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Die Zwillingsschwestern

Die Zwillingsschwestern

Titel: Die Zwillingsschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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einen Stoß gegen die Rippen, daß ich zur Tür hinaustaumelte.
    »Ja,
das müssen Sie«, sagte Pru. »Wir wollen jede kleinste Einzelheit wissen. Wissen
Sie... wie Sie ihn erschossen haben...«
    »Und
wo!« ergänzte Penny.
    »Ob er
gleich starb, oder ob’s eine Weile dauerte«, meinte Pru mit heller Stimme.
    »Ob er
noch schrie«, sagte Penny mit Unschuldsmiene. »Das interessiert uns doch, nicht
wahr, Pru?«
    »Aber
natürlich«, pflichtete ihr Pru bei.
    Penny
verpaßte mir einen weiteren unerwarteten Knuff in die Rippen, so daß ich den
Gang hinabtaumelte. »Da vorn sind die Aufzüge«, ermunterte sie mich.
»Weidmannsheil, Leutnant!«
    »Und
nicht vergessen!« rief Prudence mir in einem lässigen und plötzlich so tiefen,
heiseren Ton nach, daß mich eine Gänsehaut überlief. »Kommen Sie zurück; ich
möchte jede Einzelheit wissen. Sie bringen am besten Ihre Zahnbürste mit, alles
in mir erwartet Sie!«
    Ich
erreichte die Aufzüge und drückte auf den Knopf. Kurz darauf öffnete sich die
Tür. Bevor ich den Aufzug betrat, schaute ich noch einmal den Korridor entlang.
Beide Schwestern winkten reizend.
    Dieser
Bruno, dieser Kerl, sinnierte ich nachdenklich, war ja gar nichts, nicht mal
samt seinem Make-up. Verglichen mit den Calthorpe-Zwillingen war er in der
Ungeheuer-Branche ein blutiger Anfänger!
     
    Hillside
ist das schicke Wohnviertel von Pine City, wo auch ich wohnen würde, wenn ich
eine Bank ausrauben könnte. Stanwell Drive Nummer 78 räkelte sich hinter einer
Zierhecke mit der gelassenen Selbstverständlichkeit, die Immobilien im Werte
sechsstelliger Zahlen von Natur aus so an sich haben. Ich fuhr den Healy die
Auffahrt hoch und parkte hinter dem grünen Cadillac, der in der viertürigen
Garage stand. Ich stieg aus, ging zur Vorveranda hinauf und drückte auf die Klingel.
Drinnen im Haus begann ein Glockenspiel melodiös zu läuten. Ich zündete mir
während des Wartens eine Zigarette an, dann ging die Tür auf und
Nachrichten-Johnny schaute mich mit einem Ausdruck dezenter Neugier an.
»Wünschen Sie etwas, Leutnant?« fragte er freundlich.
    Er
paßte gut zu dem Haus. Das dunkelblaue Sportjackett, natürlich Seide; die
konservative Note der grauen Flanellhosen und des weißen Seidenhemdes
repräsentierten nach außen hin das exklusive Zusammengehörigkeitsgefühl der
Hillside-Bewohner. Einen besonderen Akzent verlieh ihm darüber hinaus noch die
schmale gepunktete Krawatte, die er lässig um den Hals gebunden hatte. Sie hob
ihn aus der Klasse der lediglich Reichen heraus und reihte ihn in die exklusive
Welt der kleinen, aber ungeheuer teuren Klubs ein.
    Ich
starrte ihn an.
    »Ich
fragte, ob Sie etwas wünschen, Leutnant?« wiederholte er seine Frage.
    »Eine
Unterhaltung«, sagte ich. »Haben Sie Zeit?«
    »Natürlich.«
Er öffnete die Tür weiter. »Kommen Sie herein, Leutnant.«
    Er
führte mich durch das Haus zu der Bar, von der man auf das Schwimmbassin im
Garten hinaussehen konnte.
    »Etwas
zu trinken, Leutnant?« fragte er, als ich mich in einen Rohrsessel sinken ließ.
    »Danke«,
sagte ich und nannte ihm das Mixrezept.
    Er goß
die Drinks ein und nahm mir gegenüber Platz. »Ich hoffe, daß Sie nicht noch
einmal dieses unschöne Thema von der Untersuchungshaft anschneiden werden«,
sagte er und lächelte.
    »Das
war doch lediglich ein Witz«, erklärte ich. »Ich wollte es Ihnen noch sagen,
aber Sie blieben nicht lange genug, um mir die Gelegenheit dazu zu geben.
Soweit ich mich erinnere, hatten Sie es eilig.«
    »Dringende
Geschäfte«, meinte er vage.
    »Haben
Sie schon gehört, daß man Thelma Davis’ Leiche gestern fand?« fragte ich. »Ihr
Genick war gebrochen.«
    »Ich
habe es gehört«, sagte er. »Erschütternd, Leutnant. Und Sie sehen aus, als
hätten Sie selbst Schwierigkeiten gehabt. Ihr Gesicht — da scheinen an
verschiedenen Stellen ein paar Kleinigkeiten zu fehlen.«
    »Haben
Sie das Herz schon bei Prudence abgegeben?« fragte ich beiläufig. »Oder haben
Sie es einfach mit der Post geschickt — per Nachnahme?«
    Er
trank aus und rollte das Glas langsam zwischen den mächtigen Fingern. »Also
schön, Wheeler«, sagte er. »Wir sind hier unter uns, und ich glaube, wir können
aufhören, wie die Katzen um den heißen Brei herumzuschleichen. Was haben Sie
auf dem Herzen?«
    »Sie — und
zwei Morde«, erklärte ich.
    »Erzählen
Sie.«
    Ich berichtete
ihm, was ich wußte. Daß er die erste Leiche aus dem Leichenhaus ins Studio
geschafft hatte. Daß er Howards Leiche in einem

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