Die Zwillingsschwestern
ermorden?«
»Vielleicht
Penny«, sagte sie. »Dumm genug ist sie ja, so etwas zu tun. Außer Penny weiß
ich niemanden mehr. Die Howards dieser Welt sind es nicht wert, daß man sie
umbringt, Leutnant; man sollte sie der Müllabfuhr überlassen.«
»Etwas
dagegen, wenn ich mir das aufschreibe?« fragte ich mit ernster Stimme. »Ich
fand Philosophie schon immer aufregend.«
»Müssen
Sie jetzt nicht noch anderswo hingehen?« fragte sie kühl. »Sie haben
ausgetrunken, und hier bekommen Sie nichts mehr. Außerdem beginnen Sie mich zu
langweilen, Leutnant.«
»Einem
so zarten Hinweis kann man sich schwer widersetzen«, sagte ich. »Also schön,
ich gehe.«
ich
stand auf und schaute kummervoll auf sie hinab. »Ich komme von dem Gedanken
nicht los, bei den Calthorpe-Schwestern nicht eingeschlagen zu haben«, sagte
ich ihr. »Penny hat ihre Kleider nicht ausgezogen, und Sie haben mir noch nicht
einmal angeboten, mir Ihre Sammlung zu zeigen.«
Ein
schwacher Funke von Interesse begann in ihren Augen zu glühen. »Hat Ihnen Penny
davon erzählt.’’ Was hat sie Ihnen noch gesagt?«
»Weiter
nichts. Sie sagte mir nur, ich sollte vorsichtig sein, daß Sie mich nicht Ihrer
Sammlung einverleiben, aber sie erwähnte nicht, welcher Art diese Sammlung ist.
Männer? Lassen Sie ihre Köpfe ausstopfen und schmücken damit die Wände, wie
Großwildjäger es zu tun pflegen?«
»Wenn
ich das täte, müßte ich den Madison Square Garden aufkaufen um sie
unterzubringen«, sagte sie lässig. »Meine Sammlung ist erheblich interessanter,
Leutnant. Ich habe natürlich nur ein paar wenige ausgewählte Stücke bei mir,
wenn ich auf Reisen bin. Wollen Sie sie sehen?«
»Gern«,
sagte ich. »Ich fragte mich schon immer, was die sagenhaft reichen Leute mit
ihrem Geld tun, außer andere Leute damit zu kaufen.«
Prudence
Calthorpe führte mich ins Schlafzimmer. Es war ebenso unpersönlich möbliert wie
die übrigen zehn Millionen Hotelzimmer im ganzen Land. Aber da dies das
Dach-Appartement im Hause war, wiesen die Möbel keine Kratzer auf — und
außerdem hatte Prudence dem Zimmer ihre persönliche Note gegeben.
Über
dem Kopfbrett des Bettes hing rittlings ein Paar schwarzer Spitzenhöschen,
denen ein schwarzer BH Gesellschaft leistete. Am Fuß des Bettes schmiegte sich
eine Blaunerz-Stola an einen uralten Schädel.
Vier
Schrumpfköpfe hockten in einer Reihe auf einer Wäschekommode und sahen aus wie
Steuerprüfer, die gerade meine Einkommensteuererklärung durchgesehen hatten.
Daneben stand aufrecht ein halbverwitterter Ziegelstein, auf den ein fast
verblichenes Zeichen gemalt war. Ein rotes Kreuz mit einer Cedille darüber.
Eine
verdorrte, mumifizierte Hand, die eher wie eine Klaue aussah, und die sich an
die Falten eines schäbigen, beileckten Kleides aus schwarzem Samt klammerte,
das über dem Spiegel hing, gab dem Ganzen etwas Anheimelndes.
»Wie
gefallen Ihnen meine kleinen Schätze?« fragte Prudence.
»Wo
haben Sie die gekauft?« wollte ich wissen. »In einem Laden für Scherzartikel am
Broadway?«
Sie
errötete ein bißchen. »Die Schrumpfköpfe sind echt, kleiner Mann, genauso wie Ihrer!
Der Knochenschädel gehörte einer Mary Miles, die in Neu-England im Jahre
sechzehnhundertzweiundneunzig als Hexe auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde.
Die mumifizierte Hand gehörte vermutlich Kublai Khan; garantieren kann ich es
nicht, aber sie war sehr teuer. Das Kleid ist echt. Lizzie Borden trug es, und
die Flecken sind Blutflecken. Ich habe sie analysieren lassen. Natürlich«,
fügte sie nachdenklich hinzu, »konnte der Mann, der es mir verkaufte, nicht
beschwören, daß es die echten Blutflecken sind.«
»Und
was ist mit dem Backstein mit dem >Gott-rette-uns<-Zeichen?« fragte ich.
Das
überraschte sie ein bißchen. »Ich hätte nicht gedacht, daß Sie es erkennen
würden, Leutnant.«
»Ich
war einmal drei Jahre beim Geheimdienst in London«, sagte ich. »Gleich nach
Kriegsende entdeckte ich dieses Zeichen ein paarmal an den Bombenruinen von
Berlin. Es ist älter als die Christenheit.«
»Dieser
Ziegel ist ziemlich alt«, sagte sie. »Er kommt auch aus London. Das Zeichen auf
ihm stammt aus der Zeit der Großen Pest.«
»Haben
Sie noch mehr solche Schätze bei sich?«
Sie
schüttelte den Kopf. »Ich reise immer mit leichtem Gepäck, deshalb brachte ich
nur meine liebsten Stücke mit. Sind diese Schrumpfköpfe nicht nett? Ich nenne
sie mein Friseurladenquartett — Eeny, Meeny, Miny und Mo.«
»Und
was tun Sie nachts?«
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