Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)
sich nicht über diese drei Punkte hinaus entfernt.« Peter legte den Zeigefinger auf die Karte. » Wir werden nicht die ganze Höhle im Blick haben. Den größten Teil sollten wir allerdings übersehen können.«
» Fahren Sie fort.«
» Also. Wir platzieren die beiden Ladungen, Mann eins macht sich auf die Suche nach Martínez, Mann zwei hält die Ohren offen und wartet. Von da an ist es nur noch eine Frage des Timings. Sobald es Mann eins gelungen ist, Martínez zu orten, meldet er es per Funk an Mann zwei, und der gibt es nach oben weiter. Team Blau sprengt das Loch. Martínez ist stinkig. Mann eins rennt zurück zum Schacht und lockt ihn zum Aufzug. Mann zwei stellt den Timer ein. Die beiden fahren mit der Aufzugkabine nach oben, die zweite Ladung geht hoch, Martínez ist Geschichte.« Er klatschte in die Hände. » Ganz einfach.«
Apgar dachte darüber nach. » Da ist nicht viel Spielraum für Irrtümer. Ich weiß, Donadio ist schnell, aber fünfzehn Sekunden sind nicht viel, um genug Abstand zur Explosion zu bekommen. Ich glaube nicht, dass wir mit der Winde jemanden so schnell hochziehen können.«
» Das brauchen wir auch nicht. Der Schacht selbst bietet genug Schutz. Fünfzehn Meter dürften reichen.«
» Damit kein Missverständnis aufkommt: Sie reden davon, einen Mann als Lockvogel zu benutzen.«
» Ganz recht, Sir.«
» Das klingt, als hätten Sie es schon mal getan.«
» Nicht ich. Schwester Lacey.«
» Ihre mystische Nonne.«
» Lacey war sehr viel mehr als das, Colonel.«
Apgar legte die Fingerspitzen zusammen, schaute auf die Karte und sah dann Peter an. » Mann eins ist natürlich Donadio. Haben Sie eine Vorstellung, wer der zweite selbstmörderische Typ sein könnte?«
» Ja, Sir. Ich möchte mich freiwillig melden.«
» Und warum bin ich nicht überrascht?« Apgar wandte sich an die Runde. » Möchte sonst noch jemand was sagen? Hooper? Lewis?«
Beide Männer nickten. Sie waren einverstanden.
» Donadio?«
Sie warf Peter einen Blick zu– bist du sicher? – und nickte dann knapp. » Ich bin dabei, Colonel.«
Nach kurzem Zögern kapitulierte er mit einem Seufzer. » Okay, Lieutenants, es ist Ihre Show. Henneman, glauben Sie, zwei Teams reichen?«
» Ich denke ja, Colonel.«
» Informieren Sie Lieutenant Dodd und stellen Sie eine Einheit zusammen, die die Mobilunterkünfte ausrüstet. Und schaffen Sie einen Radiokompass herbei. Ich würde gern innerhalb von achtundvierzig Stunden abmarschbereit sein.« Apgar sah Peter an. » Letzte Gelegenheit für einen Rückzieher, Lieutenant.«
» Nein, Sir.«
Es sah aus, als gestatte Apgar sich für einen Augenblick den Luxus eines Lächelns. » Dachte ich mir.« Er schaute in die Runde. » Okay, Leute. Zeigen wir dem Zentralkommando, was wir können, und bringen wir diesen Scheißkerl um.«
Zwei Nächte später campierten sie am Fuße eines Berges. Zwei mobile Unterkünfte, in denen vierundzwanzig Mann in Etagenkojen schliefen. Im Morgengrauen wachten sie auf und bereiteten sich auf den Aufstieg vor. Der Boden um die Container herum war übersät von den Spuren der nächtlichen Besucher, angelockt von der Witterung vierundzwanzig schlafender Männer– ein Festmahl, das ihnen durch die Stahlwände verwehrt geblieben war. Der Berg war zu steil für die Fahrzeuge, lediglich ein gewundener Pfad führte hinauf. Alles, was sie mitnahmen, würden sie auf dem Rücken schleppen müssen. Ohne den Schutz der Wohncontainer auf dem Gipfel würden sie keine Nacht überleben. Im hellen Licht des Morgens war allen Beteiligten klar, worauf sie sich eingelassen hatten: Findet Martínez und bringt ihn um, oder sterbt im Dunkeln.
Henneman war der leitende Offizier. Das war ungewöhnlich. Er war nur noch selten außerhalb der Mauern der Garnison. Aber um an diesen ruhigen Posten zu kommen, hatte er sich im Laufe der Jahre oft in Gefahr begeben müssen: Tulsa, New Orleans, Kearney, Roswell– Henneman war auf einer Leiter aus Kämpfen und Blut aufgestiegen. Niemand zweifelte an seinen Fähigkeiten, und dass er den Einsatz leitete, bedeutete etwas. Peter würde ein Team führen, Dodd das andere. Alicia war Alicia: Kundschafter und Scharfschütze, eine Einzelkämpferin, die nirgendwo ganz hineinpasste und anscheinend niemandem unterstellt war. Jeder wusste, wozu sie fähig war, aber die Tatsache, dass sie anders als die anderen war, weckte trotzdem Beklommenheit bei den Männern. Soweit Peter wusste, sagte niemand je etwas dazu– zumindest nicht vor ihm–,
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