Die Zweitfrau
Weihnachten zu feiern. Und in diesem Jahr verzichtet Peter auf die „große“ Einladung. Er will sich nur mit seinen Kindern zum Essen treffen. Ich soll mitgehen, aber ich sage ihm, dass ich das nicht will. Ich finde einfach, dieser eine Abend gehört den Kindern und ihm. Er sieht das nicht ganz so, würde mich gerne dabei haben, aber er versteht doch, was ich ihm damit andeuten will. Es gibt einfach Zeiten, da sollte niemand sonst anwesend sein. Auch wenn wir uns alle gut verstehen, ist es doch etwas anderes, wenn nur Vater und Kinder zusammen sind. Es wird sicher über andere Dinge geredet wenn man „unter sich“ ist, als wenn da noch jemand sitzt, der vieles nicht miterlebt hat. Und ich will nicht, dass aus falscher Rücksichtnahme auf mich, Dinge nicht angesprochen werden, die vielleicht wichtig sind für die Vier. Und so zieht Peter, bewaffnet mit Geschenken für die Enkel, los.
Am Heilig Abend schneit es in diesem Jahr so heftig, dass innerhalb kurzer Zeit kein Auto mehr unterwegs ist. Was etwas heißen will. Wir essen beizeiten, die obligatorischen Saitenwürstchen und den Kartoffelsalat, weil wir in die Kirche wollen. Wir finden, wir haben wirklich großen Grund dankbar zu sein dafür, dass wir Weihnachten zusammen erleben können. Und so streben wir rechtzeitig in Richtung Kirche. Es schneit, als würde es nie wieder aufhören. Der Schnee liegt auf den Gehwegen und der Straße. Es ist fast kein Durchkommen. Die Kirche ist festlich geschmückt und sehr gut besucht. Wir haben Sorge, dass wir keinen Sitzplatz mehr bekommen. Da wir jedoch frühzeitig da sind, ergattern wir die letzten beiden freien Plätze. Während des Gottesdienstes halten wir uns bei den Händen und blicken uns immer mal wieder an. Es ist uns bewusst, welch unglaubliches Glück wir gehabt haben und so gibt es sicher nur wenige Menschen, die hier sitzen und so inbrünstig danken wie wir.
Als wir die Kirche verlassen sehen wir, dass es die ganze Zeit weiter geschneit hat. Mittlerweile ist es außerdem auch noch so kalt geworden, dass es anfängt glatt zu werden. Der Heimweg wird zur Rutschpartie. Wir schaffen den Weg jedoch - weit ist es nicht - ohne dass einer von uns auf die Nase fällt.
Kapitel 15
Am kommenden Morgen bin ich, wie immer, sehr früh wach. Ich muss das Essen vorbereiten und habe viel zu tun. Wir verzichten auf ein „richtiges“ Frühstück. Peter isst lediglich eine Scheibe Brot, trinkt dazu eine Tasse Kaffee. Ich räume auf, stelle um. Der Tisch kommt in die Mitte des Wohnzimmers, wird ausgezogen und ich beginne rechtzeitig mit dem Eindecken und der Dekoration. Alles sieht festlich aus. Zwischendurch achte ich auf das Essen. Als meine Schwester und mein Neffe Frederik kommen, werden zunächst die Geschenke ausgepackt und dann können wir mit dem Essen beginnen. Es wird ein schöner Tag, wenngleich es Peter nicht so besonders gut geht. Es wird ihm übel und so legt er sich gleich nach dem Essen hin. Das dämpft ein wenig die gute Stimmung. Immer wenn es ihm schlecht geht, werde ich nervös - weiß ich doch nicht, woher seine Übelkeit rührt. Ob nicht eventuell ein Besuch in der Klinik ansteht. Aber Peter sagt mir, als ich zu ihm gehe, er braucht nur ein wenig Ruhe. Wir lassen ihn also in Ruhe und er schläft. Zum Kaffeetrinken ist er wieder auf den Beinen.
Gleich im neuen Jahr, wir haben Silvester wieder daheim verbracht, beschließen wir, im kommenden Sommer in Urlaub zu fahren. Außerdem will Peter auf jeden Fall nach Wien, das heißt in die Nähe von Wien, seine Freunde - Karla und Frieder - besuchen. Das ist ihm wichtig. In diesem Jahr wird nämlich Jubiläum gefeiert zwischen den Sportvereinen in seinem Heimatort und der Ortschaft bei Wien. Peter will dort hin und mitfeiern. Schließlich ist er es doch damals gewesen, der diese Partnerschaft mit ins Leben gerufen hat. Als Vorsitzender hat er diese Partnerschaft initiiert. Von diesem Termin habe ich nichts wissen können und so habe ich, lange zuvor schon, Karten für ein Konzert von Grönemeyer gekauft. Das Jubiläum und das Konzert liegen terminlich so dicht beieinander, dass Peter mit dem Auto nach Wien fahren wird und ich drei Tage später - am Tag nach dem Konzert - per Flugzeug nachgereist komme. Wohl ist mir nicht so richtig bei dem Gedanken, dass Peter die weiter Reise alleine antreten will, aber er versichert mir, dass er darin keine Problem sieht.
Zunächst jedoch steht wieder einmal ein Umzug bevor. Bei meiner Schwester im Haus ist die Wohnung unter
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