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Die Zweitfrau

Die Zweitfrau

Titel: Die Zweitfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Ploetz
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wie geplant.
    Die Zeit der „Abrechnung“ ist gekommen. Und es werden Dinge hervorgeholt, Vorhaltungen gemacht, Schmerz zugefügt. Es ist zermürbend. Ich kann ihm nicht helfen. Es wäre besser auszuziehen, aber das will er nicht. So muss er sich immer wieder ihren Vorwürfen stellen. Was Marlies besonders interes siert ist, wie lange das mit mir schon geht. Aber darauf gibt ihr Peter keine Antwort. Auch ich bin nicht dafür, ihr das zu sagen. Warum soll man ihr nun noch zusätzlich wehtun? Wie wird sie sich fühlen, wenn sie erfährt, dass wir uns bereits 10 Jahre kennen?
    Einen Tag später habe ich von ihr immer noch nichts gehört. Und dann erzählt mir Peter, dass sie sich einfach so auf den Weg gemacht hat, um mich zu sehen. In der Praxis!! Leider hat sie einen kleinen Unfall gehabt, der ein Aufeinandertreffen verhindert hat. Nein, passiert ist ihr nichts. Der Wagen hat eine kleine Schramme, aber sie hat natürlich anschließend keine Lust mehr gehabt, weiter zu fahren. Sie sieht es als Zeichen, dass sie dies nicht tun soll. Ich warte also weiter.
    Und dann, eines Tages wird es mir zu dumm. Die mysteriösen Anrufe bei mir nehmen ständig zu. Also rufe ich sie an. Als ich mich zu erkennen gebe, verschlägt es ihr zunächst die Sprache. Und dann verhält sie sich genauso, wie es Peter mir immer versucht hat, zu erklären. Der Ton wird sehr überheblich, fast arrogant:
    „Wie kommen Sie dazu, sich in eine funktionierende Ehe zu drängen?“
    Das ist ihre erste Frage.
    Ich kann es nicht glauben, dass es sich jemand so leicht machen will. Die Ehe „funktioniert“ also ihrer Meinung nach? Ich bleibe ruhig und sage ihr, dass ich nicht der Ansicht bin, dass diese Ehe noch funktioniert. Wäre dem so, dann gäbe es mich nicht. Ich sei nicht der Auslöser für den Zustand der Ehe, sondern das Ergebnis. Das macht sie sehr wütend. Aber sie will sich mit mir treffen, nachdem es das erste Mal ja - durch den Unfall bedingt - nicht geklappt hat. Ich bin einverstanden, mich mit ihr an einem neutralen Ort zu treffen. Das hat sie jedoch nicht im Sinn. Sie will, dass ich zu ihr nach Hause komme. Offensichtlich erwartet sie sich davon eine Art „Heimvorteil“. Völlig unmöglich für mich dieser Vorschlag. Sie wechselt das Thema und will nun von mir wissen, worüber Peter und ich uns immer unterhalten. Wie lange wir uns kennen und, „wie lange das schon geht, zwischen uns beiden“. Ich versuche ihr zu erklären, worüber wir reden, aber sie kann es nicht verstehen. Ich spüre geradezu, wie in ihrem Kopf Bilder von uns entstehen. Für sie ist völlig klar, es geht hier nur um Sex. Völlig unvorstellbar für sie, dass sich zwei Menschen einfach gut verstehen und miteinander reden können, sich verstanden fühlen. Dass Sex nur eine Nebenrolle spielt, die Hauptsache die seelische Verbindung ist. Alles nicht vorstellbar für sie. Darüber, wie lange ich Peter schon kenne, gebe ich keine Auskunft. Das soll sie ihn fragen. Und dann plötzlich teilt sie mir mit, dass sie mich lieber nicht kennen lernen möchte. Sie hat nun keine Lust mehr darauf. Für sie ist klar, dass Peter zu ihr gehört, dass hier sein zu Hause ist. Und dass das auch so bleiben wird.
    „Noch ist nicht aller Tage Abend“, antworte ich ihr, „wir werden sehen, wie es weiter geht.“
    Dann verabschieden wir uns voneinander. Ich sage ihr noch, dass sie sich gerne melden kann, wenn sie es sich anders überlegt.
    Anschließend versuche ich sofort Peter zu erreichen. Aber bei ihm ist belegt. Natürlich ist mir klar, dass Marlies ihn sofort darüber informiert, dass ich angerufen habe. Als ich ihn endlich erreiche, wirkt er leicht genervt. Ich sage ihm, dass ich bei Marlies angerufen habe und er teilt mir mit, dass er bereits Bescheid weiß. Wir streiten ein wenig, denn er kann nicht begreifen, warum ich dieses Gespräch gesucht habe. Und ich kann es ihm nicht begreiflich machen.

Kapitel 15

    Die Wochen ziehen dahin und wir nähern uns wieder der Weihnachtszeit. Bisher bin ich Weihnachten immer alleine gewesen. Diesmal wird es anders, so denke ich wenigstens. Ich will ein gemütliches Weihnachtsfest mit Peter verleben. Gemeinsam essen, Kirchgang - ich weiß, das ist ihm wichtig - und dann wird man weiter sehen. Wie froh bin ich, dass ich ihm nichts von meinen Plänen erzählt habe. Ungefähr vier Wochen vor Heilig Abend erklärt er mir, ganz nebenbei:
    „Ich habe vor, über Weihnachten zu verreisen. Habe auch schon gebucht, denn ich muss mir über viele Dinge klar

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