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Die Zwillingsschwestern

Die Zwillingsschwestern

Titel: Die Zwillingsschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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urtümlichen Regung
meines Wagemuts schob ich meinen Fuß zwischen Tür und Rahmen.
    Sie
zuckte die Schultern. »Na schön, Sie haben mich überzeugt.« Ich folgte ihr in
die Wohnung, bis zu einer mit Flaschen bestens versorgten Bar. »Darf ich Ihnen
etwas zu trinken geben, Leutnant?« fragte sie.
    »Scotch
auf Eis, ein bißchen Soda«, sagte ich.
    Ich
schaute ihr zu, wie sie die Drinks zubereitete. Ihr schwarzes Haar war in der
Mitte gescheitelt und fiel in sanften Wellen herab, bis zu ihren Ohren, die es
verdeckte. Sie hatte ein intelligentes, fast schönes Gesicht, aber die harten
grünen Augen straften die Zartheit ihrer vollen Lippen Lügen. Über engen weißen
Hosen trug sie ein Hemd aus schwarzer Seide und um die Taille eine rote
Schärpe. Ihre Figur war so prächtig wie die ihrer Zwillingsschwester,
vielleicht noch ein bißchen besser.
    »Ich
habe gerade mit Ihrer Schwester gesprochen«, sagte ich.
    »Und
Klein-Penny hat wahrscheinlich nichts Gutes von mir erzählt«, sagte sie lässig.
»Warum setzen wir uns nicht, Leutnant? Dort drüben auf die Couch. Gehen Sie
schon hin, ich bringe die Drinks mit.«
    Wir
setzten uns auf die Couch, und sie reichte mir mein Glas. »Jetzt lassen Sie
mich mal raten. Sie sind gekommen, um mir Fragen zu stellen, Leutnant. Sie
werden mich so schockieren, daß ich einige belastende Zugeständnisse mache. Zum
Beispiel: kannte ich den Verblichenen?« Sie lächelte mich an. »Natürlich kannte
ich ihn, er war Pennys Ehemaliger. Ein Halunke namens Howard Davis, der zwei
Maschen hatte, von denen Tennisspielen nur eine war. Die andere befaßte sich
mit einfältigen, kleinen reichen Mädchen wie meine zartbesaitete Schwester.
Warum ich Ihnen das nicht alles gestern nacht erzählte? Ganz einfach, Leutnant,
Sie haben mich nicht gefragt.«
    »Woher
wollen Sie so genau wissen, daß ich Sie jetzt fragen würde?«
    »Weibliche
Eingebung«, sagte sie. Sie lächelte. »Außerdem steht ohnehin alles in den
Morgenzeitungen.«
    »Die
sind noch nicht im Verkauf. Woher wollen Sie das also so genau wissen?« fragte
ich.
    »Ebenfalls
weibliche Eingebung«, sagte sie. »Plus die Tatsache, daß ich selber angerufen
und ihnen die Information gegeben habe.«
    Ich
nippte an meinem Glas. »Ich möchte Ihre gute Laune nicht verderben«, sagte ich,
»aber Howard wurde ermordet, und ich bin Polizeibeamter. Sie können eine Menge Schwierigkeiten
bekommen, wenn Sie so etwas tun.«
    »Jetzt
machen Sie mir aber Angst«, sagte sie. »Was werden Sie tun, Leutnant? Mir
Handschellen anlegen, mich mit aufs Revier nehmen und mit einem Gummischi auch
verdreschen?«
    »Kein
sehr guter Einfall«, bemerkte ich.
    »Könnte
es aber sein«, entgegnete sie, »solange man keine blauen Flecke sieht.«
    Ich
trank noch einen Schluck Scotch und betrachtete sie nachdenklich. »Ich habe
schon von den Calthorpe-Schwestern gehört, aber bis gestern nacht war es mir
nicht vergönnt, ihnen zu begegnen«, sagte ich. »Erzählen Sie mir etwas von
ihnen.«
    »Penny
haben Sie ja schon kennengelernt«, antwortete sie. »Hat sie sich vor Ihnen
ausgezogen?«
    »Ist
mir nicht aufgefallen.« Ich dachte einen Augenblick nach. »Ich hätte es
bestimmt gemerkt.«
    »Dann
konnten Sie nicht lange bei ihr gewesen sein«, fuhr sie zufrieden fort. »Penny
trinkt zuviel, fährt zu schnell und zieht jedesmal, wenn ein Mann in Sicht ist,
ihre Kleider aus; im Augenblick hat sie einen Orientfimmel. Vielleicht paßten
Sie gar nicht in das Milieu, Leutnant?«
    »Wir
sprachen doch von den Fehlern der Calthorpes. Erinnern Sie sich?«
    »Unser Vater
starb vor einem Jahr, und wir bekamen sein Vermögen zu gleichen Teilen. Penny
ist ein ausgesprochener Schwachkopf mit dem verrückten Ehrgeiz, Schauspielerin
zu werden, wozu sie überhaupt kein Talent hat. Das einzige Vernünftige, was sie
jemals tat, war, sich raten zu lassen, wie sie Howard Davis loswerden konnte,
ohne ihm einen Pfennig zahlen zu müssen.«
    »Soviel
zu Penny«, sagte ich. »Was ist mit Prudence?«
    »Ich
fürchte, da werden Sie Penny fragen müssen«, sagte sie lächelnd. »Ich könnte
voreingenommen sein.«
    »Penny
behauptet, Howard seit der Scheidung nicht mehr gesehen zu haben«, sagte ich.
»Haben Sie ihn seither gesehen?«
    »Nein«,
sie schüttelte ihren Kopf entschieden. »Gar nicht daran interessiert. Penny
sagte, daß er auf dem Tennisplatz ganz gut wäre, aber im Boudoir war er ein
Versager. Da kam er über die erste Runde nicht hinaus.«
    »Kennen
Sie jemanden, der Grund hätte, ihn zu

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