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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
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Körpermassen auf den Stuhl hinter seinem Schreibtisch sinken. Karlovic war schwer im reinen Sinne des Wortes, nicht fett, sondern in jeder Hinsicht groß, ein Mann von Kraft und Gewicht. An der Wand über seinem Kopf hingen Dutzende von Blättern: Dienstpläne, Ablaufdiagramme, Liefertermine. » Sie sollten sowieso in die Bombe. Sie und Ceps sind die Besten, die ich für Heißjobs habe. Nehmen Sie es als Kompliment, dass ich Sie beide in das fiese alte Biest schicke. Wenn es nach mir ginge, wäre das Ding längst schon auf dem Schrotthaufen.«
    Michael zweifelte nicht daran, dass dem so war; andererseits wusste er, was ein strategisch platziertes Lob war, wenn er eins hörte. » Also?«
    » Also das hier.«
    Karlovic schob ein Blatt Papier über den Tisch. Michaels Blick fiel sofort auf die verschnörkelte Unterschrift am unteren Rand: Victoria Sanchez, Präsidentin der Republik Texas. Rasch überflog er die drei kurzen Absätze des Schreibens. Da soll mich doch …, dachte er.
    » Irgendeine Ahnung, was dahintersteckt?«
    » Wie kommen Sie darauf, dass ich was weiß?«
    » Sie waren der letzte Crew-Chef beim Abladen. Vielleicht haben Sie was mitgekriegt, als Sie da oben waren. Gerede im Depot, zusätzliches Militär, das sich da herumtrieb, irgendetwas.«
    » Nichts, was mir aufgefallen wäre.« Er zuckte die Achseln. » Haben Sie mit Stark gesprochen? Vielleicht weiß er es.«
    Stark war der leitende Sicherheitsoffizier der Raffinerie. Er war ein ziemliches Großmaul und trank zu viel Alk, aber er wurde allgemein respektiert, sowohl bei den Ölhänden als auch bei der DS , und sei es nur, weil er am Pokertisch alle besiegte. Sein undurchsichtiges Spiel hatte Michael schon ein Vermögen gekostet. Nicht, dass es besonders schade um die Kohle war; innerhalb der Umzäunung der Raffinerie konnte man sie sowieso kaum ausgeben.
    » Noch nicht. Aber es wird ihm nicht passen.« Er musterte Michael kurz. » Sind Sie beide nicht befreundet? Diese ganze kalifornische Geschichte?«
    » Ich kenne ihn, ja.«
    » Vielleicht können Sie das Getriebe dann ein bisschen schmieren. Sozusagen– was weiß ich?– als inoffizieller Verbindungsmann zwischen DS und Militär.«
    Michael nahm sich einen Moment Zeit, um sich über seine Gefühle klar zu werden. Er freute sich, jemanden aus den alten Zeiten wiederzusehen, aber andererseits spürte er eine innere Beunruhigung, eine Art Ausgeliefertsein. Das selbstgenügsame Leben einer Ölhand hatte ihn in vieler Hinsicht vor dem Schmerz über den Verlust seiner Schwester gerettet. Und es hatte die Leere in seinem Kopf ausgefüllt, die sie hinterlassen hatte. Einerseits wusste er, dass er sich hier versteckte, andererseits war es ihm egal.
    » Das dürfte kein Problem sein.«
    » Gut. Ich betrachte das als Gefälligkeit. Ich überlasse es Ihnen, wie Sie das angehen.« Karlovic deutete mit dem Kopf zur Tür. » Jetzt machen Sie, dass Sie hier rauskommen. An die Arbeit. Und ich mein’s ernst: Passen Sie auf mit diesem Ding.«
    Als Michael bei der Destillationskolonne ankam, stand seine Crew, ein Dutzend harte Ölhände, mit ratlosen Gesichtern herum. Der Laster, der eine Ladung frischen Ölschlamm aus dem Fördergebiet herangekarrt hatte, stand herum, und Ceps war nirgends zu sehen.
    » Okay, warum ladet ihr dieses Ding nicht voll?«
    Ceps kam unter dem Heizelement am Fuße des Turms hervorgekrochen. Seine Hände und die bloßen Arme waren von schwarzer Schmiere überzogen. » Wir müssen die Anlage erst ausspülen. Da unten sind mindestens zwei Meter Bodensatz drin.«
    Michael brauste auf. » Verdammt, das dauert den ganzen Vormittag! Wer war der letzte Crew-Chef?«
    » Dieses Ding ist seit Monaten nicht mehr angeheizt worden. Da musst du Karlovic fragen.«
    » Wie viel Rohöl müssen wir rausholen?«
    » Zweihundert Barrels auf jeden Fall.«
    Achtzigtausend Gallonen halb-raffiniertes Petroleum, die wer weiß wie lange hier gelegen hatten: Sie würden einen großen Tanklaster brauchen, um das Zeug abzutransportieren, vielleicht zwei, und dann einen Pumpwagen und Hochdruck-Dampfschläuche, um den Turm zu spülen. Das wären mindestens zwölf Stunden– sechzehn, um ihn wieder aufzufüllen und das Heizelement zu starten. Vierundzwanzig, bis der erste Tropfen aus dem Rohr käme. Karlovic würde einen Schlaganfall kriegen.
    » Na, dann sollten wir mal anfangen. Ich fordere die Fahrzeuge an, ihr macht die Schläuche bereit.« Michael schüttelte den Kopf. » Wenn ich rauskriege, wer das

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