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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
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Windschutzhecken aus Pappel- und Eichengehölz an den Rändern. Und überall die Wachttürme und Pumpstationen mit ihren Auffangbecken und Nestern aus Rohrleitungen. Die Schutzräume waren in regelmäßigen Abständen über das riesige Areal verstreut, markiert durch hohe Masten mit orangegelben Fahnen, die schlaff in der heißen Luft hingen. Vorhees wusste auswendig, wo sie waren, aber wenn der Mais hoch stand, konnte man sie ohne die Fahnen nicht immer schnell finden.
    Er stand auf und ging nach vorn, wo Dees Bruder Nathan– alle nannten ihn Cruk– hinter dem Fahrer stand. Vorhees war Vormann, aber eigentlich hatte Cruk als leitender Domestic-Security-Officer hier das Sagen.
    » Anscheinend haben wir einen guten Tag erwischt«, sagte Vorhees.
    Cruk zuckte nur die Achseln. Wie die Feldarbeiter trug er, was er hatte– geflickte Jeans, ein an Kragen und Manschetten ausgefranstes Khakihemd und darüber eine leuchtend orangegelbe Plastikweste mit der Aufschrift TEXAS DEPARTMENT OF TRANSPORTATION auf dem Rücken. Sein Gewehr, ein langläufiges .30-06 mit Scharfschützen-Zielfernrohr, hielt er quer vor der Brust, und eine überarbeitete .45er halbautomatische Pistole steckte in einem Holster an seinem Oberschenkel. Das Gewehr war eine Standardwaffe, aber die .45er war etwas Besonderes, eine alte Militär-, vielleicht auch eine Polizeipistole mit ölglänzender schwarzer Oberfläche und einem polierten Holzgriff. Sie hatte sogar einen Namen; er nannte sie » Abigail«. Man musste jemanden kennen, um an eine solche Waffe heranzukommen, und Vorhees brauchte nicht allzu angestrengt nachzudenken, um zu wissen, wer dafür in Frage kam; es war allgemein bekannt, dass Tifty entsprechende Kontakte zum Gewerbe hatte. Vorhees’ .38er mit seinen kläglichen drei Patronen erschien vergleichsweise dürftig, aber nie im Leben hätte er sich eine solche Waffe leisten können.
    » Du kannst immer behaupten, es war Dees Idee«, sagte Cruk.
    » Du hältst es also nicht für klug.«
    Sein Schwager unterdrückte ein Lachen. In solchen Augenblicken war Cruks Ähnlichkeit mit seiner Schwester am auffälligsten, auch wenn die beiden sich sonst wenig ähnlich sahen.
    » Es kommt nicht darauf an, was ich davon halte. Das weißt du genauso gut wie ich. Wenn Dee sich etwas in den Kopf gesetzt hat, kannst du deine Eier aufhängen und Feierabend machen.«
    Der Bus machte einen Satz, der sämtliche Knochen durcheinanderschüttelte. Vorhees hatte Mühe, aufrecht stehen zu bleiben. Die Kinder hinter ihm kreischten vor Vergnügen.
    » Hey, Dar«, sagte Cruk, » meinst du, du kannst auch mal um so ein Ding rumfahren?«
    Die alte Frau am Steuer reagierte mit einem feuchten harrumpf. Dar zu sagen, was sie mit ihrem Bus tun sollte, kam einer Kriegshandlung gleich. Alle Busfahrer waren ältere Frauen, meistens Witwen. Das war keine Vorschrift; es wurde einfach so gehalten. Mit ihrem zu einem permanenten Stirnrunzeln verknöcherten Gesicht war Dar eine Gestalt von legendärer Streitsucht und die nüchternste Frau, die je auf Erden gewandelt war. Sie behielt die Zeit mittels einer Stoppuhr im Auge, die sie um den Hals trug, und würde jeden in einer Staubwolke stehen lassen, der auch nur eine Minute zu spät zum letzten Transport käme. Mehr als ein Feldarbeiter hatte die Nacht in einer Hardbox verbracht, vor Angst wie von Sinnen, und die Sekunden bis zum Morgengrauen gezählt.
    » Eine Busladung Kinder, Himmel noch mal. Bei dem Krach kann ich keinen klaren Gedanken fassen.« Dar hob den Blick zu dem fleckigen Spiegel über der Frontscheibe. » Geht’s vielleicht ein bisschen leiser dahinten? Duncan Withers, sofort runter von der Bank! Und glaub ja nicht, dass ich dich nicht sehen kann, Jules Francis! Ganz recht«, warnte sie mit eisigem Blick, » dich meine ich, junge Dame. Du kannst gleich wieder aufhören zu grinsen.«
    Alle verstummten abrupt, sogar die Ehefrauen. Aber als Dar wieder nach vorn auf die Straße schaute, erkannte Vorhees, dass ihr Zorn nur gespielt war; die Frau hatte Mühe, nicht laut loszulachen.
    Cruk legte ihm eine große Hand auf die Schulter. » Entspann dich, Vor. Lass sie den Tag genießen.«
    » Hab ich gesagt, ich mache mir Sorgen?«
    Cruks Gesicht nahm einen nüchternen Ausdruck an. » Hör zu, ich weiß, dir wäre es lieber, wenn Tifty nicht mitgekommen wäre. Okay? Das weiß ich schon. Aber er ist der beste Schütze, den ich habe. Sag, was du willst, der Kerl kann einen Hänger auf dreihundert Meter ausknipsen.«
    Vorhees war

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