Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
Vom Netzwerk:
wusste, dass er großen Ärger hatte, aber sich darüber Sorgen zu machen kam ihm kleinlich vor. Vor allem taten ihm Michael und Lore leid.
    Er zog seine saubersten Arbeitssachen an und begab sich zum Zentralkommando, einem ehemaligen Bürokomplex neben der City Hall. Als er den Konferenzraum betrat, sah er verblüfft ein Gesicht, das er kannte: Gunnar Apgar. Falls er jedoch ein beruhigendes Wort von dem Mann erwartet hatte, sah er sich rasch enttäuscht. Als Peter strammstand, warf der Colonel ihm einen eisigen Blick zu und wandte sich dann wieder den Papieren zu, die vor ihm auf dem langen Tisch lagen. Zweifellos war es der Bericht der DS -Patrouille.
    Aber es war der zweite der drei Anwesenden, der Peter am meisten erstaunte. Die imposante Gestalt rechts neben Apgar war Abram Fleet, General der Army. Peter hatte den Mann nur ein einziges Mal in seinem Leben gesehen: Es war Tradition, dass der GA den Expeditionssoldaten den Diensteid abnahm. Rein äußerlich war der General keine weiter bemerkenswerte Gestalt– alles an ihm war eher unauffällig–, aber trotzdem konnte der Mann durch seine bloße Gegenwart einen Raum verändern, als lasse er die Moleküle der Luft in einer neuen Frequenz vibrieren. Den dritten Mann am Tisch kannte Peter nicht. Er war Zivilist mit schmalem Gesicht, einem adretten grauen Bart und Haaren, die aussahen wie gebürsteter Weizen.
    » Nehmen Sie Platz, Lieutenant«, sagte der General. » Kommen wir gleich zur Sache. Sie kennen Colonel Apgar. Mr. Chase hier vertritt den Stab der Präsidentin. Er repräsentiert ihre Augen und Ohren in dieser«– er suchte nach der treffenden Formulierung–, » in dieser unglückseligen Situation.«
    Mehr als zwei Stunden lang bombardierten sie Peter mit ihren Fragen. Meistens redete der General, dann kam gleich Chase. Apgar schwieg fast die ganze Zeit; nur gelegentlich machte er sich Notizen oder bat um eine genauere Erklärung. Der Tenor des Ganzen war beunruhigend herrisch, als ob sie versuchten, Peter in Widersprüche zu verstricken. Unterschwellig klang die Vermutung durch, mit seiner Geschichte versuche er, eine hausgemachte Katastrophe zu vertuschen, an der Peter die Schuld trug. Aber je länger das Verhör dauerte, desto deutlicher spürte er, dass dieser Verdacht nur ein Vorwand war, eine Fassade für eine sehr viel tiefer gehende Sorge. Immer wieder kehrten sie zu der Frau zurück. Wie war sie gekleidet gewesen, was hatte sie gesagt, wie hatte sie ausgesehen? War irgendetwas an ihrer Erscheinung merkwürdig gewesen? Auf dieses wiederholte Bohren reagierte Peter, indem er die Abfolge der Ereignisse möglichst präzise wiedergab. Sie hatte einen Mantel getragen. Sie war wunderschön gewesen. Du bist müde, hatte sie gesagt. Wir wissen, wo ihr seid, hatte sie gesagt. Wir?, wiederholte der General. Wer ist wir? Das weiß ich nicht. Sie wissen es nicht, weil Sie sich nicht erinnern? Nein, ich bin ganz sicher. Sie hat sonst nichts gesagt. Immer wieder im Kreis herum, bis selbst Peter anfing, an seinem eigenen Bericht zu zweifeln. Als es vorbei war– die Befragung endete mit einer Schroffheit, die zu ihrem einschüchternden Tonfall passte–, war er nicht nur emotional, sondern auch körperlich erschöpft.
    » Ein Wort der Warnung, Lieutenant«, sagte der General zum Schluss. » Sie reden mit niemandem über das, was auf der Oil Road passiert ist, oder über den Inhalt dieses Meetings. Mit niemandem, auch nicht mit den überlebenden Mitgliedern des Konvois oder des Suchtrupps, der Sie zurückgebracht hat. Dieses Gremium kommt zu dem Schluss, dass einer der Tanklaster aus unbekannten Gründen explodiert ist und nicht nur den Konvoi, sondern auch die Brücke über den San Marcos zerstört hat. Ist das klar?«
    Das also war die Wahrheit. Was auf der Oil Road passiert war, war nicht die ganze Geschichte. Es war ein Teil in einem größeren Puzzle, und diese drei Männer versuchten herauszufinden, wohin es gehörte. Peter warf einen verstohlenen Blick zu Apgar hinüber; dessen Gesicht strahlte die künstliche Neutralität eines Mannes aus, der den Befehlen seines Vorgesetzten gehorchte.
    » Jawohl, General.«
    Fleet schwieg kurz und fuhr dann in mahnendem Ton fort: » Ein Letztes noch, Jaxon, und auch dies ist mit äußerster Vertraulichkeit zu behandeln. Anscheinend ist Ihr Freund Lucius Greer aus der Haft entflohen.«
    Einen Moment lang bezweifelte Peter, dass er den General richtig verstanden hatte. » Sir?« Sein Blick huschte zu den beiden anderen. »

Weitere Kostenlose Bücher