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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
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Autos vorüber, eine Welt voll menschlicher Geschäftigkeit. Der Wagen unter ihnen schaukelte angenehm auf federweichen Stoßdämpfern.
    » Wie weit ist es?«
    Wolgast zuckte unbestimmt die Achseln. » Nicht sehr weit. Nur ein Stück die Straße hinunter.« Er warf ihr einen Seitenblick zu. » Ich muss sagen, du siehst sehr gut aus, Amy. So erwachsen.«
    » Wo sind wir hier?«
    » Na ja, in Texas.« Er verzog angewidert das Gesicht. » Das alles hier ist Houston, Texas.« Eine Erinnerung legte sich auf sein Gesicht. » Lila hatte es so satt, das immer wieder zu hören. Brad, es ist ein Staat wie jeder andere, sagte sie immer.«
    » Aber wie sind wir hierhergekommen?«
    » Wie, weiß ich nicht. Ich glaube, darauf gibt es keine Antwort. Was das Warum angeht…« Wieder schaute er zu ihr herüber. » Ich bin einer der Seinen, verstehst du.«
    » Carters.«
    Wolgast nickte.
    » Bist du auch auf dem Schiff?«
    » Auf dem Schiff? Nein.«
    » Wo dann?«
    Er antwortete nicht gleich. » Ich glaube, es ist am besten, wenn er es dir erklärt.« Noch einmal huschte sein Blick zu ihr herüber. » Du siehst wirklich wunderbar aus, Amy. Ganz so, wie ich es mir immer vorgestellt habe. Ich weiß, er wird sich freuen, dich zu sehen.«
    Sie waren jetzt in einer Gegend mit großen Häusern, üppigen Bäumen und weiten, gepflegten Rasenflächen. Wolgast bog in die Einfahrt eines Kolonialhauses mit weißer Backsteinfassade und hielt an.
    » Wir sind da. Ich denke, jetzt lasse ich dich allein weitergehen.«
    » Du kommst nicht mit?«
    » Oh, ich fürchte, diesmal bin ich nur der Bote. Nicht mal das. Eher der Lieferant. Geh einfach nach hinten.«
    » Aber ich will nicht ohne dich gehen.«
    » Es ist schon gut, Schatz. Er wird dich nicht beißen.« Er nahm ihre Hand und drückte sie sanft. » Geh schon, er wartet. Wir sehen uns bald wieder. Es wird alles gut, das verspreche ich dir.«
    Amy stieg aus. Grillen zirpten in den Bäumen, ein Geräusch, das die Stille irgendwie noch vertiefte. Die Luft war schwer von Feuchtigkeit und roch nach frisch gemähtem Gras. Amy drehte sich nach Wolgast um, der Wagen war jedoch nicht mehr da. Dieser Ort war anders, begriff sie; Dinge konnten hier einfach verschwinden.
    Sie ging weiter durch die Zufahrt und durch ein Spaliertor voll blühender Ranken nach hinten in den Garten. Carter saß an einem Tisch auf der Terrasse. Er trug Jeans, ein schmutziges T-Shirt und schwere Stiefel mit offenen Schnürsenkeln. Er rieb sich mit einem Handtuch über Nacken und Haar. Sein Rasenmäher parkte in der Nähe und verströmte leisen Benzingeruch. Als Amy herankam, hob Carter den Kopf und lächelte.
    » Ah, da sind Sie ja.« Er deutete auf zwei volle Gläser auf dem Tisch. » Ich bin hier gerade fertig. Kommen Sie und setzen Sie sich ein bisschen. Ich dachte mir, Sie möchten vielleicht einen Eistee.« Das Lächeln verbreiterte sich zu einem breiten Grinsen mit weißen Zähnen. » Gibt nichts Besseres als ein Glas Eistee an einem heißen Junitag.«
    Amy setzte sich ihm gegenüber auf den Stuhl. Er hatte ein kleines, glattes Gesicht und freundliche Augen, und sein kurzgeschnittenes Haar sah aus wie eine dunkle Wollmütze. Seine kakaofarbene Haut war mit schwarzen Punkten gesprenkelt, und auf Hemd und Armen klebten kurze Grashalme. Der Pool neben der Terrasse war kühl und einladend blau, und das Wasser leckte sanft an den gekachelten Rändern.
    Erst jetzt erkannte Amy, dass es das Haus war, in dem sie und Greer die Nacht verbracht hatten.
    » Dieses Haus«, sagte sie und hob das Gesicht zu den zirpenden Bäumen. Der goldene Sonnenschein wärmte ihre Haut. »Es ist so schön.«
    » Das ist es wohl, Miss Amy.«
    » Aber wir sind immer noch im Schiff, nicht wahr?«
    » In gewisser Weise«, antwortete Carter. » In gewisser Weise.«
    Schweigend saßen sie da und nippten an ihrem kalten Tee. Feuchte Perlen rollten an den Gläsern herunter. Alles wurde langsam klarer.
    » Ich glaube, ich weiß, warum ich hier bin«, sagte Amy.
    » Das habe ich erwartet.«
    Die Luft war plötzlich kalt geworden. Amy schlang fröstelnd die Arme um sich. Trockenes Laub wehte über die Terrasse wie braune Papierfetzen, und das Licht hatte seine Farbe verloren.
    » Ich habe an Sie gedacht, Miss Amy. Die ganze Zeit. Ich und Wolgast, wir haben uns unterhalten. Ein gutes Gespräch, so wie wir beide es jetzt führen.«
    Was immer Carter ihr erzählen würde, sie wollte es plötzlich nicht hören. Das Laub brachte sie auf diesen Gedanken: Sie hatte

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