. Der Prinz lächelte, und ich merkte, dass ich das Lächeln erwiderte.
    Die nächste Frage sprudelte er hervor, als wäre sie ganz besonders wichtig, so wichtig, dass er die Antwort fürchtete. »Wirst du bleiben?«
    »Bleiben?«
    »In der Burg.« Plötzlich setzte er sich mir gegenüber an den Tisch und schaute mir mit Veritas’ offenem Blick in die Augen. »Tom Dachsenbless, willst du mein Lehrer sein?«
    Chade, mein alter Mentor, war mit der Bitte zu mir gekommen, den jungen Prinzen zu unterrichten, und ich hatte die Kraft gefunden, nein zu sagen. Der Narr, mein ältester Freund, hatte mich gebeten, nach Bocksburg zurückzukehren, und ich hatte abgelehnt. Der Königin selbst hätte ich ein Nein zur Antwort gegeben. Das Beste, was ich diesem jüngsten Spross meiner Familie gegenüber an Verweigerung zustande brachte, war: »Ich habe nicht besonders viel zu lehren. Was Euer Vater mir an Unterweisung hat zukommen lassen, fand im Geheimen statt, überdies hatte er nur selten Zeit dafür.«
    Sein Blick wurde kritisch. »Gibt es jemanden, der mehr von der Gabe versteht als du?«
    »Nein, Königliche Hoheit.« Er brauchte nicht zu wissen, dass ich selbst sämtliche in Frage kommenden Kandidaten getötet hatte. Übrigens hätte ich nicht erklären können, weshalb ich ihn plötzlich anredete, wie es einem Prinzen aus regierendem Hause zustand. Etwas in seiner Haltung verlangte es.
    »Dann bist du von jetzt an Gabenmeister. In Ermangelung von Alternativen.«
    »Nein.« Mit diesem Wort war meine Zunge so schnell wie der Gedanke. Ich holte tief Luft. »Ich bin bereit, Euch zu unterweisen, doch in der gleichen Weise, wie Euer Vater es mit mir getan hat. Wann ich kann und was ich kann. Und im Geheimen.«
    Wortlos streckte er die Rechte über den Tisch, um die Abmachung zu besiegeln, doch als unsere Hände sich berührten: »Die Alte Macht und die Gabe«, forderte er und der Gabenfunke zwischen uns sang.
    Bitte.
    Hingeschrieben wäre es ein Krakel gewesen, der erste ungelenke Versuch eines Schulanfängers mit Feder und Tinte, und befördert wurde es von der Alten Macht, nicht von der Gabe. »Wir werden sehen«, sagte ich laut und bereute es schon. »Du könntest deine Meinung bald ändern. Ich bin weder ein guter Lehrer, noch besonders geduldig.«
    »Aber für dich bin ich ein Mensch, nicht ›der Prinz‹. Als wären deine Erwartungen an einen Menschen höher als an einen Prinzen.«
    Ich sagte nichts und schaute ihn stattdessen abwartend an. Er sprach zögernd weiter, es schien ihm peinlich zu sein. »Für meine Mutter bin ich ein Sohn. Und ich bin immer Opfer für mein Volk. Und für alle anderen bin ich immer der Prinz. Immer. Ich bin niemandes Bruder. Ich bin keines Mannes Sohn. Ich bin keines Menschen bester Freund.« Er lachte, ein kurzes, gepresstes Lachen. »Die Leute sind sehr zuvorkommend zu mir als ›der Prinz‹. Aber da ist stets eine Mauer. Niemand redet zu mir als, nun, einfach als Mensch.« Er hob eine Schulter und ließ sie wieder fallen, ein Mundwinkel verzog sich zu einem seltsamen Lächeln. »Niemand außer dir hat je zu mir gesagt, ich sei dumm, auch dann nicht, wenn ich mich ganz unübersehbar aufführte wie ein Dummkopf.«
    In diesem Moment wurde mir klar, wieso die Gescheckten ihn so leicht für sich hatten gewinnen können. Geliebt werden, auf eine vertrauliche, furchtlose Art. Jemandes bester Freund sein, selbst wenn dieser Jemand eine Katze ist. Ich konnte mich an eine Zeit in meinem eigenen Leben erinnern, als ich glaubte, das könne nur Chade mir geben. Ich erinnerte mich, wie groß die Angst, diesen Schatz zu verlieren, gewesen war. Ich wusste, dass jeder Knabe, Bettler oder Prinz, so etwas brauchte, ein Gegenüber, um sich hinzuwenden und angenommen zu werden. Nur war ich nicht überzeugt, für diesen Zweck die rechte Wahl zu sein. Chade, weshalb hatte er sich nicht Chade ausgesucht? Darüber dachte ich noch nach, als es an der Tür klopfte.
    Ich öffnete und sah mich Laurel gegenüber. Unwillkürlich schaute ich an ihr vorbei, in der Erwartung, Fürst Leuenfarb zu sehen. Er war nicht da. Sie blickte mit einem leichten Stirnrunzeln über ihre eigene Schulter, dann wieder in mein Gesicht. »Ist es gestattet

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