Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zweitfrau

Die Zweitfrau

Titel: Die Zweitfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Ploetz
Vom Netzwerk:
so viel in diese Tage hinein, wie es geht. Nach unseren Anwendungen haben wir bis zum Abendessen genügend Zeit, um hinunter in die Stadt zu gehen und uns dort umzusehen. Das Wetter macht auch mit, es zeigt sich von seiner freundlichsten Seite. Die Sonne scheint und dennoch ist es nicht zu heiß. Wir können den Weg in die Stadt hinunter bequem zu Fuß zurücklegen. Wir fühlen uns rundum wohl. Und an Peters Geburtstag, der in diesem Jahr auf einen Sonntag fällt, lassen wir es ganz ruhig angehen. Wir spazieren in die Stadt, trinken dort Kaffee und am frühen Abend sitzen wir im Hotel auf der Terrasse und trinken Champagner. Seine beiden Großen rufen an, um ihm zu gratulieren. Der Jüngste lässt, wie meist, nichts von sich hören. Es ist dennoch schön. Wir reden über uns, über die Zeit, die wir uns nun schon kennen. Rekapitulieren, wie wir uns gefunden, welche Klippen wir umschifft haben. Und wir freuen uns, zusammen zu sein, halten uns an den Händen und schlürfen genüsslich Champagner. Rechtzeitig gehen wir, um uns umzuziehen und machen uns auf den Weg in den Speisesaal. Das Essen ist, wie die Tage zuvor auch, hervorragend und wir lassen es uns schmecken.
    Allerdings ist Peter ungewohnt schweigsam beim Essen und als ich ihn frage, was los ist, gesteht er mir, dass er sich miserabel fühlt. Er kann nicht sagen, woran das liegt, aber es geht ihm nicht gut. Er fühlt sich, als wäre eine Grippe oder doch zumindest eine schwere Erkältung im Anmarsch. Während des Essens verschlechtert sich sein Zustand rapide. Ihm bricht der Schweiß aus und er kann einfach nicht mehr warten bis der Ober kommt, um die Rechnung abzuzeichnen. Ich fordere ihn auf nach oben zu gehen, ich werde auf den Ober warten. Dies tut er auch sofort, woran ich erkenne, dass es ihm wirklich schlecht geht. Normalerweise widerspricht er in solchen Momenten, da er jedoch geradezu „folgsam“ ist, kann ich mir vorstellen, wie elend er sich fühlt.
    Als ich die Rechnung abgezeichnet habe, gehe ich nach oben in unser Zimmer. Peter liegt bereits im Bett, bis zum Hals eingemummelt.
    „Es geht mir schon ein wenig besser“, antwortet er auf meine Frage, wie er sich fühlt. Ich lösche schnell das Licht, um ihn nicht weiter zu stören und wir beide schlafen ein. Mitten in der Nacht werde ich wach. Peter steht am geöffneten Fenster und scheint zu lauschen. Von draußen ist ein Martinshorn zu hören. Wir können allerdings nichts sehen, es muss also weit weg sein.
    „Ist alles in Ordnung mit dir?“, frage ich ihn.
    „Ja, alles ist gut.“
    Am nächsten Morgen geht es ihm wieder besser und da unsere Zeit hier vorüber ist, bringen wir noch vor dem Frühstück unser Gepäck zum Auto, damit wir sogleich losfahren können, wenn wir fertig sind.
    Wir lassen uns ein letztes Mal verwöhnen, genießen das auch sehr. Und dann, nachdem wir gezahlt haben, fahren wir los. Die Fahrt verläuft ruhig und ohne große Anstrengung. Dennoch ist Peter froh, als wir daheim ankommen, dass er es hinter sich gebracht hat. Er fühlt sich müde und erledigt, was eigentlich nicht zu ihm passt. Auto zu fahren hat ihm schon immer Spaß gemacht, ihn niemals erschöpft. Also irgendetwas kann nicht stimmen mit ihm. Ich gehe davon aus, dass eben doch ein Virus durch seinen Körper tobt.

Kapitel 4

    Kurz darauf fahre ich für eine Woche, um meine Freundin Elke zu besuchen. Sie wohnt in der Nähe von Aachen und der Besuch steht schon längere Zeit fest. Peter gönnt mir von Herzen diese Zeit und so fahre ich mit dem Zug und von guten Wünschen begleitet los. Es ist eine schöne Woche. Das Wetter ist wie man es sich wünscht. Wir unternehmen viel und ich telefoniere täglich mit Peter. Er freut sich, dass es mir gut geht, erkundigt sich, wie unsere Tage verlaufen. Die Zeit vergeht rasend schnell und schon bald kommt der Tag, da muss ich wieder Richtung Heimat fahren. Elke bringt mich zum Bahnhof und dort nehmen wir tränenreichen Abschied voneinander. Selbstverständlich holt mich Peter vom Bahnhof ab. Als ich aus dem Zug steige und er mich sieht, kommt er wie ein kleiner Junge, auf mich zu gerannt. Er umarmt mich heftig und drückt mich an sich, wobei er immer wieder sagt:
    „Ist das schön, dass du wieder da bist! Ich bin so froh.“
    Er freut sich unheimlich, mich zu sehen, freut sich, dass ich da bin. Ich bin ein wenig verblüfft. Solange bin ich ja nicht weg gewesen und wir haben doch täglich telefoniert.
    Wir fahren heim, ich rufe schnell bei Elke an, um ihr zu sagen, dass

Weitere Kostenlose Bücher