Die Zweitfrau
doch sehr zufrieden mit seiner Leistung. Es soll nicht der letzte Marathon sein, den er mitläuft. Aber ich merke, dieser erste Lauf, das ist für ihn wirklich etwas ganz Besonderes.
Kapitel 13
Peter ruft an, will einen Termin zur Fußpflege, das tut er seit dem ersten Mal regelmäßig und anschließend gehen wir immer essen. Und diesmal bringt er mich nach dem Essen nach Hause und kommt mit nach oben. Es ist ganz normal. Als hätte es niemals eine „Trennung“ gegeben. Und wieder lasse ich mich darauf ein. So vergeht wieder einige Zeit im gewohnten Trott. Dienstag ist „unser“ Tag und ansonsten telefonieren wir eben täglich. Trotz aller widrigen Umstände ist es doch meist schön. Natürlich - jedes Wochenende bin ich, nach wie vor alleine und hin und wieder macht mir das schon sehr zu schaffen.
Ich nähe viel, ich lese, ich erledige meinen Haushalt. Und ein Wochenende ist ja auch schnell vorbei. Anders sieht es mit den Feiertagen aus. Das ist schon schwieriger. Und selbstverständlich male ich mir bei solchen Gelegenheiten aus, wie es wohl bei ihm daheim ist. Ich sehe ihn regelrecht vor mir, wie er auf „heile Welt“ macht. Aber vielleicht ist es ja für ihn so auch in Ordnung? Dieser Gedanke bringt mich dann jedes Mal in Rage. Und so ist es nach solchen Feiertagen häufig der Fall, dass wir zunächst einmal streiten, wenn wir wieder telefonieren. Nicht dass er streiten will, ich breche diesen Streit jedes Mal vom Zaun. Es ist eine schwierige Zeit. Später, erst sehr viel später begreife ich, dass die Situation für ihn oftmals sehr viel schwieriger gewesen sein muss als für mich. Ich brauche mich nicht zu verstellen. Ich kann jederzeit und überall in Ruhe an ihn denken. Er ist gefordert, muss der Ehemann und natürlich der Vater sein, der zuhört, sich um alles kümmert, vieles in Ordnung bringt.
Trotzdem, irgendwann will ich so nicht weitermachen. Und so schlage ich Peter vor, dass wir uns für ein Vierteljahr nicht sehen sollen. In der Zwischenzeit kann er überprüfen, ob es ihm wirklich ernst ist mit uns oder ob er nicht doch lieber bei seiner Frau bleiben möchte. Und wenn er sich entscheiden kann, sie zu verlassen, so werden doch drei Monate reichen, um die Dinge daheim auf den Tisch und damit in Bewegung zu bringen. Dies ist mir mehr oder weniger spontan eingefallen. Peter ist sprachlos. Er kann zunächst nichts sagen. Ich denke, damit hat er nicht gerechnet.
Sein erster Satz ist auch: „Aber in diesen drei Monaten hast du doch Geburtstag!“
„Na und?“, ist meine Antwort, „was macht das schon? Es ist doch so, dass ich meist eh alleine bin oder schauen muss, dass ich jemanden finde, der mit mir feiert. Meist sitze ich hier alleine und der Tag vergeht wie jeder andere auch. Sicher, du rufst mich an, aber das kann es auf Dauer nicht sein.“
Es wird viel geredet an diesem Tag. Mein Vorschlag behagt ihm gar nicht. Aber ich bleibe hart und so trennen wir uns letztendlich für diese drei Monate.
Es ist eine harte Zeit. Der erste Tag geht ja noch, da fühle ich mich gut mit dieser Entscheidung. Aber dann beginnt die Zeit, in der ich zweifele, in der ich mir ausmale, wie er sich um seine Frau bemüht, sich vielleicht wieder neu in sie verliebt. Wer kann das schon wissen? Was weiß ich überhaupt? Eigentlich doch sehr wenig. Nein, schön ist diese Zeit nicht. Hin und wieder verfluche ich mich selbst, dass ich diesen Vorschlag überhaupt gemacht habe. Aber ich bin - trotz allem - doch sicher, dass es der richtige Weg ist.
Die Wochen vergehen, wir hören nichts voneinander. Dann, an einem Freitag Spätnachmittag, klingelt mein Telefon und Peter ist dran. Mittlerweile sind sechs Wochen vergangen. Ich bin verblüfft, freue mich aber sehr.
„Mit dir habe ich jetzt nicht gerechnet“, sage ich ihm.
Und er antwortet:
„Du weißt doch, mit mir muss man immer rechnen.“
Es wird ein wenig hin und her gesprochen. Dann wage ich endlich die Frage zu stellen:
„Wie sieht es daheim aus? Weiß deine Frau, dass es mich gibt?“
Seine Stimme wirkt gepresst, als er mir antwortet:
„Ja sie weiß, dass es eine andere Frau gibt. Aber sie will kämpfen, will nicht aufgeben, möchte zu einer Eheberatung mit mir.“
Ich kann diese Frau verstehen. Wer will schon alles aufgeben? Nach einiger Zeit fragt Peter zögernd:
„Kann ich am Dienstag kommen? Ich möchte dich so gerne sehen.“
Ich freue mich sehr und sage zu. Ich freue mich wirklich, aber als einige Stunden vergangen sind, werde ich zornig.
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