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Die Zwillingsschwestern

Die Zwillingsschwestern

Titel: Die Zwillingsschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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deinen
Kleidern passiert?« Ich blickte mich um, konnte aber kein Anzeichen von ihnen
im Zimmer entdecken. Hinter mir ging eine Tür auf, und Prus Stimme meldete sich
munter: »Guten Morgen — oh!«
    Mit
einem Riesensatz war ich unter der Bettdecke. Ich zog die Decke bis unters Kinn
hoch und blickte sie finster an. »Verdammt noch mal, was geht hier vor?«
    »Sie
erinnern sich nicht mehr«, sagte sie. »Aber das kann ich verstehen. Sie waren
gestern nacht plötzlich weg, Al. Ich glaube, Sie haben gar nicht gemerkt, was
Sie im Leichenhaus eingesteckt haben, und dann tranken Sie anschließend soviel
Whisky, und außerdem scheinen Sie auch von der hochgradig nervösen Spannung der
Atmosphäre hier etwas abgekriegt zu haben.«
    »Ich
wurde also ohnmächtig«, sagte ich. »Wie kam ich in dieses Bett?«
    »Wir
legten Sie hinein«, erklärte sie. »Sie waren ganz offensichtlich erschöpft und
brauchten dringend Schlaf.«
    »Wir?«
    »Penny
und ich«, sagte sie.
    »Was
ist mit meinen Kleidern geschehen?«
    »Sie
konnten sich doch nicht angezogen ins Bett legen, oder?«
    »Aber
splitternackt hätte ich auch nicht schlafen zu gehen brauchen!« gab ich zurück.
»Wer hat mir die Kleider ausgezogen — Penny und Sie?«
    »Penny
war viel zu schüchtern«, sagte sie leichthin. »Sie ging, als die Schuhe runter
waren. Aber ich bin ein naturverbundenes Mädchen, Dinge der Natur interessieren
mich immer. Sie haben den süßesten Leberfleck auf der komischsten Stelle! Wußten
Sie das schon, Al?«
    »Ich
möchte meine Kleider haben!« bellte ich. »Ich möchte hier weg — jetzt, sofort!
Ich habe Sachen zu erledigen, die gestern schon hätten getan werden müssen.
Bringen Sie meine Kleider, verflucht noch mal!«
    »Welch
charmante Art, sich zu bedanken«, antwortete sie kühl. »Den Anzug hätten Sie
ohnehin nicht mehr anziehen können — er ist rettungslos zerrissen. Ich habe ihn
weggeworfen.«
    Fast
wäre ich erstickt. »Was haben Sie getan?«
    »Ach,
regen Sie sich doch nicht so auf«, entgegnete sie seelenruhig. »Die Schlüssel
zu Ihrer Wohnung steckten in der Tasche, und ich ging ganz früh am Morgen hin
und holte Ihnen frische Sachen zum Anziehen. Ich dachte sogar an den
Rasierapparat und die Zahnbürste.«
    »Na ja,
vielen Dank«, murmelte ich in meinen Bart. »Warum haben Sie das nicht gleich
gesagt?«
    »Terrortechnik«,
lächelte sie beglückt. »Das habe ich von Ihnen gelernt, erinnern Sie sich?«
    Sie
verließ das Zimmer und kam Sekunden später mit einem Bündel Kleider über den
Arm wieder herein, den sie am Fuß des Bettes ablud.
    »Das
Bad ist gleich nebenan. Was möchten Sie zum Frühstück?«
    »Ich
habe keine Zeit zum Frühstück«, sagte ich verdrossen. »Na ja — eine Tasse
Kaffee.«
    »Auf
diese Weise klappen Sie mir auf dem Fußboden anderer Leute zusammen«, sagte sie
entschlossen. »Sie kriegen Obst, Rühreier und Toast!«
    »Ich
esse nie etwas zum Frühstück«, sagte ich. »Es ist eine abscheuliche
Angewohnheit. Wenn man sich daran gewöhnt, zu frühstücken, steht man über kurz
oder lang zwei Stunden früher auf, um sich durch tägliche Morgengymnastik
Appetit auf ein Frühstück zu machen, das man am liebsten gar nicht essen
möchte!«
    »Ich
rufe den Zimmerkellner«, sagte sie unbeeindruckt und ging hinaus.
    Ich
schlüpfte aus dem Bett und sah mir die Sachen an, die sie gebracht hatte. Die
Krawatte paßte zwar nicht ganz zum Anzug, aber sonst hatte sie gute Arbeit
geleistet. Nachdem ich die Hosen des frischen Anzugs angezogen hatte, nahm ich
Rasierapparat und Zahnbürste und verdrückte mich ins Bad.
    Zwanzig
Minuten darauf blickte ich erneut in den großen Spiegel und konnte einen
fühlbaren Fortschritt feststellen. Die Platzwunde über dem Auge sah gar nicht
mehr so schlimm aus — aber das purpurrote Ei gleich unterhalb der Stirn war
alles andere als schön. Die Hautabschürfung am Kinn hatte das Aussehen von
rohem Fleisch, tat aber nicht weh. Mein Hals schmerzte jedoch noch immer und
wurde rasch steif, aber der stechende Schmerz von gestern nacht hatte sich
gelegt.
    Ich
ging ins Wohnzimmer hinaus.
    Der
Zimmerkellner war dagewesen und wieder gegangen. In der Mitte des Raumes war
für drei Personen ein kleiner Tisch gedeckt, und als ich die frischen Pfirsiche
entdeckte, die auf mich warteten, spürte ich erst, wie hungrig ich war.
    Pru und
Penny saßen sich an dem Tisch gegenüber und hatten den Platz zwischen ihnen für
mich frei gelassen. Penny lächelte mir zu, als ich mich zu ihnen setzte.

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