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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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von der Seite an, dann fragte sie scheu: »Seine Freundin? Hältst du das für möglich?«
    Irgendetwas in ihren Augen und ihren Mundwinkeln warnte mich davor, die Frage leichtfertig zu beantworten. »Für mich hat es den Anschein«, erwiderte ich etwas steif.
    Ihre Schultern hoben sich, als hätte ich ihr ein großes Geschenk gemacht. »Und du kennst ihn lange und gut«, schmückte sie meine kargen Worte aus. Ich hütete mich, ihre Spekulation zu bestätigen. Sie hielt eine Weile das Gesicht von mir abgewendet und danach sprachen wir nicht mehr viel miteinander, aber sie summte beim Reiten vor sich hin. Sie schien bester Laune zu sein. Als ich meine Aufmerksamkeit auf unsere Vordermänner richtete, merkte ich, dass die Stimme des Prinzen verstummt war. Fürst Leuenfarb plauderte unverdrossen weiter, aber Pflichtgetreu hielt den Blick in die Ferne gerichtet und schwieg.
    Die Burg erhob sich auf den schwarzen Felsen als düsterer Schattenriss vor einer schweflig geränderten Wolkenbank, als wir uns der um ihren Sockel gewucherten Stadt näherten. Der Prinz hatte sich die Kapuze tief ins Gesicht gezogen und ritt wieder neben mir, während Laurel an die Seite des Fürsten zurückgekehrt war und ob des Wechsels sehr zufrieden schien. Pflichtgetreu und ich wechselten kaum ein Wort, jeder war mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt.
    Unser Ziel war das weniger benutzte Westtor der Burg – wie der Aufbruch, so die Rückkehr. Wieder kamen wir durch die Ansammlung verstreuter Hütten am Fuß der Klippe. Als ich die ersten grünen Girlanden an einem Türsturz sah, dachte ich an einen festfrohen Bürger, der die Zeit nicht abwarten konnte, aber dann sah ich eine zweite, und ein Stück weiter trafen wir auf eine Gruppe von Handwerkern, die einen Willkommensbogen aufstellten. Leute aus dem Dorf beeilten sich, Efeu mit Heffelweiß zu verflechten, um den Bogen damit zu schmücken. »Ein bisschen früh, findet ihr nicht?«, rief Fürst Leuenfarb ihnen leutselig zu, als wir vorüberritten.
    Ein Soldat spuckte aus und lachte laut auf. »Früh, Euer Gnaden? Eher zu spät! Alle dachten, der Sturm würde das Verlobungsschiff aufhalten, aber die Outislander scheinen ihn benutzt zu haben, um hierher zu fliegen. Die Geleitboote sind am Mittag eingetroffen, mit der Ehrengarde der Prinzessin. Es heißt, ihr Schiff wird anlegen, bevor die Sonne untergeht und bis dahin muss alles bereit sein.«
    »Wie aufregend!«, begeisterte sich der Fürst. »Keinesfalls darf ich mich zu den Festlichkeiten verspäten.« Er wandte sich mit einem Lächeln an Laurel. »Meine Liebe, ich fürchte, wir müssen reiten, was wir können. Ihr Burschen folgt uns, wie es eben geht.« Damit stieß er Malta die Fersen in die Weichen und sie fiel leichtfüßig in Galopp. Laurel blieb an seiner Seite. Der Prinz und ich trabten gemächlich hinterher. Während wir uns noch auf dem kurvenreichen Karrenweg befanden, hatten Fürst Leuenfarb und Laurel bereits das Tor erreicht und ritten hindurch.
    An einer Stelle, wo dichter Wald bis an die Straße reichte, lenkte ich Meine Schwarze vom Weg herunter und winkte dem Prinzen, es mir gleichzutun. Durch wucherndes Unterholz auf einem längst überwachsenen Pfad, an den ich mich kaum noch erinnerte, folgten wir dem Verlauf der äußeren Burgmauern bis zu der Stelle, die der Wolf mir vor all den vielen Jahren gezeigt hatte. Dichtes Distelgestrüpp überwucherte die alte Bresche in der Mauer, aber ich traute dem Frieden nicht. Wir stiegen ab.
    »Was ist dies für ein Ort?« Pflichtgetreu schob die Kapuze zurück und schaute sich neugierig um.
    »Ein Ort, um zu warten. Ich will nicht das Risiko eingehen, mit Euch an einem der Tore Einlass zu begehren. Chade wird jemanden schicken, der uns abholt und auf einem sicheren Weg in die Burg hineinbringt, damit es aussieht, als hättet Ihr sie nie verlassen. Ihr habt Euch die Freiheit genommen, diese letzten Tage in tiefer Meditation zuzubringen, und nun kommt Ihr aus der Klausur, um Eure zukünftige Gemahlin zu begrüßen. Mehr braucht niemand zu wissen.«
    »Ich verstehe«, erwiderte er hohl. Am Himmel ballten sich die Wolken und der Wind frischte auf. »Und was tun wir bis dahin?«
    »Wir warten.«
    »Warten.« Er seufzte. »Wenn ein Mann in einer Kunst vollkommen werden kann, indem er sie beständig übt, müsste ich inzwischen vollkommen sein im Warten.«
    Er klang müde und über seine Jahre alt.
    »Wenigstens seid Ihr jetzt zu Hause«, versuchte ich ihn zu trösten.
    »Ja.« Es hörte

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