Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zwillingsschwestern

Die Zwillingsschwestern

Titel: Die Zwillingsschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
an die
Schulter, zielte sorgfältig und zog durch. Es schepperte blechern, als eine der
Blechbüchsen zerfetzt wurde.
    »Mr.
Blake?« fragte ich höflich.
    Langsam
drehte er sich um und schaute mich an. Es war tatsächlich Blake. Ich erkannte
ihn gleich wieder, nachdem ich ihn auf dem Foto in Prus Appartement schon
einmal gesehen hatte. Nur daß aus der Fotografie nicht hervorging, wie groß der
Mann wirklich war.
    Ich bin
etwas größer als ein Meter achtzig, aber Blake war mindestens zehn Zentimeter
größer. Er war von mächtigem Wuchs, und seine Schultern wirkten direkt
gigantisch. Sein Gesicht hatte die Farbe von dunklem Mahagoniholz, die Augen
waren blaßblau. Sie wirkten eisig, als er mich ansah.
    »Ja,
ich bin Blake«, sagte er. »Was wünschen Sie?«
    »Mit
Ihnen zu sprechen«, entgegnete ich. Ich klärte ihn über meine Person auf, und
er runzelte leicht die Stirn. »Falls Sie sich über meinen Wagen Gedanken
machen, Leutnant, so kann ich Ihnen meine Waffenscheine für die Gewehre
zeigen.«
    »Ich
mache mir über einen Mord Gedanken«, klärte ich ihn auf. »Den Mord an Howard
Davis!«
    »Davis?«
Er machte ein mäßig interessiertes Gesicht. »Ist er tot?«
    »Wenn
er es nicht ist, dann spielt man ihm einen ganz üblen Streich. Man wird ihn
morgen begraben.«
    »Wann
passierte es?«
    »Wußten
Sie das nicht?«
    »Wie
sollte ich?«
    »Es
stand alles in den Zeitungen!«
    »Ich
lese keine Zeitungen«, sagte er mit Nachdruck. »Erzählen Sie mal.«
    »Ich
dachte mir, wenn Sie es schon nicht in der Zeitung gelesen haben, dann hätte es
Ihnen Penelope Calthorpe mitgeteilt«, sagte ich.
    »Ich
habe sie schon seit drei Tagen nicht mehr gesehen.« Seine Stimme war kühl.
»Wollen Sie mich als einen Lügner bezeichnen, Leutnant?«
    »Nein«,
sagte ich vorsichtig. »Ich wollte nur mal nachsehen, ob Ihr Gedächtnis
funktioniert, das ist alles.«
    »Es
funktioniert ausgezeichnet«, sagte er. »Aber wenn wir uns schon unterhalten
wollen, dann kehren wir besser zum Wagen zurück.« Er schaute auf das Gewehr,
das er in den Händen hielt, dann grinste er mich an. »Wollen Sie Ihr Glück
versuchen, Leutnant, bevor wir gehen?«
    »Weshalb
nicht«, sagte ich und ließ mir das Gewehr geben. Ich hob es an die Schulter und
schaute durch das Zielfernrohr. Die noch übriggebliebene Blechbüchse schien
mich praktisch anzuspringen. »Da haben Sie aber eine verdammt starke Optik«,
bemerkte ich.
    »Ein
Bausch and Lomb, Balvar vierundzwanzigfach«, erklärte er. »Recht gut.«
    Ich
zielte sorgfältig und drückte ab. Im nächsten Augenblick saß ich auf einem
spitzen Felsbrocken und rieb meine gefühllose Schulter. Das Gewehr lag einen
Meter vor mir auf dem Boden.
    »Tut
mir leid, Leutnant.« Blakes Stimme klang amüsiert. »Ich hätte Sie vor dem
Rückstoß warnen sollen. Diese vierhundertachtundfünfziger Winchester-Büchsen
sind teuflisch, wenn man sie nicht gewöhnt ist.«
    »Vielen
Dank, daß Sie mir das jetzt sagen«,bemerkte ich kühl und rappelte mich wieder
auf.
    Blake
hob das Gewehr auf, klemmte es unter den Arm, und dann traten wir den Rückweg
zu den Wagen an. »Erzählen Sie mir von dem Mord an Davis, Leutnant«, sagte er,
als wir uns einen Weg durch das Geröll bahnten. »Ich kann mir nicht vorstellen,
daß er jemals für jemanden wichtig genug war, um ihn umzubringen.« Er klopfte
auf den Kolben seiner Winchester. »Davis umbringen gliche mit diesem Baby hier
auf Eichhörnchen schießen.«
    Ich
berichtete ihm, wie man Davis’ Leiche in dem Sarg im Fernsehstudio gefunden
hatte. Als ich fertig war, grinste er: »Klingt so, als hätte der Mörder Humor«,
sagte er.
    »Wenn
ich ihn finde«, versprach ich, »haben wir beide was zu lachen.«
    »Sie
erwähnten vorhin, daß Sie mir einige Fragen stellen wollten«, fuhr er
unvermittelt fort. »Schießen Sie los, Leutnant.«
    »Was
tun Sie hier?« fragte ich. »Auf einer Ferienranch in der Nähe von Pine City?«
    »Penelope
Calthorpe bedeutet mir ein bißchen mehr als nur eine gute Freundin«, sagte er
langsam. »Ich möchte sie heiraten, Leutnant. Sie war so aufgeregt über ihren
neuen Fernsehunsinn, daß ich es für angezeigt hielt, mitzukommen und in ihrer
Nähe zu sein, für den Fall, daß sie ein bißchen Aufmunterung brauchte. Aber ich
hasse es, in einem Hotel sitzen zu müssen, deshalb kam ich auf die Ranch
heraus.« Das letzte Wort spuckte er fast aus. »Ranch! Es ist mehr ein
chromblitzendes Bordell, aber ich kann wenigstens tagsüber hier herausfahren,
um nicht aus der

Weitere Kostenlose Bücher