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Die Zwerge

Die Zwerge

Titel: Die Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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nach, was ich dir gesagt habe. Wenn wir deine Familie finden, überlasse ich es dir, ob du bei mir bleiben möchtest oder nicht«, verabschiedete er den Zwerg, ohne von seinem Buch aufzuschauen. Tungdil wandte sich zum Ausgang.
    »Und noch etwas: Sei auf der Hut! Pass auf den Sack auf und verliere ihn nicht, dafür ist der Inhalt zu wertvoll«, schärfte er ihm ein. Dann hob er den Blick und lächelte. »Am besten ist es, du lässt das Band zu, wenn du keine Katastrophen erleben möchtest. Palandiell sei mit dir. Und dein Vraccas natürlich auch.«
    »Ihr könnt Euch auf mich verlassen, Lot-Ionan.«
    »Daran zweifle ich nicht, Tungdil. Kehre gesund zurück und lass es dir unterwegs gut gehen.«
    Der Zwerg verließ das Zimmer, um in die Küche zu Frala zu gehen. Von ihr wollte er sich Proviant geben lassen und mit ihr die Neuigkeit über seine Abstammung teilen.
    Er fand sie am großen Trog stehend beim Teigkneten. Der Schweiß lief ihr über das Gesicht, denn die Arbeit war sehr anstrengend und die zähe Masse aus Mehl, Wasser und Hefe alles andere als leicht durchzukneten.
    »Ich brauche Proviant«, verkündete er strahlend.
    »Aha. Hast du einen Botengang vom Magus erhalten?«, lächelte sie ihn an und versetzte dem Teig einen letzten Hieb. »Dann wollen wir doch mal schauen, was wir für den Kurier des Zaubermeisters alles in der Speisekammer haben.« Frala klopfte sich das Mehl von den Händen und betrat mit Tungdil jene Kammer, in der eine Maus wohl gern zur Welt käme.
    Die Magd packte Trockenfleisch, Käse und Dauerwurst sowie einen Laib Schwarzbrot in den Rucksack. »Das müsste reichen.«
    »Für dreihundert Meilen?«
    »Dreihundert?«, staunte sie. »Tungdil, das ist kein Botengang mehr, das ist eine richtige Reise. Nein, da müssen wir selbstverständlich noch etwas draufpacken.« Sie legte zwei Würste und etwas Schinken nach. »Aber lass es die Köchin nicht sehen«, sagte sie, während sie die Klappe des Rucksacks eilig schloss.
    Sie kehrten in die Küche zurück. »Und? Wohin wird dich deine lange Wanderung führen?«, wollte Frala neugierig wissen.
    »Ich gehe zum Schwarzjoch«, verriet er ihr. »Ich soll einem ehemaligen Schüler des Magus ein paar Dinge zurückbringen.«
    »Von diesem Berg habe ich noch nie gehört«, grübelte Frala. »Das muss eine sehr weite Reise sein, dreihundert Meilen … Durch welche anderen Königreiche läufst du?«
    Tungdil lachte. »Ich würde dich mitnehmen, aber Lot-Ionan hätte sicher etwas dagegen. Dein Mann und deine Töchter auch.« Er zeigte ihr die Landkarte und ließ den Finger über das Blatt wandern.
    »Idoslân und Gauragar! Und Lios Nudin liegt fast daneben, ist das nicht aufregend?«
    »Ach, bei Nudin ist es ruhig. Alles, was er macht, ist Wissen zu sammeln«, winkte der Zwerg ab. »Bei Turgur dem Schönen, da gäbe es sicherlich was zu sehen.«
    »Warum?«
    »Der Magus ist auf der Suche nach unvergänglicher Anmut für jedermann. Der krummbeinigste Bauer und die schiefmäuligste Dirne sollen ihren Makel gegen Elbengleiche Schönheit tauschen können«, erzählte er der Magd. »Seine Bemühungen schreiten jedoch nicht so recht voran, wie ich von Lot-Ionan gehört habe. Angeblich leben viele Menschen in Turgurs Land, denen er solche Missbildungen bei seinen Versuchen beschert hat, dass sie sich aus Scham verbergen. Vielleicht ist es ganz gut, dass ich Turgur fern bleibe, ehe er versucht, mich größer zu zaubern.«
    »Wie grausam«, sagte Frala bedauernd, ging in die Hocke und drückte den Zwerg an sich. »Ich wünsche dir den Segen Palandiells und deines Gottes Vraccas, damit du unterwegs vor allen Gefahren geschützt bist.« Sie nahm ihr Halstuch ab und band es dem Zwerg um den Gürtel. »Hier, dein Talisman. Wann immer du ihn anschaust, denkst du an mich.« Schelmisch zwinkerte sie ihm zu. »Und daran, dass du mir etwas Schönes mitbringst.«
    Tungdil sah in ihre lebendigen grünen Augen und seufzte. Er hatte die Magd so sehr in sein Herz geschlossen, dass es ihm schwer fiel, sich vorzustellen, fortan ohne sie bei den Zwergen und seiner Familie zu leben, zumal er doch der Pate von Sunja und Ikana geworden war. Er begehrte Frala nicht, solche Gedanken waren ihm fremd, aber weil er sie von klein auf kannte, fühlte er sich wie ein Bruder.
    »Lot-Ionan hat eine Nachricht an die Zwerge Beroїns gesandt, um Nachforschungen über meine Herkunft anzustellen«, erzählte er ihr von der Unterredung mit seinem Ziehvater. »Wenn meine Familie dort lebt, würde ich

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