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Die Zwischenwelt (German Edition)

Die Zwischenwelt (German Edition)

Titel: Die Zwischenwelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Filomena Nina Ribi
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in einer Wunde.
    „Nein. Ich will auch keine“, log ich.
    Er schien zu verstehen, dass dies ein wunder Punkt für mich war und wechselte das Thema: „Und was machst du hier? Ich dachte, du magst Berge nicht besonders.“
    „Ich setze Christoph bei, hier im Vulkan.“
    Er schien konsterniert. „Was?“
    „Ja, ich habe seine Asche dabei. Hier soll er ruhen.“
    David legte seinen Arm um meine Schulter. „Tut mir leid.“
    Nach einem Tag Aufstieg kamen wir am Abend dort an, wo eine Hütte hätte stehen sollen.
    „Hier gibt es nur Lava und Steine“, bemerkte ich zu Made, dem einheimischen Begleiter. „Wo ist die Hütte?“
    Made schien erstaunt: „Welche Hütte? Es gibt keine Hütte hier.“
    „Doch – die Hütte, die im Prospekt erwähnt wurde. Es hieß, es gäbe Betten zur Übernachtung in einer Hütte.“
    „Ah? – Nein. Wir haben Plastikfolien dabei und diese Schaumstoffmatratzen.“
    „Plastikfolien?“
    „Ja, für das Zelt.“
    „Aha, ich verstehe – das Zelt ist die Hütte …“
    „Ja.“
    Die Plastikfolien wurden am einzigen Baum aufgehängt, der auf der Höhe wuchs. Wahrscheinlich war im Prospekt das Wort „Zelt“ falsch übersetzt worden: Aus Zelt wurde Hütte und aus „dünne Matte“ wurden Schaumstoffmatratzen und dann letztendlich Betten. Hätte es eine richtige Hütte mit echten Betten gegeben, wäre der Ausflug fantastisch gewesen. Die Träger waren sehr freundlich und sie hatten alles dabei, um gut zu kochen: Gaskocher, Pfannen, Butter, Toast, Eier und vieles mehr – sie trugen quasi die ganzen Zutaten für eine gehobene Küche mit und ich erinnere mich nicht, je zuvor so gut gepicknickt zu haben. So aßen wir auf Lavasteinen sitzend äußerst feines Essen, bis dann die Sonne sich verabschiedete. Da wurde mir dann doch etwas mulmig und die Verdauung stoppte. Auf dem Wolkenmeer unter uns war ein perfektes Dreieck zu sehen – es war der Schatten des Berges auf den Wolken. Ich ahnte schon zu diesem Zeitpunkt, dass es sehr kalt werden würde in der Nacht, so weit oben und ohne Hütte.
    Der Neigungsgrad des Bodens betrug gefühlte 45 Grad. Bei solchen Verhältnissen kann man sitzend nicht schlafen, das wurde mir erst im Nachhinein bewusst. Ich versuchte es zuerst liegend, aber dann schmerzte abwechslungsweise die linke oder die rechte Hüfte. Trotz der Matratze spürte ich die Lavabrocken unter mir – es war ja auch keine richtige Matratze, sondern nur eine leichte dünne Matte. Ich arbeitete zwanzig Minuten lang, um mir einen idealen Schlafplatz zu schaffen. Immer wieder legte ich mich hin, testete, wo es am Körper schmerzte und entfernte dann den störenden Stein. Dann fing ich wieder von vorne an: Ich legte mich hin und entfernte anschließend den störenden Stein. David fand es amüsant, mir zuzuschauen; im Gegenteil zu mir war er völlig gelassen. Er hatte eine gute Taschenlampe dabei und las ein Buch.
    Ich versuchte, eine horizontale Fläche zu bauen – die Steine so zu platzieren, dass ich die Matte auf eine waagerechte Ebene legen konnte. Das funktionierte aber nicht, dafür war die Steigung einfach zu groß. Die Steine rollten andauernd weg und so gab ich schließlich auf und versuchte es sitzend. Es macht keinen Sinn, zu liegen, wenn man dabei das Gefühl hat, sich auf einem Schlitten zu befinden und Richtung Tal zu fahren.
    Nach kurzer Zeit wurde mir das Sitzen aber mühsam. Ruckartig stand ich auf und begab mich aus dem Zelt oder besser gesagt ich entfernte mich von Matten und Plastikfolie und wanderte einige Meter in der Dunkelheit umher, um die Zeit zu vertreiben. Es war mitten in der Nacht, aber auch die drei Einheimischen schliefen nicht – wie auch? Wahrscheinlich wussten sie, dass es unmöglich war und versuchten es deswegen gar nicht erst. Sie saßen still am Feuer.
    Ich hatte meine lange Hose über meine kurze angezogen und meine Jacke hatte ich auch an, aber bei Temperaturen, die zum einstelligen Bereich tendierten, fror man hier, was das Zeug hielt: Die Bettdecken, die auf den Betten hätten liegen sollen, gab es nicht. Erfreut über meine neue Idee, Wärme beim Feuer zu tanken, marschierte ich gezielt dorthin. Dabei sah ich nicht, dass ein Rucksack zwischen der Lava lag. Mit großer Wucht trat ich dagegen und schleuderte ihn weg. In dem Moment war es vorbei mit der Stille: Made sprang auf und schoss den Hang hinunter.
    „Was macht der denn jetzt?“, fragte ich mich noch vollkommen benebelt und vom Licht des Feuers geblendet.
    „Der Rucksack! Der

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