Die Zwerge
müssen dafür sorgen, dass jeder weiß, wohin sich die Zwergenstreitmacht zurückgezogen hat, dann erfahren es die beiden unterwegs von selbst. Sie merken sicherlich bald, dass die Orks die Tunnel besetzt halten, und werden Nachforschungen anstellen.«
»Hm«. Die Zwergin wirkte nicht recht überzeugt. »Damit locken wir die Bestien ebenfalls dorthin. Ist das gut?«
»Es ist viel mehr als das. Es ist meine Absicht«, nickte er, und seine braunen Augen blickten sie ernst an. »Ich will, dass Nôd’onn selbst sein Heer zu uns führt.«
Xamtys blickte ihn an, als hätte er den Verstand verloren. »Ich glaube nicht, dass er das tun wird. Und wenn er es tut, sind wir tot, Balendilín. Möchtest du einen schnellen Untergang? Dann hätten wir im Blauen Gebirge bleiben können, und unsere Flucht wäre sinnlos.«
»Nein, Xamtys. Er muss zu uns kommen. Wenn er glaubt, wir besäßen die Artefakte und die Bücher, die er so verzweifelt in seinen Besitz bringen möchte, wird er alle Horden in Bewegung setzen.«
»Den Grund, Balendilín«, sagte sie beschwörend und stützte sich auf die Lore. »Nenne mir den Grund, warum ich meine Krieger in den sicheren Untergang führen soll.«
Er hielt ihrem besorgten Blick stand. »Nôd’onn muss sich in unserer Nähe aufhalten. Nur auf diese Weise bekommen Gandogar und Tungdil die Gelegenheit, die Feuerklingen gegen ihn einzusetzen. Ansonsten wird er irgendwo im Geborgenen Land sitzen, unauffindbar und unnahbar.«
Die Königin verstand seinen Plan. »Wir sind der Köder. Das hat allerdings den Haken, dass wir nicht wissen, wann einer von ihnen auftaucht.«
»Oder ob«, fügte er ehrlicherweise hinzu und schloss für einen Moment die Augen. Ihm war schwindelig, der Blutverlust laugte ihn aus. »Und dennoch ist es die einzige Möglichkeit.«
»Gut.« Xamtys löste die Hände von der Lore. »Aber zuerst muss ich die Clans der Ersten warnen.«
»Dafür wird es zu spät sein. Die Orks kennen die Tunnel, sie werden sicherlich schon bei ihnen eingefallen sein. Ich hätte es an ihrer Stelle so gemacht.« Er fasste ihre Hand. »Geh davon aus, dass wir die letzte Streitmacht unseres Volkes bilden, Königin. Umso wichtiger ist es, Nôd’onn zu vernichten.«
Sie atmete tief durch und betrachtete seine rissige Hand. »Es ist grausam zu ahnen, was im Roten Gebirge geschieht, und nichts daran ändern zu können.« Eine Träne rann in ihren flaumigen Bart. »Wir rächen unsere Toten tausendfach, Balendilín. Die Felder des Geborgenen Landes werden mit dem Blut der Bestien getränkt werden, und mein Streitkolben wird nicht eher ruhen, bis er an einem Ogerschädel birst.« Er wusste, dass diese Waffe niemals zerbrechen würde. Ihr Blick wurde unsicher. »Was ist, wenn Nôd’onn uns überwindet, bevor einer der beiden mit der Feuerklinge zurückkehrt?«
Er lächelte sie an und versuchte, mehr Zuversicht auszustrahlen, als er wirklich in sich trug. »Bis dahin dürfen wir uns nicht überwinden lassen.«
Xamtys hob den Kopf, ihre braunen Augen schauten über die Vehikel, die bangenden und trotzigen Gesichter; kleine Kinder schrien, Kettenhemden und Waffen klirrten leise, weil sich ihre Träger unruhig hin und her bewegten. Die Luft im Tunnel roch verbraucht.
»Also gut, Balendilín. Ich folge dir.« Sie reichte ihm die Hand, dann kehrte sie zu ihrem Vehikel zurück.
Die Kunde über das neue Ziel verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Bisher waren die Zwerge mit einem unguten Gefühl gereist, doch der Ort, an den sie Balendilín nun führen wollte, sorgte bei den meisten, die davon gehört hatten, für Unglaube, bei manchen für Entsetzen und bei einigen für blanke Angst.
Das Geborgene Land, Königreich Tabaîn,
Grüschacker im Winter des 6234sten Sonnenzyklus
W ieder geschah es, dass die Torwachen die mehr als merkwürdige Reisegruppe passieren ließen, ohne auch nur eine misstrauische Frage über Djer_ns ungewöhnliche Größe zu stellen.
Die Stadt war gigantisch groß. Tungdil erinnerte sich, in Lot-Ionans Büchern einmal die Zahl siebzigtausend gelesen zu haben, und das Buch war damals schon älter.
»Ho, es wundert mich nicht, dass die Orks die Finger von ihr lassen«, sagte Boїndil. »Wenn die Bürger zu den Waffen greifen, stehen den Schweineschnauzen vorneweg dreißigtausend Gegner im Weg.«
»Es wird nicht lange dauern, bis sie eine entsprechend große Zahl zusammengerottet haben oder die Albae es mit List versuchen«, schätzte Andôkai. Mifurdania hatte gezeigt, dass
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