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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
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gelacht, Tifty, du spinnst. Du hast weder Coffee noch sonst jemanden von seiner Truppe je gesehen. Aber allem Hohn zum Trotz setzte die Idee sich fest. Von Anfang an hatte der Junge das Talent, einem etwas vorzumachen. So verstohlen hatte er sich in ihren Zirkel gemischt, dass niemand sagen konnte, wie es eigentlich dazu gekommen war: Gerade noch gab es keinen Tifty, und am nächsten Tag war er mit von der Partie. An einem Tag, der anfing wie jeder andere– mit Andacht, Schule und dem quälend langsamen Heranrücken des Glockenschlags um drei Uhr, wenn die Schule zu Ende war. Zweihundert Kinder strömten durch die Gänge und die Treppe hinunter, hinaus in den Nachmittag. Auf dem Weg von der Schule zu ihrem Quartier wurden die Gesichter weniger, als die Wege der Klassenkameraden sich trennten, bis sie nur noch zu viert waren.
    Aber das stimmte nicht ganz. Als sie in den schmalen Hof mit dem Durcheinander aus alten Einkaufswagen, feuchten Matratzen und kaputten Stühlen gelangten– immer warfen die Leute ihren Müll dahinten hin, ganz gleich, was der Quartiermeister sagte–, da merkten sie, dass ihnen jemand folgte. Ein Junge, spindeldürr, mit hagerem Gesicht und rotblondem Haar, das aussah wie eine Mütze, die ihm aus großer Höhe auf den Kopf gefallen war. Obwohl die Luft im Januar schneidend kalt war, trug er keine Jacke, sondern nur ein T-Shirt, Jeans und Flip-Flops aus Plastik. Er kam von der Schule her, aber sie wussten, dass sie ihn dort noch nie gesehen hatten. Der Abstand, in dem er mit den Händen in den Taschen hinter ihnen hertrottete, war klein genug, um ihre Neugier zu wecken, ohne dass er aufdringlich erschienen wäre. Es war ein Abstand auf Probe, als wollte er sagen: Ich bin vielleicht interessant. Könnte sein, dass ihr mir eine Chance geben möchtet.
    » Was will der denn?«, fragte Cruk.
    Sie hatten das Ende des Hinterhofs erreicht, wo sie aus Holzresten eine kleine Bude gebaut hatten. Eine muffige Matratze, aus der die Sprungfedern herausstachen, diente als Unterlage. Der Junge blieb zehn Schritte davor stehen und scharrte mit den Füßen im Staub. Etwas an seiner Haltung erweckte den Eindruck, seine einzelnen Körperteile hätten nur wenig miteinander zu tun, als sei e r a us ungefähr vier verschiedenen Jungen zusammengesetzt worden.
    » Läufst du uns nach?«, rief Cruk.
    Der Junge antwortete nicht. Er schaute zu Boden und zur Seite wie ein Hund, der jedem Blickkontakt ausweicht. Aus dieser Perspektive konnten sie alle das Mal auf seiner linken Wange sehen.
    » Bist du taub? Ich hab dich was gefragt.«
    » Ich laufe euch nicht nach.«
    Cruk drehte sich zu den anderen um. Er war um ein Jahr älter als sie und der inoffizielle Anführer. » Kennt den einer?«
    Niemand antwortete. Cruk sah wieder den Jungen an. » Du. Hast du auch einen Namen?«
    » Tifty.«
    » Tifty? Was für ein Name ist das denn, Tifty?«
    Der Junge sah hinunter auf seine Füße. » Ein Name halt.«
    » Nennt deine Mutter dich so?«, fragte Cruk.
    » Hab keine.«
    » Ist sie tot oder hat sie dich verlassen?«
    Der Junge fummelte mit etwas in seiner Tasche herum. » Beides, schätze ich. Wenn du so fragst.« Er blinzelte sie an. » Seid ihr so was wie ein Club?«
    » Wie kommst du darauf?«
    Der Junge hob die knochigen Schultern. » Ich hab euch gesehen, das ist alles.«
    Cruk warf den andern einen Blick zu und schaute dann wieder den Jungen an. Er holte tief Luft und tat einen müden Seufzer.
    » Na, es hat ja keinen Sinn, da rumzustehen wie ein Blödmann. Komm her, damit man dich ansehen kann.«
    Der Junge kam auf sie zu. Etwas an ihm kam Vorhees bekannt vor, sein Hundeblick vielleicht. Aber vielleicht war es nur die Tatsache, dass jeder von ihnen hätte allein sein können wie er. Das Mal in seinem Gesicht, sahen sie, war ein großer, violetter Bluterguss.
    » Hey, ich kenne den Jungen«, sagte Dee. » Du wohnst in der Betreuten, nicht? Ich hab gesehen, wie du mit deinem Daddy da eingezogen bist.«
    Die Betreute Wohneinrichtung Hill Country: ein Gewirr von Apartments, vollgestopft mit Familien. Alle nannten es nur » die Betreute«.
    » Stimmt das?«, fragte Cruk. » Du bist neu zugezogen?«
    Der Junge nickte. » Aus H-Town drüben.«
    » Und du wohnst bei deinem Daddy?«
    » Ich hab noch ’ne Tante. Rose. Sie kümmert sich hauptsächlich um mich.«
    » Was hast du da in der Tasche? Ich sehe doch, du fummelst da rum.«
    Der Junge zog die Hand aus der Tasche und zeigte es ihnen: ein Schweizer Messer mit allerlei

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