Die Zweitfrau
geredet werden musste und so ist es ihm nicht klar gewesen, wie ich mich wirklich gefühlt habe. Ich habe alles in mich hineingefressen, habe versucht alles mit mir alleine auszumachen.
Selbst ich lasse mich hin und wieder narren. Denke auch für Momente, dass alles gut werden wird. Dass wir es geschafft haben, die Krankheit zu be siegen.
Samstag fahren wir dann endlich los. Es ist ein weiter Weg und deshalb starten wir rechtzeitig. Die Fahrt ist schön und je weiter wir fahren, desto flacher wird das Land. Es gefällt uns sehr. Am späten Nachmittag kommen wir an unserem Bestimmungsort an. Von der Wohnung sind wir sind völlig entzückt. Helle, große Räume, alles gefliest. Und alles neu eingerichtet. Im Wohnzimmer ist eine kleine Essecke integriert, mit Eckbank und Stühlen. Daran schließt sich die Küche an, die klein ist, aber mit allem ausgestattet, was man benötigt. Vom Herd über den Kühlschrank bis zu dem Geschirrspüler ist einfach alles vorhanden. Vor dem Wohnzimmer ist unsere Terrasse. Auch diese mit sämtlichem Zubehör, was man sich denken kann und was man sich wünscht. Und alles in tadellosem Zustand.
Wir können über den See blicken, den Ruderern, den Schwimmern, den Seglern und den Surfern zusehen.
Unser Vermieter ist entzückt , den schwäbischen Dialekt zu hören. Er erzählt uns, dass er vor vielen Jahren in Baden-Württemberg gearbeitet hat, dort seine erste Frau kennen gelernt hat. Die Ehe ist zwar nicht von Bestand gewesen, aber den Dialekt, den liebt er noch immer. Immer wieder fordert er mich, auf etwas zu sagen und verdreht voller Wonne seine Augen, wenn ich ihm - im besten Schwäbisch - den Gefallen tue.
Da die Fahrt anstrengend gewesen ist, verbringen wir den ersten Tag auf der Terrasse, lesen und sonnen uns. Wir haben ja alle Zeit der Welt, können uns auch später noch in der Gegend umsehen. Abends gehen wir zum Essen in ein naheliegendes Lokal, das uns der Vermieter empfohlen hat. Auf dem Weg zum Essen erkunden wir ein wenig das Dorf und freuen uns über das schöne Wetter.
Auch wenn das Wetter nicht immer schön ist, wir sind tapfer unterwegs und sehen uns die Umgebung an. Wir fahren an die Ostsee, besuchen Eutin, Plön und machen auch eine Fahrt über die Seen bis Malente. Es hat sich sehr schnell gezeigt, dass es für uns gut ist, wenn wir immer wieder einen Tag aussetzen. Peter hat so Zeit, ein wenig Ruhe zu finden. Morgens frühstücken wir relativ spät, verlassen dann das Haus, gehen einkaufen, erkunden die Gegend und kehren am Spätnachmittag wieder zurück. Hin und wieder nehmen wir auch das Abendessen daheim ein. Aber meistens gehen wir essen, lassen uns verwöhnen. Es ist ein ruhiger und schöner Urlaub. Wir freuen uns auf daheim, aber wir bedauern auch, dass wir abfahren müssen. Es ist so ruhig und friedlich hier, dass wir gerne noch bleiben würden.
Beim Abschied erklärt uns der Vermieter:
„Sie sind sehr angenehme Gäste gewesen. Wenn Sie wieder in die Gegend kommen, dann dürfen Sie jederzeit wieder bei uns wohnen.“
Und dann bittet er zum letzten Mal um einige schwäbische Worte, die ich ihn gerne hören lasse. Zum Abschied winken wir uns lange zu.
Daheim angekommen werden wir rasch wieder eingesogen von den alltäglichen Kleinigkeiten. Peter muss wieder zu seiner Ärztin, es ist Zeit für eine erneute Blutabnahme. Bevor wir uns versehen, hat uns der ganz alltägliche „Wahnsinn“ wieder im Griff.
Kapitel 17
Und plötzlich bemerke ich wieder den seltsamen Geruch in Peters Zimmer. Ich erkenne ihn sofort. Es ist derselbe Geruch, der bereits in seinem Zimmer war, bevor wir wussten, dass Peter krank ist. Wieder suche ich sein Zimmer ab, noch immer habe ich keinen Verdacht, was es mit dem Geruch auf sich hat. So plötzlich wie der Geruch aufgetreten ist, verschwindet er auch wieder. Und ich vergesse es erneut. Kurze Zeit später fühlt sich Peter nicht mehr so richtig wohl. Zunächst denkt er sich nichts dabei. Es geht einem ja nicht immer gleich gut. Aber es dauert nicht lange und er fühlt sich wieder schlapp, unmotiviert und, was uns stutzig macht, er schwitzt nachts wieder übermäßig. Das ist immer ein schlechtes Zeichen. Da es jedoch nur noch einige Tage bis zu seiner nächsten Untersuchung dauert, sagt er zu mir:
„Na ja, kommende Woche gehe ich ja wieder zur Untersuchung. Bis dahin warte ich jetzt erst mal. Und vielleicht hat es ja nichts zu bedeuten?! Die Ärzte in der Klinik werden schon was finden, wenn es etwas zu finden gibt.“
Mir
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