Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
sehen, wo er zuschaute, wie ich mein Hemd ausbesserte, verbarg er es meisterlich.
    Nicht das winzigste Flackern seines Blicks verriet, dass er mich zuerst begrüßt hatte, seine gesamte Aufmerksamkeit schien ausschließlich dem Prinzen zu gelten. »Ich hoffe, Ihr nehmt es mir nicht übel, Hoheit, aber ich habe mir die Freiheit genommen, die monetären Angelegenheiten unseren Aufenthalt in diesem Hause betreffend, zu regeln. Wenn es Euch angenehm ist, können wir nunmehr sofort aufbrechen.«
    Der Prinz atmete tief ein. »Es wäre mir angenehm, Fürst.«
    Jetzt erst nahm der Fürst offiziell meine Anwesenheit zur Kenntnis und zeigte mir ein Lächeln, wie ich es seit Tagen nicht mehr auf seinem Gesicht gesehen hatte. »Er hat unseren Prinzen gehört, Dachsenbless. Ermanne Er sich und packe unsere Habseligkeiten. Und Er kann aufhören mit seiner Flickarbeit, wenigstens vorläufig. Man soll mir nicht nachsagen können, dass ich ein knauseriger Herr bin, auch nicht einem so ungehobelten Diener gegenüber, wie Er einer ist. Bedecke Er sich hiermit, auf dass er uns keine Schande mache, wenn wir in die Burg einreiten.« Er warf mir ein verschnürtes Bündel in den Schoß. Wie sich herausstellte, war es ein Kittel aus Leinenstoff, derber und haltbarer als mein alter, an dem herumzuflicken ich vorgab. Vorbei war’s mit der Tasche im Ärmel, um darin verborgen die Federn zu tragen.
    »Vielen Dank, Euer Gnaden«, erwiderte ich mit angemessener Demut. »Ich werde mich bemühen, auf diesen besser acht zu geben als auf die drei letzten.«
    »Das hoffe ich. Nun seh Er zu mit seiner Toilette und spute sich, die Jagdmeisterin Laurel zu unterrichten, dass wir in Bälde aufzubrechen gedenken. Dann sag Er im Stall Bescheid, dass man die Pferde reitfertig macht, und in der Küche soll man uns einen Imbiss für unterwegs richten. Zwei, drei gebratene Vögelchen, eine Fleischpastete, zwei Flaschen Wein und etwas von dem frischen Brot, dessen Werden meine Nase mir vermeldete, als ich ins Haus trat.«
    »Sehr wohl, Euer Gnaden. Es soll alles pünktlich besorgt werden.« Halb in dem neuen Kittel steckend, hörte ich den Prinzen in ungehaltenem Ton sagen: »Fürst, seid Ihr es, der glaubt, ich wäre ein Kretin, dass Ihr diese Komödie für mich aufführt? Oder geschieht es auf Wunsch von Tom Dachsenbless?«
    Ich steckte hastig den Kopf durch die Kragenöffnung, um den Ausdruck auf des Fürsten Gesicht nicht zu verpassen. Doch es war der Narr, der mit einem strahlenden Lächeln nach Vagantenart einen schwungvollen Kratzfuß vollführte und seinen nicht vorhandenen Hut vor den Knien schwenkte.
    Im Aufrichten warf er mir einen triumphierenden Blick zu. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte, aber sein Grinsen steckte an, und deshalb grienten wir wie zwei Verschworene bei einem Schelmenstreich, während er antwortete: »Hoheit, weder ist es mein Wunsch, noch der von Tom Dachsenbless, sondern Lord Chade hat es uns auferlegt. Er wünscht, dass wir bei jeder Gelegenheit unsere darstellerischen Fähigkeiten üben, denn schlechte Schauspieler wie wir, brauchen zahlreiche Proben, um das Publikum überzeugen zu können.«
    »Lord Chade. Ich hätte wissen müssen, dass ihr beide seine Zuträger seid.« Er verriet nicht, dass ich es bereits ausgeplaudert hatte, wie ich beifällig vermerkte. Wenigstens lernte er Verschwiegenheit. Er schaute den Narren durchdringend und voller Argwohn an, dann wanderten seine Augen ein wenig zur Seite, um mich in die Musterung miteinzubeziehen. »Aber wer seid ihr?«, fragte er mit gesenkter Stimme. »Wer seid ihr, alle beide?«
    Unwillkürlich tauschten der Narr und ich einen Blick. Dass wir uns erst miteinander verständigten, bevor wir antworteten, erregte den Unmut des Prinzen. Man sah es daran, wie seine Wangen sich röteten. Hinter dem Ärger, verborgen in der Tiefe seiner Augen, saß die Angst eines Knaben, dass er sich mir gegenüber lächerlich gemacht hatte. War alles ein abgekartetes Spiel gewesen, um sich sein Vertrauen zu erschleichen? War meine Freundschaft bereits vergeben, an den Narren, und er ging leer aus? Ich sah, wie er sich zu verschließen begann, wie er sich hinter die Fassade des Königssohns und Thronfolgers zurückzog. Rasch beugte ich mich über den Tisch und verstieß gegen jegliche höfische Etikette, indem ich mich seiner Hand bemächtigte. Ich ließ Aufrichtigkeit durch diese Berührung fließen, überzeugte ihn mit der Gabe, genau wie Veritas einst das Vertrauen seiner Mutter gewonnen

Weitere Kostenlose Bücher