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Die Zwillingsschwestern

Die Zwillingsschwestern

Titel: Die Zwillingsschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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»Wie
fühlen Sie sich heute morgen, Leutnant?«
    »Ausgezeichnet«,
sagte ich. »Wo haben Sie denn geschlafen?«
    »Bei
Pru«, antwortete sie. »Nehmen Sie Sahne zum Kaffee, Leutnant?«
    »Nein,
danke.«
    Ich aß
das Obst, die Rühreier und drei Scheiben Toast. Prudence schaute mich über den
Tisch an. »Für einen Mann, der nicht frühstückt, haben Sie aber einen ganz
schönen Appetit!« bemerkte sie.
    »Sie
haben sich solche Mühe gegeben«, entgegnete ich, »ich konnte es einfach nicht
übers Herz bringen, nichts zu essen. Und außerdem hatte ich Hunger.
Entschuldigen Sie mich.« Ich stand auf. »Ich habe noch ein paar Sachen zu
erledigen«, sagte ich. »Nochmals, vielen Dank.«
    »Es war
uns ein Vergnügen«, sagten beide gleichzeitig, dann schauten sie sich an und
lächelten.
    »Woher
plötzlich diese schwesterliche Eintracht?« fragte ich mißtrauisch. »Gestern
nacht war es noch ein Kampf auf Leben und Tod.«
    »Das
war weiter nichts«, entgegnete Pru gelassen. »Wir streiten uns immerzu, aber
das hat nichts zu sagen.«
    »Nicht
das geringste«, echote Penny.
    »Also,
nochmals vielen Dank«, sagte ich und strebte zur Tür.
    »Einen
Augenblick noch, Leutnant!« rief Penny und rannte ins Schlafzimmer.
    Einen
Augenblick später kam sie wieder heraus und hielt meine Schulterhalfter mit dem
Achtunddreißiger vorsichtig zwischen zwei Fingern. »Das dürfen Sie nicht
vergessen!« sagte sie. »Ich habe es gestern nacht in eine Kommodenschublade
gesteckt.«
    »Danke«,
sagte ich und nahm ihr die Halfter ab. Ich zog den Rock aus, den Prus Finger
mir entrissen. »Kommen Sie, ich halte das«, sagte sie lächelnd.
    »Okay«,
brummte ich. Ich schnallte die Halfter um und rückte sie zurecht, dann gab sie
mir meine Jacke wieder. »Sie werden doch nicht ohne Ihren Revolver weggehen
wollen, Leutnant«, sagte Penny fröhlich. »Besonders heute nicht.«
    »Natürlich
geht er nicht ohne Revolver!« bekräftigte Pru. »Und seien Sie bloß vorsichtig,
Al Wheeler. Gehen Sie kein Risiko ein — beim geringsten Zweifel geben Sie es
ihm tüchtig«, ermahnte sie mich.
    Ich zog
die Jacke an, dann sah ich mir die beiden noch einmal an. Sie standen Schulter
an Schulter, ein Herz und eine Seele in ihrer strahlenden Bewunderung für mich.
Aus irgendeinem Grund war ich heute morgen ihr Herzensknabe. Sie hatten ihre
Differenzen im Meer der gemeinschaftlichen Bewunderung für mich versenkt.
Vielleicht war der Leberfleck der Grund, dachte ich. Dann fiel bei mir der
Groschen.
    »Ihr
lieben, lieben Mädchen«, sagte ich. »Sie haben heute morgen solche Umstände wegen
mir gemacht, und ich war gar nicht nett zu Ihnen. Sie haben meine Sachen
geholt, Frühstück für mich bestellt, darauf geachtet, daß ich meinen Revolver
nicht vergesse — zuvorkommender hätten Sie gar nicht sein können.«
    »Keine
Ursache«, lächelte Pru mich warm an. »Kaum der Rede wert.«
    »Überhaupt
nicht der Rede wert«, bekräftigte Penny bescheiden die Ausführungen ihrer
Schwester.
    »Wie in
der guten alten Zeit«, sagte ich. »Der Ritter rüstet sich zum Kampf, und seine
schönen Burgfräulein bereiten alles für ihn vor. Ein herzhaftes Mahl, die
Rüstung wird poliert und sein Pferd gestriegelt. Ich finde das prächtig.«
    »Ich
komme nicht ganz mit, Leutnant«, sagte Penny und runzelte die Stirn. »Was
wollen Sie damit sagen?«
    »Sie
beide wissen sehr genau, was ich damit sagen möchte«, sagte ich kalt. »Sie
wissen, daß ich Nachrichten-Johnny besuchen werde, wenn ich hier weggehe.
Hinter Ihren unschuldigen Gesichtern beten Sie beide, daß ich ihm den Kopf
abschieße — und Sie taten alles in Ihrer Macht Stehende, mir zu helfen. Sie
haben alles getan, um den Ritter für die Schlacht zu rüsten — oder sollte ich
lieber sagen, das Lamm für den Opferaltar?«
    »Sind
Sie auch vorsichtig, Al«, sagte Pru nachdrücklich. »Es war mir völlig ernst,
was ich vorhin sagte. Wenn es nur den Anschein hat, daß er was Verdächtiges
unternehmen will, geben Sie es ihm.«
    »Genau
zwischen die Augen«, sagte Penny eifrig.
    »Wollen
Sie nicht an meiner Stelle gehen?« fragte ich gehässig. »Sie können meinen
Revolver mitnehmen, und ich bleibe zu Hause und stricke ein kleines bißchen
nebenher.«
    »Jetzt
gehen Sie aber besser, Al!« drängte Penny.
    Pru
öffnete die Tür, packte mich am Ärmel und zog mich zur Tür. »Sie wollen ihn
doch nicht verfehlen?« sagte sie.
    »Wenn
alles vorbei ist, müssen Sie zurückkommen und es uns erzählen«, sagte Penny und
versetzte mir

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