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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
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Angst.
    » Er sagt, er ist einer der Ihren. Er gehört Ihnen.«
    Carter nickte auf seine milde Art. » Der Mann sagt, er schuldet mir was, und ich schätze, er hat recht. Ich halte übrigens große Stücke auf ihn. Er hat mir geholfen, der Sache auf den Grund zu kommen. Alle Zeit der Welt, Anthony, unendlich viel Zeit, das hat er gesagt. Anfangs hab ich mir einiges genommen, und das bestreite ich nicht. Es war der Hunger, der mich dazu gebracht hat. Aber ich hab mich nie dran gewöhnen können. Wolgast war der, der mir die Chance gegeben hat, alles in Ordnung zu bringen.«
    » Er ist es, der Sie im Schiff eingeschlossen hat, nicht wahr?«
    » Ja, Miss Amy. Hab ihn drum gebeten, als der Hunger zu schlimm wurde. Hätte sich selbst auch da eingeschlossen, wenn Sie nicht gewesen wären. Geh und kümmere dich um dein Mädchen, hab ich gesagt. Der Mann, er liebt Sie von ganzem Herzen.«
    Amy bemerkte, dass da etwas im Pool war. Ein dunkler Umriss, der langsam heraufstieg und die Wasseroberfläche zerteilte, um seinen Platz zwischen den schwimmenden Herbstblättern einzunehmen.
    » Sie ist immer da.« Carter schüttelte langsam und betrübt den Kopf. » Ist ein Jammer. Jeden Tag mähe ich den Rasen. Jeden Tag kommt sie herauf.«
    Er verstummte, und Trauer verdunkelte sein freundliches Gesicht. Ein Augenblick verging; dann sammelte er sich und sah sie wieder an. » Ich weiß, es ist Ihnen gegenüber nicht fair. Die Dinge, denen Sie ins Auge sehen müssen. Wolgast weiß es auch. Aber das hier ist unsere Chance. Noch eine kommt nicht mehr.«
    Jetzt wurde ihr Zweifel zur Gewissheit wie ein Saatkorn, das in ihr keimte. Sie fühlte es schon seit Tagen, Wochen, Monaten. Die Stimme Zeros, die sie rief. Amy, geh zu ihnen. Geh zu ihnen, du unsere Schwester im Blut. Ich habe dich gekannt, dich gefühlt. Du bist das Omega zu meinem Alpha, diejenige, die sie bewachen und bewahren kann.
    » Bitte«, sagte sie mit zitternder Stimme. » Verlangen Sie das nicht von mir.«
    » Ich habe nichts zu verlangen. Auch nichts zu sagen. Hier geht’s nur um das, was ist.« Carter richtete sich auf seinem Stuhl auf, zog ein Taschentuch aus der hinteren Hosentasche und hielt es ihr entgegen. » Na los, weinen Sie, wenn Sie wollen, Miss Amy. Das ist das Mindeste, was Ihnen zusteht, schätze ich. Hab ja selbst ohne Ende geweint.«
    Und sie tat es; sie weinte. Im Waisenhaus hatte sie vom Leben gekostet. Mit Caleb, den Schwestern, Peter und mit allen anderen. Sie war Teil von etwas geworden, Teil einer Familie. Sie hatte ein Zuhause in der Welt gefunden. Jetzt würde sie es wieder verlieren.
    » Sie werden uns beide umbringen.«
    » Ich schätze, sie werden es versuchen. Das wusste ich von Anfang an.« Er beugte sich über den Tisch und nahm ihre Hand. » Ich weiß, es ist nicht recht, aber das hier müssen wir gemeinsam durchstehen. Es ist unsere einzige Chance. Es gibt keine andere mehr.«
    Sie konnte sich nicht weigern. Es war besiegelt. Das Licht verblasste, das Laub wehte herab. Im Pool setzte der Leichnam der Frau seine langsame Reise fort und trieb kreiselnd in der ewigen Strömung.
    » Sagen Sie mir, was ich tun muss.«

VIII
    Die Wandlung
    Niemand bin ich! Und du? Ein Niemand– noch dazu? Dann sind wir zwei im Land! Still! Gleich wird man bekannt!
    – Emily Dickinson

49
    Der erste richtige Schnee des Winters kam anscheinend immer mitten in der Nacht. Sara schlief auf dem Sofa, als ein Klopfen sie weckte. Eine Zeitlang mischte sich das Geräusch in ihren Traum, in dem sie schwanger war und versuchte, es Hollis zu sagen. Die Umgebung in diesem Traum war ein rätselhaftes Gewirr von einander überlagernden Orten (die Veranda des Hauses in der Ersten Kolonie, in dem sie aufgewachsen war, die Biodiesel-Produktion mit den dröhnenden Mahlwerken, ein verfallenes Theater, das ihrer Fantasie entsprang, mit zerfetzten violetten Vorhängen über der Bühne), und obwohl andere Figuren an der Peripherie drifteten (Jackie, Michael, Karen Molyneau und ihre Töchter), hatte sie das Gefühl, mutterseelenallein zu sein: Da waren nur sie und Hollis. Das Baby klopfte in ihr– Sara begriff, dass es eine Art Morsecode war–, und wollte geboren werden. Jedes Mal, wenn sie versuchte, es Hollis zu erklären, kamen ganz andere Worte aus ihrem Mund: nicht » Ich bin schwanger«, sondern » Es regnet«, nicht » Ich bekomme ein Kind«, sondern » Heute ist Dienstag«, und Hollis schaute sie erst verwirrt, dann amüsiert an und lachte. » Das ist nicht lustig«, sagte

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