Die Zwillingsschwestern
anstarrten!«
»Noch
ein Anruf von ihm, und ich schnappe über«, sagte ich wütend. »Der und seine
Nachrichten —!«
Ihr
Glas verursachte ein splitterndes Geräusch, als es auf dem Fußboden zerschellte.
Sie schaute mich an, und ihr Gesicht war blaß, und in den Augen spiegelte sich
Furcht. »Sagten Sie Nachrichten?« fragte sie mit schwacher Stimme.
»Klar —
Nachricht. Jedesmal, wenn der Kerl mich anruft, sagte er, er hätte eine
Nachricht für mich.«
»Nachrichten-Johnny!«
flüsterte sie.
»Wie?«
Sie
schüttelte langsam den Kopf. »Nein, das ist nicht möglich.«
»Nachrichten-Johnny?«
wiederholte ich. »Ist das ein richtiger Name? Wer verdammt ist das?«
»Das
habe ich gerade erfunden«, sagte sie. »Ich fand, das klang recht passend—«
»Ich
glaube, Sie lügen«, sagte ich. »Wer ist es?«
»Ich
lügen —?« lächelte sie mich unbeirrbar an. »Können Sie sich vorstellen, daß
sich jemand Nachrichten-Johnny nennt? Das klingt doch eher wie eine Figur aus
den Comics, Al!«
Sie
blickte mich lange an, dann machte sie kehrt und ging ins Schlafzimmer. Ich
trank aus und überlegte, ob ich jetzt die Auskunft anrufen sollte, um zu
fragen, was ich nun tun sollte. Aber das Problem wurde von anderer Seite
gelöst. »Al«, ertönte Prus sanfte Stimme, »komm rein.«
FÜNFTES KAPITEL
D as
unablässige Bimmeln weckte mich. Ich streckte den Arm aus und hob den Hörer ab.
Ich legte ihn neben mich aufs Kissen, so daß ich das Ohr daran halten konnte.
»Ja?« sagte ich rauh und unfreundlich.
»Guten
Morgen, Leutnant«, begrüßte mich die vertraute gepflegte Stimme.
»Sie
schon wieder«, schnarrte ich. »Was wollen Sie denn?«
»Ich
habe eine weitere Nachricht für Sie«, sagte er forsch. »Ich hoffe, daß Sie sich
konzentrieren können, Leutnant.«
»Kann
ich nicht«, sagte ich. »Ich höre Sie gar nicht — aber vielleicht sollten Sie es
mir doch erzählen.«
»Sehen
Sie, das gefällt mir so an Ihnen, Leutnant. Sie sind nicht zu stolz oder zu
verknöchert, bei einem Mord ein bißchen Hilfe von außen anzunehmen.«
»Nein,
nein, Johnny, nein, Johnny, nein!« sagte ich bissig.
Eine
kurze Pause. Als er wieder sprach, hatte sich der Klang seiner Stimme
geringfügig verändert. »Sie kennen also meinen Namen, Leutnant. Das ist ja
wirklich interessant.«
»Das
ist Ansichtssache«, sagte ich. »in meinen Augen gehören Sie in eine
Comic-Serie, und dort sollen Sie auch bleiben.«
»Ich
versuche doch bloß zu helfen, Leutnant«, sagte er verbindlich, »meine Pflicht
als Staatsbürger zu erfüllen und Ihnen jedwede Auskunft zu geben.«
»Sie
wissen zuviel, um ein ehrlicher Staatsbürger zu sein«,sagte ich ihm. »Also
schön —was ist es dieses Mal?«
»Jonathan
Blake«, erwiderte er prompt. »Leidlich bekannter Großwildjäger und ehemals
Ehemann von Prudence Calthorpe. Im Augenblick hält er sich jedoch nicht im
dunklen Afrika auf, um diesen Erdteil seiner Tierwelt zu berauben.«
»Er ist
nicht in Afrika?«
»Nein,
Leutnant. Er wohnt auf einer Ferienranch, etwa sechzig Kilometer außerhalb von
Pine City. Sie heißt El Rancho de los Toros. Ich glaube, der Besitzer war
einmal drunten in Tijuana und sah dort einen Stierkampf. Mr. Blake ist Gast
dort draußen, und zwar, wie ich gehört habe, schon die ganze vergangene Woche.«
»Na
und?«
»Ich
dachte, das würde Sie vielleicht interessieren, Leutnant. Er hat vor, nun auch
die andere Hälfte der Calthorpe-Zwillinge auszuprobieren, aber ich vermute, das
wissen Sie bereits.«
»Was?«
»Dieses
Mal heiratet er Penny Calthorpe.« Seine Stimme klang leicht überrascht. »Aber
ich dachte, Sie wüßten es.« Dann hängte er rasch ein. Zu spät fiel mir ein, daß
ich mir geschworen hatte, das nächstemal als erster aufzulegen.
Ich sah
auf meine Uhr und erfuhr, daß es halb elf an einem strahlenden und zu sonnigen
Morgen war. Heute morgen war ich, um halb fünf von Prudence Calthorpe kommend,
in meine Wohnung zurückgekehrt. Sechs Stunden Schlaf sollten eigentlich für
einen Mann genügen, aber als ich im Spiegel meine geröteten Augen sah,
realisierte ich, daß das für mich offensichtlich nicht zutraf.
Eine
halbe Stunde ging mit Duschen, Anziehen und Kaffeetrinken drauf. Dann zündete
ich eine Zigarette an und überlegte, daß der Vormittag nun endgültig beim
Teufel sei, wenn ich nicht bald etwas Positives unternähme. Falls ich am
Jüngsten Tag gefragt würde, was ich an diesem Montagmorgen getan hatte, würde
sich die Feder des
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