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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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interessante Melange aus der Leibgarde des Prinzen und dem Kriegsvolk der Outislander. Die Mannen des Prinzen waren in Weitseherblau gekleidet, mit dem Bockswappen der Weitseher, und sie gingen zu Fuß, als höfliche Geste, nahm ich an, gegenüber den Gästen. Die Outislander, die man zum Geleit der Narcheska ausgewählt hatte, waren Seefahrer und Kämpfer, aber keine Reiter. Pelze und Lederzeug tropften, und ich malte mir aus, wie heute Abend der Gestank von Tierfell, das in der Wärme der Feuer zu trocknen begann, in Schwaden durch die Große Halle zog. Reihe um Reihe marschierten sie vorbei, mit dem wiegenden Gang von Männern, die lange auf See gewesen sind und immer noch bei jedem Schritt erwarten, dass sich ihnen der Boden entgegenhebt. Sie trugen ihre Waffen als ihren Reichtum und ihren Reichtum als Waffen. Edelsteine funkelten an Schwertgurten, und ich sah mit Gold umwundene Axtstiele. Man konnte nur hoffen, dass es zwischen den verschiedenen Parteien heute Nacht nicht zu Auseinandersetzungen kam. Noch marschierten sie gemeinsam, Veteranen von beiden Seiten der Piratenkriege.
    Die Edlen der Outislander kamen als Nächstes. Sie ritten auf geliehenen Pferden und man merkte ihnen an, wie unbehaglich sie sich fühlten. Begleitet wurden sie von einem Empfangskomitee aus Herzogen und Fürsten der Sechs Provinzen. Ich erkannte sie mehr an ihren Wappen als an ihren Gesichtern. Der Herzog von Tilth war erheblich jünger, als ich erwartet hatte. Zwei junge Frauen ritten unter dem Banner von Bearns, und obwohl ich die charakteristischen Züge der Familie in ihren Zügen fand, waren sie mir fremd. Und immer noch zogen die Reihen vorüber, festlich wie martialisch, und ich saß im Regen auf meinem Pferd als einer der vielen Zuschauer des Spektakels.
    Endlich kam die Sänfte von des Prinzen kindlicher Braut. Sie schwebte über dem Festzug wie eine vom Himmel herabgeholte Wolke, riesig und weiß, getragen auf den Schultern von des Königs Garde. Die jungen Fürstensöhne, die mit Fackeln nebenher marschierten, waren nass und bis an die Knie mit Matsch bespritzt. Der Schmuck aus Blumen und Girlanden war vom Regen zerschlagen und vom böigen Wind zerzaust. Man hätte es für ein böses Omen nehmen können, dieses schwankende, zerbrechliche Gebilde im Regensturm unter einem schwarzen Himmel, wäre nicht das Mädchen darin gewesen. Statt die Vorhänge gegen das raue Wetter zu schließen, waren sie weit geöffnet. Die drei Ehrenfräulein aus den Sechs Provinzen sahen betrübt und betrüblich aus mit ihren verwehten Coiffüren und ruinierten Toiletten, aber das kleine Mädchen in ihrer Mitte genoss das Unwetter sichtlich. Ihr rabenschwarzes Haar war lang und ungebändigt. Regennass lag es ihr glatt am Kopf wie Seehundfell und auch ihre Augen gemahnten mich an die eines Seehunds, riesengroß und schwarz und feucht. Sie schaute in meine Richtung, als sie vorüberschwamm, ich sah ihre Zähne weiß zwischen den zu einem Lächeln geöffneten Lippen schimmern. Sie war, wie der Prinz gesagt hatte, ein Kind von elf Jahren, ein kräftiges kleines Ding mit flächigen Wangen und geraden Schultern, und offenbar entschlossen, sich keinen Moment ihrer Reise zu der Burg auf dem Felsen entgehen zu lassen. Wahrscheinlich zu Ehren ihres zukünftigen Gemahls, trug sie Weitseherblau und dazu eines seltsames blaues Ornament im Haar, aber ihr Überwurf mit hohem Kragen war aus feinem weißen Leder, in Gold mit springenden Narwalen bestickt. Ich starrte sie an und dachte, ich müsste sie schon einmal gesehen haben oder jemanden aus ihrer Familie, doch ehe ich die Erinnerung fassen und festhalten konnte, war die Sänfte vorbei und schwankte weiter den Berg hinauf. Und immer noch musste ich warten, denn ihr folgten noch weitere Scharen ihres Gefolges und unserer Männer als Ehrengeleit.
    Hinter den letzten Nachzüglern, ließ ich Meine Schwarze mit einem Schenkeldruck auf die wie umgepflügte Straße treten. Wir gerieten in einen Strom von Kaufleuten, Händlern und ihren Knechten, die im Sog des Festzugs zur Burg hinaufwanderten. Einige trugen ihre Waren auf der Schulter, mit Wachs umhüllte Käseräder oder Fässchen mit edlem Likör, andere gingen neben Eselskarren. Ich trieb mit dem Strom durch das Haupttor der Burg, ohne dass jemand mir einen zweiten Blick gegönnt hätte.
    Stallburschen standen bereit, um die Pferde zu übernehmen, sie hatten Mühe, der Masse der Tiere Herr zu werden. Ich gab ihnen den Mausgrauen des Prinzen, sagte aber, dass ich

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