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Die Zwillingsschwestern

Die Zwillingsschwestern

Titel: Die Zwillingsschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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nichts mehr, so daß sie
verkümmerte und starb, während Sie auf meinem Schoß saßen.«
    »Gute
Nacht, Leutnant«, sagte sie und öffnete die Tür.
    »Wie
kommen Sie darauf, daß ich schon gehen möchte?« fragte ich höflich.
    »Seien
Sie doch nicht albern«, sagte sie brüsk. »Wenn Sie Schwierigkeiten machen, dann
rufe ich den Empfang an und lasse Sie hinauswerfen.«
    »Sie
vergessen etwas, Lukrezia«, sagte ich unfreundlich lächelnd. »Ich bin
Kriminalbeamter. Und Kriminalbeamte werden aus Hotels nicht hinausgeworfen,
selbst wenn die Gäste darauf bestehen. Aber wenn Sie mir nicht glauben wollen,
versuchen Sie es ruhig.«
    Sie biß
einen Augenblick lang auf ihre Unterlippe, dann knallte sie die Tür zu und kam
wieder ins Zimmer. Sie ließ sich in einen Sessel fallen, und dieses Mal zog sie
ihr Kleid sehr sorgfältig zurecht, so daß noch nicht einmal ihre Knie zu sehen
waren. »Also schön«, sagte sie. »Was passiert jetzt?«
    »Ich
habe ein kleines Geheimnis«, sagte ich, »aber ich will Sie nicht zappeln lassen
— ich verrate es Ihnen gleich. Ich kam heute nacht, abgesehen von Ihrer
überwältigenden Figur, aus noch ein paar anderen Gründen zurück. Ich wollte
wissen, was Sie von mir wollten, und ich gebe gern zu, daß Ihre Antwort für
mich ein Reinfall war. Aber außerdem brauchte ich noch ein paar Auskünfte, und
ich dachte mir, Sie wären das Mädchen, das sie mir geben könnte.«
    »Ich
würde Ihnen nicht einmal ein Streichholz geben, selbst wenn Sie sich damit
selber anzünden wollten«, sagte sie gehässig. Dann dachte sie eine Weile nach
und meinte: »Na ja — vielleicht läßt sich darüber reden.«
    »Howard
Davis war verheiratet«, sagte ich.
    »Aber Penny
hat sich von ihm scheiden lassen.«
    »Noch
vor Penny. Sie heißt Thelma. Kennen Sie sie?«
    »Wie
sollte ich. Howard war mit Penny verheiratet, nicht mit mir. Warum fragen Sie
nicht sie?«
    »Dazu
komme ich schon noch«, versprach ich. »Sind Sie sicher, daß Jonathan Blake zur
Zeit in Afrika ist?«
    »Ich
weiß nicht genau, wo er sich aufhält.« Sie zuckte die Schultern. »Warum fragen
Sie?«
    »Weil
es noch jemanden gibt, der alle in diesen Fall verwickelten Personen kennt«,
erklärte ich und konnte nicht verhindern, daß sich ein bitterer Klang meiner
Stimme bemächtigte. »Der Bursche ist eine Goldgrube, was Auskünfte anbelangt,
aber er ist scheu — er verkehrt nur telefonisch mit mir und gibt keinen Namen
an.«
    »Und
Sie glauben, das ist Jonathan?« Ihre Augen verrieten reges Interesse. »Sie
vermuten, er könnte sich hier in Pine City aufhalten?«
    »Keine
Ahnung«, sagte ich. »Wissen Sie bestimmt, daß er es nicht ist?«
    Pru
schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, wo er sich zur Zeit herumtreibt. Wir
wurden vor fast einem Jahr geschieden; seit dieser Zeit habe ich mich nicht
mehr für sein Tun und Lassen interessiert.«
    »Wie
lange waren Sie verheiratet?«
    »Zwei
Jahre.«
    »Und
Sie kamen nicht miteinander aus«, sagte ich. »Sie sagten doch was vom großen
weißen Jäger und dem ganzen Kram. Ihnen liegt das Leben auf freier Wildbahn
wohl nicht?«
    »Über
diesen Begriff waren wir beide verschiedener Ansicht.« Sie lächelte böse. »Es
war schwer, mit ihm auszukommen; er war ein steifer Neu-Engländer aus Boston.
Ein einziges Mal ging ich mit ihm auf Safari, und das reichte mir. Ich dachte,
er würde anfangen, von >der Bürde des weißen Mannes< zu predigen, bevor
wir aus dem gottverdammten Dschungel heraus waren.«
    »Und
deshalb ließen Sie sich von ihm scheiden?«
    »Vielleicht
wären wir miteinander ausgekommen«, sagte sie, »aber nach der Sache mit Vater
war ich an dem Punkt angekommen, wo ich Jonathans Anblick nicht mehr ertragen
konnte.«
    »Was
geschah mit Ihrem Vater?«
    Sie
blickte leicht überrascht auf. »Haben Sie es nicht gelesen? Es stand alles in
den Zeitungen.«
    »Ich
lese nur die Spalte Was gibt’s Neues in Hi-Fi«, sagte ich. »Erzählen Sie.«
    »Vater
mochte Jonathan gern«, sagte sie. »Die beiden kamen prima miteinander aus.
Wahrscheinlich ist Großwildjagd wie eine Krankheit, und wenn man damit in
Berührung kommt, wird man angesteckt. Vater war ganz scharf darauf, es auch
einmal zu versuchen, und schließlich war es dann auch soweit. Wir fuhren zu
fünft. Vater, Jonathan und ich, Howard und Penny. Sie hatten kurz vorher
geheiratet, es war für sie eine Art Hochzeitsreise.« Sie schüttelte sich. »In
einem Zelt — mit all den Moskitos!«
    »Und
was passierte?«
    Sie sah
mich unschuldig an.

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