Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zwerge

Die Zwerge

Titel: Die Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
keine Stadt mehr sicher war. »Nôd’onn kann notfalls einen seiner Famuli entsenden, der den Orks die Wände niederreißt. Sind sie erst einmal in der Siedlung, kann man sie nicht mehr aufhalten, dazu kämpfen sie zu stark.« Sie deutete auf ein Gasthaus, in dem noch Licht im Schankraum brannte. »Kehren wir ein?«
    »Ich wollte in einer solchen Ebene nicht leben«, meinte Bavragor zu Balyndis. »Es gibt keinen Schatten, und das Schlimmste ist, dass die Sonne immer da ist. Es wird sicherlich so heiß wie in einem Backofen.«
    »Ich habe nichts gegen Hitze, wenn sie von meiner Esse stammt«, sagte sie und ließ ihm den Vortritt ins Wirtshaus.
    »Ja. Es gibt nichts Schöneres, als den Hammer auf dem glühenden Eisen tanzen und ihn immer neue Melodien singen zu lassen«, stimmte ihr Tungdil zu. »Ich vermisse meine Schmiede sehr.«
    »Du? Ich dachte, du bist ein Vierter?«, wunderte sie sich. »Seid ihr eigentlich nicht die Gemmenschneider?«
    »Ha«, machte Goїmgar rechthaberisch. »Eigentlich sind wir das. Er ist ja auch kein …«
    »Ich bin ein Vierter, ja, aber ich fühle mich mehr zu dem Handwerk hingezogen, das unser Volk quer durch alle Stämme verbindet«, gestand er.
    »Er ist kein Vierter«, vollendete Goїmgar herablassend seinen begonnenen Satz. »Er ist ein Findelzwerg und wuchs bei den Langen auf, bis man ihm den Floh ins Ohr setzte, dass er einer von uns wäre und er Gandogar seinen Titel streitig machen könnte.«
    »Aha«, machte sie verwirrt. »Und bei den Menschen hast du das Schmieden für dich entdeckt?!«
    »Ich kann mir fast nichts Schöneres vorstellen«, gestand Tungdil, »auch wenn der Schweiß in den Augen brennt, die Arme schwer wie Blei sind und die Funken die Haare versengen.«
    Sie lachte, ihre Augen leuchteten. »Ja, das kenne ich.« Balyndis raffte ihr Kettenhemd am rechten Arm hoch und zeigte ihm ein Brandmal. »Schau, das habe ich mir zugezogen, als ich ein Schwert schmieden wollte. Vraccas hat es nicht gefallen, dass ich etwas anderes als eine Axt oder einen Streitkolben aus dem Erz mache, und da sandte er mir die Botschaft durch die Esse. Seitdem habe ich niemals wieder versucht, ein Schwert zu schmieden.«
    Voller Begeisterung zog Tungdil seinen linken Handschuh aus und zeigte ihr einen dunkelroten Strich, der in seiner Handfläche verlief. »Hier, von einem Hufeisen«, sagte er. »Es wäre vom Amboss in den Dreck gefallen, und ich fing es auf, ohne lange nachzudenken. Es war das beste Eisen, das ich geschmiedet habe, und ich wollte meine Arbeit nicht ruinieren.«
    Seine unvermutete Begeisterung riss die Zwergin mit, sie versanken im Fachsimpeln über die Schmiedekunst und vergaßen das Drumherum, bis Andôkai sich räusperte und sie aus dem Gespräch riss.
    »Ihr könnt später weiter reden, zuerst sollten wir uns um die Zimmer kümmern«, schlug sie vor.
    Tungdil bemerkte erst jetzt, dass sie in einem großzügig bemessenen Raum standen, der voller Menschen war, die sie neugierig anstarrten. Der riesige Djer_n wirkte wie ein falsch platziertes Standbild, das eher auf den Marktplatz als in die gute Stube eines Wirtshauses gehörte.
    Der Wirt überließ ihnen den großen Gemeinschaftsschlafsaal, in dem üblicherweise fahrende Händler nächtigten. Wegen der unsicheren Lage im Geborgenen Land war der meiste Warenaustausch zum Erliegen gekommen, und somit konnten sie es sich für wenig Geld gemütlich machen. Sie bestellten ihr Mahl in ihre Unterkunft, weil keiner von ihnen sonderliche Lust empfand, sich mit den anderen Menschen zu unterhalten.
    Bavragor erkannte, dass er bei dem Gespräch über die Kunst des Schmiedens rasch ins Abseits geriet, und daher versuchte er, Balyndis’ Neugier für die Bildhauerei zu wecken, was ihm nur leidlich gelang.
    Als er gerade anfing, ein Clanlied der Hammerfäuste zu singen, packte Tungdil das Stück Sigurdazienholz aus, um es näher zu betrachten. Balyndis sah es und wandte sich ihm neugierig zu. Bavragor klappte den Mund zu und grummelte Unverständliches vor sich hin.
    »Ist das ein Metall?« Die Zwergin runzelte die Stirn, ihre Augen glitten fasziniert über die Oberfläche. »So etwas habe ich noch nie gesehen. Im Roten Gebirge gibt es dergleichen nicht.«
    Tungdil erklärte ihr in Kürze, um was es sich bei dem Holz handelte, und reichte es ihr. »Und da es die Bäume nicht mehr gibt, ist dies das letzte Stück. Ohne es wird die Feuerklinge nicht entstehen. Nur Gandogar besitzt ein weiteres.«
    Ehrfurchtsvoll befühlte sie es, um mehr

Weitere Kostenlose Bücher