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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
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Schnickschnack. Cruk nahm es, und die anderen drei steckten die Köpfe mit ihm zusammen. Es hatte die üblichen Klingen, aber dazu eine Säge, einen Schraubenzieher, eine Schere, einen Korkenzieher und sogar eine Lupe, deren Linse vom Alter trüb war.
    » Wo hast du das her?«, fragte Cruk.
    » Von meinem Daddy.«
    Cruk runzelte die Stirn. » Gehört er zum Gewerbe?«
    Der Junge schüttelte den Kopf. » Nein. Er ist ein Hydro. Arbeitet am Damm.« Er deutete auf das Messer. » Du kannst es haben, wenn du willst.«
    » Wieso soll ich dein Messer haben wollen?«
    » Hey, wenn er es nicht will, behalte ich es«, sagte Boz. » Gib her.«
    » Klappe, Boz.« Cruk musterte den Jungen langsam. » Was ist mit deinem Gesicht?«
    » Bin hingefallen, weiter nichts.«
    Es klang nicht so, als mache er sich viel daraus; ebenso gut hätte er ihnen sagen können, welcher Wochentag heute war. Trotzdem spürten alle, wie hohl die Lüge war.
    » Wahrscheinlich eher in eine Faust gefallen. War das dein Daddy oder jemand anders?«
    Der Junge antwortete nicht. Vorhees sah, dass sein Kiefermuskel leise zuckte.
    » Cruk, lass ihn in Ruhe«, sagte Dee.
    Aber Cruk ließ den Jungen nicht aus den Augen. » Ich hab dich was gefragt.«
    » Manchmal tut er das. Wenn er zu viel Alk hatte. Rose sagt, er meint’s nicht so. Es ist wegen meiner Mama.«
    » Weil sie euch verlassen hat?«
    » Weil sie gestorben ist, als sie mich gekriegt hat.«
    Es war, als blieben die Worte des Jungen in der Luft hängen. Es mochte wahr sein oder nicht wahr sein– ganz gleich, jetzt konnten sie ihn nicht mehr abweisen.
    Cruk hielt ihm das Messer hin. » Na los, nimm es schon. Ich will das Messer von deinem Daddy nicht.«
    Der Junge steckte es wieder in die Tasche.
    » Ich bin Cruk. Dee ist meine Schwester. Die andern beiden sind Boz und Vor.«
    » Ich weiß, wer ihr seid.« Er blinzelte sie unsicher an. » Dann bin ich jetzt in eurem Club?«
    » Wie oft muss ich es dir noch sagen?«, fragte Cruk. » Wir sind kein Club.«
    Und so war es plötzlich beschlossen: Tifty gehörte zu ihnen. Beizeiten lernten sie alle Bray Lamont kennen, einen wütenden, ja, furchterregenden Mann, dessen Augen ständig von dem illegalen Whiskey glühten, den alle Welt nur Alk nannte. Jeden Abend zur Sirene brüllte seine vom Alkohol schwere Stimme Tiftys Namen aus dem Fenster: Tifty, verdammt! Tifty, komm her, bevor ich dich suchen muss! Mehr als einmal erschien der Junge mit einem frischen Veilchen in ihrem Hinterhof, mit blauen Flecken, einmal sogar mit einem Arm in der Schlinge. In einem benebelten Wutanfall hatte sein Vater ihn quer durch das Zimmer geschleudert und ihm dabei die Schulter ausgerenkt. Sollten sie es den Domestics erzählen? Oder ihren Eltern? Was war mit Tante Rose? Konnte sie helfen? Doch Tifty schüttelte zu allem den Kopf. Anscheinend empfand er keinen Zorn über seine Verletzungen, nur einen schmallippigen Fatalismus, den sie wider Willen bewunderten, weil er ihnen wie eine Art von Kraft erschien. Erzählt es niemandem, sagte der Junge. Er ist einfach so. Daran kann man nichts ändern.
    Es gab noch andere Geschichten. Tiftys Urgroßvater, das behauptete er jedenfalls, war einer der Originalunterzeichner der Texanischen Unabhängigkeitserklärung gewesen und hatte den Bau der Oil Road beaufsichtigt. Sein Großvater war ein Held des Ostereinfalls ’38; er war bei der ersten Welle von einem Viral gebissen worden und hatte die Attacke noch weitergeführt, ehe er sich mit seiner eigenen Klinge das Leben nahm. Ein Cousin, dessen Namen Tifty nicht nennen wollte ( » alle nennen ihn bloß Cousin«), war ein gesuchter Gangster und betrieb die größte Destille in H-Town. Seine Mutter, eine große Schönheit, hatte neun verschiedene Heiratsanträge bekommen, bevor sie sechzehn war, darunter einen von einem Mann, der später zum Stab des Präsidenten gehören sollte. Helden, Würdenträger, Verbrecher– eine endlose und farbenprächtige Prozession diverser hochgestellter Persönlichkeiten sowohl in der Welt, die sie kannten, als auch in der, die darunter lauerte, in der Welt des Gewerbes. Tifty kannte Leute, die Leute kannten. Für Tifty Lamont standen die Türen offen. Da machte es nichts, dass Tifty der Sohn eines betrunkenen Hydro aus H-Town war, einer von zahllosen dürren Bengeln mit blauen Flecken im Gesicht und schlecht sitzenden Kleidern, die er niemals wusch. Ein Junge, der von einer altjüngferlichen Tante versorgt wurde und in der Betreuten wohnte genau wie sie. Tiftys

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