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Die Zwischenwelt (German Edition)

Die Zwischenwelt (German Edition)

Titel: Die Zwischenwelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Filomena Nina Ribi
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dort draußen hingen noch ein paar weitere Mitfahrer. Ich zählte während der Fahrt ein Maximum von 33 Personen in und auf dem Neun-Plätze-Bus – die Tiere nicht mitgezählt.
    Irgendwann wurde es uns zu eng. Wir gaben dem Fahrer Geld, damit er keine weiteren Passanten aufnahm und nach kurzer Zeit waren auch alle ausgestiegen, weil sie in ihren Dörfern angekommen waren – wir hatten das Bemo für uns.
    „Stop!“, rief ich, „wir sind angekommen!“
    Wir hielten an einer unscheinbaren Kreuzung; von der Hauptstraße zweigte hier ein sandiger Weg ab.
    „Wo sind wir?“, fragte David.
    Wir stiegen aus. „Du wirst es sehen – ab hier müssen wir zu Fuß weiter.“
    Es dauerte etwas mehr als eine halbe Stunde. Der Spaziergang war sehr schön, er führte zuerst durch ein Dorf, dann durch Reisfelder und dann durch trockenere Regionen, wo riesige Kakteen wuchsen. Zwischen den Palmen sah man ab und zu kleine Hütten; Hühner und Wildschweine spazierten frei herum. Kinder folgten uns ein Stück, sie waren neugierig. Wir trafen keine Touristen, nur Einheimische waren zu sehen. Ich spreche hier von einer Zeit, in der Mobiltelefone noch zur weit entfernten Zukunft gehörten und die Passkontrollen am Flughafen von Denpasar unter einer Strohhütte stattfanden.
    Als David nach der Wanderung durch das Land endlich das Meer sah, war er sprachlos. Er sah den Strand Pasir Putih – eine kleine Bucht mit weißem Sand. Diese Bucht war fast immer menschenleer, wenn nicht die einheimischen Fischer frühmorgens bei Sonnenaufgang mit ihren kleinen motorlosen Booten wegdrifteten oder am Nachmittag zurückkamen.
    „Ich werde Christoph nicht hier beisetzen, sondern dort oben.“ Ich zeigte auf den Lavafelsen, der die Bucht auf einer Seite umrahmte. Um auf den Felsen zu gelangen, musste man etwa 50 Meter hinaufgehen. „Dort gibt es etwas, das aussieht wie ein Altar mit einer Glühbirne“, erzählte ich.
    „Was?“
    „Doch, wirklich, dort steht so etwas wie ein Grabstein aus Zement, auf dessen oberer Kante eine Glühbirne einbetoniert wurde. Ansonsten gibt es nur Gebüsch und einen einzigen Baum.“
    „Geht sie denn, die Glühbirne?“
    „Nein, sie ist einfach nur dort. Symbolisch vielleicht oder vielleicht war es ein Scherz von den Kindern hier. In der Nähe des Altars gibt es einen wunderbaren Baum. Das letzte Mal, als ich dort war, hatte er Blüten, die aussahen wie die einer zartroten Magnolie.“
    Die Glühbirne war immer noch dort und der wunderbare Baum auch. Von oben sah man auf die Bucht und auf das Meer, das in der Nähe des Strandes türkis war, während es in der Ferne dunkelblau erschien. Ich stand ganz vorn bei der Kante, schaute hinunter zum Meer und öffnete die Urne – eine Windböe riss die Asche mit sich zum offenen Ozean. Christoph war frei, ich ließ ihn los. Wir standen ganz still, man hörte nur die Wellen und den Wind. David berührte mit seiner Hand meinen Rücken.

Der stolze Koloss
    E s war Sommer, die Luftfeuchtigkeit war hoch. Die Schwalben streiften quer durch den Himmel und fingen die zahlreichen Insekten – auch die gelben Schmetterlinge hatten Hochkonjunktur. Sie flogen alleine und manchmal paarweise tanzend durch die Gegend. Fiona lag auf einer Bank im Schatten in ihrem Garten. Sie beobachtete die Vögel im blauen Himmel, dann schweifte ihr Blick hinunter zu dem roten Ahorn, den sie als „Erbschaft“ von ihrem Vater erhalten hatte.
    Der Kurzhaarschnitt stand ihr gut – sie sah aus wie ein anderer Mensch. Sie war und fühlte sich auch wie ein neuer Mensch. Nach dem Abenteuer in der Zwischenwelt war sie bereit gewesen, ihren Vater loszulassen – die Zeit dafür war gekommen gewesen. Anschließend war sie weggezogen, noch ein Stück weiter von der Heimatstadt entfernt. Sie wurde Malerin, denn sie hatte erkannt, dass das ihre Berufung war – und tatsächlich konnte sie davon leben.
    Der rote Ahorn stand nun nicht mehr in einem kleinen Topf, sondern wuchs direkt in der Erde. Fiona hat ihn nicht mehr gestutzt, wie es Ernst immer getan hatte, und so war er zu einem wahren Koloss herangewachsen – zu einem stolzen Koloss.

Hier oder dort
    E inige Tage später, einen Tag vor Davids Abflug, hatte ich mich mit ihm in einem Café in Candidasa verabredet. Er wollte mir seine Tochter Emma vorstellen. Ich war nicht begeistert von der Idee, aber ich freute mich, ihn wiederzusehen. Ich kam ein wenig verspätet an und rannte vom Bemo zu dem Strandcafé, aber David war nicht dort. Ich machte es mir auf einem

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