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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
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verband. Er hätte den Halt verloren, wenn Alicia, die mit unauflöslichem Griff unter ihm hing, nicht als Stopper gewirkt und ihn daran gehindert hätte, am Kabel hinunterzurutschen und in den Abgrund zu stürzen. Arme und Beine verdreht, kreiselten sie wild um sich selbst. Peter bekam nur noch am Rande mit, wie die Virals unter ihnen durch den Schacht heraufsprangen. Sie schnellten sich von einer Wand zur anderen, kamen mit jedem Mal höher herauf und verringerten den Abstand immer weiter.
    Aber Alicia registrierte alles ganz genau. Anders als Peter, der nur menschliche Sinne besaß, verfügten ihre über die gleichen inneren Gyroskope wie ihre Verfolger; sie war fähig, Zeit, Raum und Bewegung ständig neu zu berechnen. Deshalb konnte sie sich gleichzeitig weiter festhalten und mit dem Gewehr nach unten zielen. Sie würde den Granatwerfer abfeuern, und ihr Ziel war das Paket auf dem Dach der Aufzugkabine.
    Sie feuerte.

26
    Bundesgefängnis, Kerrville, Texas
    Exmajor Lucius Greer vom Zweiten Expeditionsbataillon, jetzt nur noch bekannt als Gefangener Nr.62 im Bundesgefängnis der Republik Texas– Lucius der Getreue, der, der den Glauben nicht verlor–, wartete darauf, dass jemand kam.
    Die Zelle, die er bewohnte, maß dreieinhalb Meter im Quadrat und enthielt eine Pritsche, eine Toilette, ein Waschbecken, einen Tisch und einen Stuhl. Das einzige Licht kam durch ein winziges Fenster aus verstärktem Glas hoch oben in der Wand. In diesem Raum hatte Lucius die letzten vier Jahre, neun Monate und elf Tage seines Lebens verbracht. Die Anklage hatte auf Desertion gelautet– nicht ganz fair, wie Lucius fand. Man konnte auch sagen, indem er seinen Kommandoposten verlassen hatte, um Amy auf den Berg zu folgen und Babcock zu stellen, hatte er lediglich einen Befehl von anderer, tiefgründigerer Art befolgt. Aber Lucius war Soldat und hatte das Pflichtgefühl eines Soldaten; er hatte das Urteil akzeptiert, ohne es zu hinterfragen.
    Er verbrachte seine Tage in Betrachtungen versunken– was notwendig war, auch wenn es, wie Lucius wusste, Männer gab, die es niemals schafften, sich abzulenken. Nachts hörte er sie vor Einsamkeit heulen. Das Gefängnis hatte einen kleinen Hof. Einmal in der Woche durften die Gefangenen hinaus, aber nur einzeln und jeder nur für eine Stunde. In den ersten sechs Monaten seiner Haft war Lucius sicher gewesen, dass er verrückt werden würde. Die Zahl der Liegestütze, die man machen konnte, war begrenzt; man konnte nicht endlos schlafen, und Lucius war noch keinen Monat im Gefängnis gewesen, als er angefangen hatte, Selbstgespräche zu führen, weitschweifige Monologe über alles und nichts– über das Wetter und das Essen, seine Gedanken und Erinnerungen, über die Welt hinter den Mauern des Gefängnisses und das, was da draußen gerade passierte. War jetzt Sommer? Hatte es geregnet? Würde es heute Abend zum Essen Brötchen geben? Im Laufe der Monate hatten diese Selbstgespräche sich zunehmend um die Wärter gedreht. Er war sicher, dass sie ihn bespitzelten, und als seine Paranoia sich vertiefte, glaubte er auch, sie wollten ihn umbringen. Er schlief nicht mehr, und dann aß er nicht mehr; er weigerte sich zu trainieren und verließ seine Zelle bald gar nicht mehr. Die ganze Nacht hockte er auf der Kante seiner Pritsche und starrte die Tür an, durch die seine Mörder hereinkommen würden.
    Nachdem er einige Zeit in diesem qualvollen Zustand verbracht hatte, entschied Lucius, dass er es nicht länger ertragen könne. Nur ein spärlicher Rest seines rationalen Ichs war noch übrig, und bald würde auch der vollständig verschwunden sein. Zu sterben ohne Verstand, ohne Erinnerung und Persönlichkeit, das war eine unerträgliche Aussicht. Es war nicht einfach, sich in der Zelle umzubringen, aber es war möglich. Ein entschlossener Selbstmörder konnte sich auf den Tisch stellen, das Kinn an die Brust drücken, vornüberkippen und sich bei dem Sturz das Genick brechen.
    Dreimal versuchte Lucius es so, und dreimal scheiterte er. Er begann zu beten, ein schlichtes Gebet aus drei Wörtern, mit dem er Gott um Hilfe bat: Hilf mir sterben. Sein Schädel dröhnte vom wiederholten Aufschlagen auf dem Zementboden, und er hatte sich einen Zahn abgebrochen. Noch einmal kletterte er auf den Tisch, kalkulierte seinen Fallwinkel und warf sich in die Arme der Schwerkraft.
    Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als er wieder zu sich kam. Er lag auf dem Rücken auf dem kalten Zement. Wieder hatte das

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