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Die Zwerge

Die Zwerge

Titel: Die Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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vielleicht schon bald aus deiner Schuld entlassen sein wirst«, sagte er nach einer Weile und strich mit der Rechten durch die dichten Haare des Zwergs. »Ich habe schon zu lange gelebt, und du hast mir bereits sehr viele Dienste erwiesen, die deine Schuld, falls es sie jemals gab, abgegolten haben. Wenn meine Versuche, das Altern aufzuhalten, nicht bald von dauerhaftem Erfolg gekrönt sein werden, wird meine Seele ohnehin in Kürze zu Palandiell gehen.«
    Es schmerzte den Zwerg, an die rasche Vergänglichkeit der Menschen erinnert zu werden, der sogar Zauberer nicht zu trotzen vermochten. »Ihr werdet Euer Ziel erreichen«, raunte er heiser. »Aber … Ihr wolltet mir doch etwas erzählen.«
    Der Zauberer lächelte traurig, er durchschaute Tungdils Absicht, ihn abzulenken. »Anfangs sagte ich dir, dass deine Familie dich bei mir abgegeben hätte, um aus dir einen großen Zwergenmagus zu machen, aber du hast schnell herausgefunden, dass das nicht die Wahrheit sein konnte. Spätestens nachdem du lesen gelernt und mehr über dein Volk in Erfahrung gebracht hast.«
    »Sie mögen Magie nicht besonders. Und die Magie mag sie nicht, ich weiß«, antwortete er und musste grinsen. In seine Hände gehörte der Schmiedehammer, ab und zu ein Buch aus der riesigen Bibliothek, aber mehr nicht. »Vraccas gab uns so viel handwerkliches Können, dass in unseren Körpern kein Platz mehr für das Zaubern ist.«
    »Genau«, lachte der Magus, als er sich an all die kleineren Unglücke erinnerte, die sich immer dann zugetragen hatten, wenn sein Ziehsohn und die unsichtbare Kraft zufällig zusammengetroffen waren. »Aber sei nicht zu bescheiden, du hast dir einiges an Wissen angeeignet und bist beinahe ein Gelehrter. Mancher Famulus weiß weniger über das Geborgene Land und seine Bewohner als du.«
    »Ihr habt mir viel beigebracht, Lot-Ionan, selbst das Disputieren.«
    »O ja, das war eine Herausforderung, an der ich fast zerbrach. Der zwergische Trotz ist deiner Zunge zuweilen im Weg.« Er wurde wieder ernster. »Ich hatte die Kobolde damals nicht gefragt, wie sie in deinen Besitz gekommen waren, was ich heute sehr bereue.
    Dann könnte ich dir wenigstens sagen, wo dein Familienclan, wo dein Stamm zu finden ist.« Er langte neben den Sessel und suchte eine Karte des Geborgenen Landes aus einem Stapel Schriftstücke. Vorsichtig rollte er sie auf, und sein Zeigefinger tippte auf das Zweite Zwergenreich. »Ich habe einen Boten zum Stamme Beroїns geschickt und anfragen lassen, ob etwas vom Schicksal eines vermissten Zwerges bekannt ist. Ich möchte deine Verwandten finden, Tungdil. Bei dem Alter, das ihr Zwerge erreicht, sollten sie noch leben. Was sagst du dazu?«
    Sein Mündel war gerührt. Sein größter Wunsch rückte damit näher. »Das … ist großartig von Euch!«, rief er aufgeregt. »Habt Ihr schon Nachricht erhalten?«
    Lot-Ionan freute sich über Tungdils Reaktion. »Nein, noch nicht. Aber ich bin zuversichtlich, dass die Zwerge des Zweiten neugierig genug sind, um sich um einen verlorenen Sohn ihres Volkes kümmern zu wollen. Es ist nur ein Anfang, erwarte nicht zu viel.«
    »Ich danke Euch nochmals«, sagte der Zwerg feierlich. Mehr Worte wollten ihm nicht einfallen, um seine Gefühle auszudrücken.
    »Wo ich die Landkarte schon mal auf dem Schoß habe, zeige ich dir gleich, wohin du gehen musst«, fuhr der Magus fort und deutete zuerst auf den Stollen, in dem sie sich befanden, dann auf eine Erhebung, die Schwarzjoch hieß. Sie lag außerhalb von Ionandar in Gauragar und hart auf der Grenze zu Lios Nudin, dem Einflussbereich des Magus Nudin, den man den Wissbegierigen nannte. »Es sind dreihundert Meilen, die du nordwestlich laufen musst. Die Wege sind leicht zu finden, und die Karte wird dir helfen, dich zu orientieren. Du kommst unterwegs an genügend Dörfern vorüber, in denen du nach dem Weg fragen kannst.« Er rollte das Pergament zusammen. »Nun zu den Kleinigkeiten, die du meinem Freund Gorén bringen sollst. Geh rüber an den Ebenholzschrank, und nimm den kleinen Ledersack mit dem grünen Lederband heraus. Darin sind Dinge, die ich vor langer Zeit für ein Experiment geborgt hatte und nun nicht mehr benötige. Auf dem Tisch liegen ein paar Münzen, die du unterwegs ausgeben darfst.«
    Während Tungdil sich in Bewegung setzte, nahm der Magus ein Buch auf und gab vor zu lesen. Der Zwerg öffnete den Schrank und zerrte den Sack heraus.
    »Ich bin so weit«, sagte er schließlich.
    »Nun geh, Tungdil, und denke darüber

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